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Das Leben an Herbert von Karajans Seite

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Das Leben an Herbert von Karajans Seite

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    Berlin

    (dpa)

    Eliette von Karajan gibt sich kämpferisch und lebensfroh. „Zum 100. Geburtstag meines Mannes wollte ich jetzt meine eigene Wahrheit aufschreiben. Ich habe das nicht gleich nach dem Tod meines Mannes machen können, weil ein ehrliches Buch auch viel Mut und Kraft und Disziplin erfordert“, sagte die bei Salzburg lebende Witwe des 1989 gestorbenen langjährigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Herbert von Karajan wäre am 5. April 100 Jahre alt geworden. „Es war in den ersten Jahren nach dem Tod meines Mannes auch nicht leicht für mich, in die Philharmonie zurückzukehren“, so Eliette von Karajan.

    Die 67-Jährige stellte aus Anlass der Gedenkfeiern für ihren Mann in Berlin ihre Memoiren vor („Mein Leben an seiner Seite“, Ullstein Verlag). Sie habe auch „einige falsche Vorstellungen“ über ihren Mann in der Öffentlichkeit korrigieren wollen. „Vielleicht war er manchmal etwas schwierig auf seine Art, und er hat auch viel verlangt von seinen Musikern, aber er hatte ein großes Herz für jeden von ihnen und sich sehr gekümmert, wenn es Probleme gab. Er hat mit seinen Musikern geatmet, und sie haben deswegen ihr Bestes gegeben. Er hat auch zuhören können. In den Medien aber erschien meist nur das Bild vom Jet-Set: ,Karajan hier – Karajan dort‘“, die bunten Blätter hätten eher über den Porsche-Fahrer und den Privatpiloten geschrieben denn über den Musiker.

    Der Bruch mit seinen Berliner Philharmonikern in den 80er Jahren nach über 30-jähriger „Ehe“ sei „natürlich eine Katastrophe“ gewesen, erinnert sich die Witwe. Damals stritten sich Karajan und das Orchester erbittert um das Engagement der Klarinettistin Sabine Meyer. „Es ging nicht um eine Frau, es war eine Machtfrage. Aber er war doch der Chef“, meint Eliette von Karajan rückblickend. „Man hätte auch mehr Verständnis für ihn haben können, man war nicht immer fair zu ihm. Er war doch gesundheitlich schon geschwächt. Der Streit war ein schwerer Schlag für ihn. Das hatte er nicht verdient.“

    Allerdings habe ihr Mann „auch viel von seinen Musikern bekommen, es war ein Geben und Nehmen – das ist wie in einer langen Ehe, mal gibt es Sonne und mal Schatten“. Seine Kündigung Ostern 1989 – Karajan gab die Leitung in Berlin ab – „ist ihm natürlich nicht leicht gefallen, es hat ihm fast das Herz gebrochen“, so seine Witwe. „Ich habe ihm auch zu mehr Geduld geraten, aber mein Mann hat gewusst, was zu tun war. Er hat es getan, weil auch sein Herz nicht mehr dabei war. Vielleicht hätte ein Mann wie Wolfgang Stresemann, ein Gentleman der alten Schule, am Schluss doch noch mäßigend wirken können. Aber die Maxime meines Mannes war auch, man muss weitermachen, und er hat auch neue Pläne gehabt.“

    Der Tod Herbert von Karajans am 16. Juli 1989 sei für sie überraschend gekommen, sagte Eliette von Karajan. „Es war ein Trost, dass er in meinen Armen sterben konnte. Er wollte ausdrücklich kein Staatsbegräbnis und keinen Pomp. Deswegen haben wir ihn auch ganz schnell im kleinsten Familienkreis zur letzten Ruhe gebettet.“

    Danach habe sie sich in neue Aufgaben gestürzt. Sie sei froh, mit einer Stiftung und dem „Prix Eliette“ jungen Künstlern helfen zu können, wie zum Beispiel in den 90er Jahren bei Damien Hirst. „Ich habe so viel vom Leben und vom lieben Gott bekommen, da möchte ich auch etwas zurückgeben können.“ Ihr gefalle auch, was Simon Rattle heute auf dem Posten ihres Mannes mache mit der Unterstützung von Nachwuchsmusikern oder der musikalischen Bildung junger Menschen.

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