Den Perkussions-Programmpunkt beim Schweinfurter Nachsommer (6. bis 27. September) übernimmt diesmal das Schweizer Duo Bubble Beatz. Am 18. September, ein Donnerstag, trommeln Kay Rauber und Christian Gschwend ab 19.30 Uhr in Halle 410 auf allen Arten von Müll und Altmetall. Die „Trash-Machine“ ist Mittelpunkt der Sound-Groove-Artistik-Fitness-Performance des Duos. Sie rackern sich seit 1999 in Blaumännern ab, dreschen auf Autobleche ein, klettern zwischen ihren unkonventionellen Instrumenten umher. Nebenan ist möglicherweise eine Großstanze der SKF in Betrieb – für die beiden Schlagzeuger eine willkommene Herausforderung. Im Gespräch erklärt Kay Rauber, wie aus Spiel- und Sammeltrieb Bubble Beatz wurde.
Frage: Wie viele Lkw brauchen Sie denn mittlerweile, um Ihre Trash-Machine zu transportieren?
Kay Rauber: Wir haben den gleichen Hänger wie schon immer. Er ist einfach immer voller geworden. Wir haben einen VW-Bus und einen etwa gleich großen Hänger. Beide sind jetzt bis oben voll.
Wie lange dauert der Aufbau?
Rauber: Für das alte Programm „Don'T Litter“ etwa eine Stunde, für die neue Show „All you can beat“ brauchen wir etwa drei Stunden.
Welche Show werden Sie in Schweinfurt zeigen?
Rauber: In Schweinfurt wird es „Don'T Litter“ sein, weil die Bühne nicht genug Platz bietet für die neue Variante.
Sie haben mal in einem Interview gesagt, Sie gehen mit Drum Sticks auf den Schrottplatz und schauen, was gut klingt. Was klingt denn am besten?
Rauber: Unsere Lieblinge sind die blauen Regentonnen. Die sind das Herzstück von Bubble Beatz, und mit so einem blauen Fass hat unsere Karriere auch damals begonnen. Geeignet sind auch Pfannen und alle Arten von Eisen, die sich nicht verbiegen oder im Ton verändern. Manche Sachen aus weicheren Metallen klingen am Anfang toll, aber nach drei Mal wird der Ton immer höher, und dann sind sie nicht mehr brauchbar.
Das heißt, die Materialien müssen vom Ton her genau in die Show reinpassen?
Rauber: Nicht unbedingt. Wir gehen auf den Schrottplatz und nehmen alles mit, was uns irgendwie gefällt. Im Proberaum bauen wir die Sachen dann in unser Instrument ein. Beim Mitnehmen gilt erstmal das Zufallsprinzip, im Proberaum kommen einigen Sachen in den Recall, und einige fallen dann eben raus.
Sie sind also nach und nach zu Metallexperten geworden?
Rauber: Ich glaube ja. Wir wissen dann zwar immer noch nicht, was es genau für ein Metall ist, aber bei den Schrottobjekten können wir meistens schon früh sagen, das ist kommt in Frage oder nicht.
Ihre Kunst funktioniert aber auch nur mit einem Stuhl, einer Flasche, einer leeren Getränkekiste.
Rauber: Genau, wir sind sehr anpassungsfähig.
Es geht also nicht in erster Linie um die Materialschlacht?
Rauber: Nein, nein, das kommt eher daher, dass wir halt gerne sammeln und uns so viele Sachen gefallen. Eigentlich aber geht es uns darum, dass wir auf allem irgendwie ein Musikstück hinkriegen. Das kann eben auch bloß eine Flasche, ein Stuhl oder eine leere Getränkekiste sein.
Ertappen Sie sich manchmal im Zug oder im Flugzeug dabei, dass Sie auf der Lehne Ihres Vordermannes rumtrommeln?
Rauber: Das kommt vor, ja. Ich glaube, Schlagzeuger sind grundsätzlich eher nervöse Typen. Die haben eben immer ein Instrument vor sich. Ich weiß, dass ich damit meine Eltern oft genervt habe.
Steckt hinter Bubble Beatz – jenseits Hyperaktivität und Spieltrieb – eine Botschaft? Sie nutzen ja Materialien, die andere nicht mehr brauchen können.
Rauber: Das war damals eine Zufallsentdeckung. Wir waren 18, haben beide normales Schlagzeug gespielt und so auch unser erstes Konzert absolviert. Und dann sind wir draufgekommen, dass es andere Sachen gibt, die einen Bruchteil von denen kosten, die es im Musikgeschäft gibt, und die auch Spaß machen. Aber das war keine Botschaft, dass man Sachen recyceln soll oder so. Wir haben einfach Sounds entdeckt, die du nicht im Fachhandel kaufen kannst. Wir lieben elektronische Musik, und da entsprechen die Klänge auch oft nicht denen eines normalen Drum Sets. Und genau diese Sounds finden wir auf dem Schrottplatz.
Dann ist es also Zufall, dass Sie Schweizer sind? Ihr Konzept spielt nicht auf das uralte Vorurteil an, dass der Schweizer den Anblick von Müll nicht erträgt?
Rauber: Nein, nein. Im Gegenteil. Es fällt uns hier viel leichter, Schrott zu finden, als etwa in China, wo wir ab und zu spielen. Dort ist es viel schwieriger, Instrumente zu finden. In der Schweiz ist alles schön gesammelt und gut sortiert.
In China heben die Leute möglicherweise mehr auf und werfen es nicht weg?
Rauber: Ja, und wenn doch, dann liegt das Zeug unsortiert auf einem Haufen zwischen vergammelten Bananenschalen in der Ecke.
Wie reagiert das Publikum in China? Achten die Menschen da auf andere Sachen als Europäer?
Rauber: Es gibt schon Unterschiede. Bei uns gibt es Zwischenapplaus für bestimmte Szenen. Der Schweizer findet es zum Beispiel cool, dass wir mit Flipflops auf Röhren eine Melodie spielen. Das kommt in China nicht. Da sind die Leute überwältigt von der Show insgesamt, aber ihnen fällt weniger das Detail auf. Aber sie lassen sich total mitreißen.
In Schweinfurt werden Sie in einer Fabrikhalle spielen. Nebenan gibt es eine Großstanze, die sehr rhythmisch arbeitet. Könnten Sie sich vorstellen, das in Ihre Show einzubauen?
Rauber: Die ist wahrscheinlich zu groß, dass wir die rüberholen können. Aber ich kann mir den Sound schon vorstellen. Das würde natürlich super passen. Das ist ein altes Dilemma: Manche Sounds würden wir gerne mitnehmen, aber die Instrumente sind einfach zu groß und zu schwer.
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