Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Das Holz ist der Börner

Würzburg

Das Holz ist der Börner

    • |
    • |
    An den Grenzen der Materialästhetik: Heiko Börner und eins seiner Werke auf der Arte Noah.
    An den Grenzen der Materialästhetik: Heiko Börner und eins seiner Werke auf der Arte Noah. Foto: Joachim Fildhaut

    Ist das typisch Holz? Klötze schieben sich auseinander, doch eine zähe Masse hält sie miteinander in Verbindung. Von einer kantigen Säule hebt die obere Hälfte ab und verdreht sich gegen die untere. Aus einem Kasten tropft etwas und scheint hin und her zu schwingen.

    Heiko Börner stellt auf dem Würzburger Kunstschiff Arte Noah aus. Der Mann baute seinen Meister in Holzbildhauerei und absolvierte die Wiener Kunstakademie. Er weiß also, was er seinem Material zumutet, und hat ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür, wie weit er damit gehen kann.

    Eine Eigenschaft lässt er jedenfalls allen zwölf Skulpturen seiner Ausstellung „Flash“: Sie zeigen tiefe Spuren ihrer Zurichtung durch Kettensäge, Stechbeitel und Hohleisen. Eine fast unsichtbare weiße Lasur umhüllt sie. „Ich hab' sie ja nicht farbig angemalt“, nennt Börner im Gespräch mit Vernissagebesuchern eine mögliche Alternative. Und er poliert die Exponate nicht, die als Titel alle den Namen ihrer Holzart, mehrheitlich die klassische Linde, tragen: „Ich lasse die Textur des Holzes bewusst in den Hintergrund treten, aber ich negiere sie nicht. Man soll noch merken, dass es Holz ist.“

    Wie für einen Film

    Heiko Börner, der schon im Haus der Kunst seiner Wahlheimat München ausstellte, holt jedoch nicht die ganze Holzheit aus seinen Stämmen und Brettern. Er könnte seine Linden ja auch polieren. Dann wäre jedes Stück ungemein dekorativ. Statt zu zieren, regen die Werke zum genauen Sehen und zum Mitdenken an: Was ist mit der Grundform passiert? fragt man unwillkürlich.

    Jede Skulptur friert offensichtlich einen Moment in einer Verformungsbewegung ein. Wenn ich die rückgängig machen würde – so geht das mitdenkende Sehen –, welche einfache Ausgangsform erhielte ich dann?

    Keine bestimmte. Jedes Börner-Kunstwerk enthält zwar zuverlässig zwei polare Elemente. Aber jedes davon hat sich im Lauf der Bewegung auch selbst verformt, so dass man es nicht mehr passgenau auf seine andere Hälfte zurücksetzen kann. Warum nicht, das zeigt am besten die erste von zwei „Sequenzen“, die Börner an der linken Galeriewand ausstellte. Diese Bilder sind Storyboards wie für einen Film (tatsächlich dreht Börner auch Videos). Und im ersten transformiert sich ein Quader zu einer Art Reiserbesen. Da fügen sich Vorder- und Hinterseite der Borsten auch nicht mehr zusammen. Also: Kein Ausstellungsbesucher muss Ausgangsformen entdecken, um sie wieder miteinander zu verfugen. Alle sollten nur wissen: Selbstverständlich ist jedes Werk aus einem einzigen Stück Holz geschaffen.

    Zwei weitere Gründe, derlei in Holz zu treiben, hat der Künstler noch: Der Mensch kann die Lebenszeit eines Baums nachvollziehen. Baum und Mensch haben eine ähnliche. Das ist beim Jahrmillionen alten Stein ganz anders. Und Börners Onkel war Förster.

    Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 15-18, Sonntag 12-18 Uhr. Bis 5. Juni. Der Eintritt ist, wie immer in der Arte Noah und anders als beim Bericht über den Tag der Offenen Tür erwähnt, frei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden