Bilderbuch – das sind Peter Horazdovsky, Michael Krammer, Philipp Scheibl und der verschmitzte Frontmann Maurice Ernst. Ihre vielschichtige Musik möchte man in einem Moment Art- oder Indie-Rock, im nächsten Elektro-Pop nennen, ihre deutsch-englischen Texte reichen von gefühlvoller Lyrik bis DADA. Aber in welche Kiste man die vier Österreicher auch stecken möchte, fest steht, dass sie den Mumm haben, sich über musikalische Konventionen hinwegzusetzen. Diesmal jedenfalls zogen sie mit einer besonderen Show eine bunt gemischte Menge von 2100 Fans in die Posthalle. Denn der Auftritt war nicht nur Tourstart und erster Gig nach sieben Monaten Pause, sondern auch erster Besuch in Würzburg.
Die Show schien unter dem Motto Liebe zu stehen, gleich die ersten drei Songs spielte die Band zum ersten Mal vor Publikum. Dabei regnete es rote Herzen von der Decke. Auch die Bühnendekoration hatte Premiere: leuchtende Globen und Lavalampen, Girlanden und Netze, Neonschilder, Planeten und ein großer Kühlschrank. Zwischendurch legte Maurice Ernst einen Stage Dive hin und glitt singend über die feiernde Menge. „Das kommt davon, wenn man sieben Monate nicht spielt“, erklärte er seine Euphorie, die noch den Rest des Abends anhalten sollte. Die Stimmung im Publikum erreichte ihren Höhepunkt, als die Band in der Mitte des Konzertes eine ihrer bekanntesten Hits nacheinander abfeuerte und sich daran eine weitere Songpremiere anschloss.
Die coole Sonnenbrille aus dem extra bereitstehenden Kühlschrank
Nach knapp 90 Minuten verabschiedeten sich Bilderbuch, und das tobende Publikum schrie nach einer Zugabe. Natürlich die Band wieder auf die Bühne, aber weitere sechs Songs hatten wahrscheinlich wenige erwartet. Darunter ein bisher unveröffentlichtes Stück mit dem Titel „Mr. Refrigerator“, für das sich Maurice Ernst eine eisgekühlte Sonnenbrille aus dem bereitstehenden Kühlschrank aufsetzte.
Bilderbuch wissen nicht nur, wie man eine Party schmeißt, sondern auch, wie man richtige Musik auf hohem Niveau macht. Sie lassen sich zwischendurch viel Zeit für Instrumental-Passagen, die mal wild und ohrenbetäubend, mal entspannt und sphärisch sind. Nebenbei spricht sich die Band für Gleichheit und Humanität aus und machte beim Konzert in der Posthalle auf die deutsche Hilfsorganisation Cadus aufmerksam, die in Krisengebieten medizinische Hilfe leistet.