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WÜRZBURG: Das Rätsel der Königin von Saba

WÜRZBURG

Das Rätsel der Königin von Saba

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    Film-Königin: Gina Lollobrigida in „Salomon und die Königin von Saba“ (1959). Im Text: Die Bundeslade in einer Darstellung aus dem frühen 15. Jahrhundert.
    Film-Königin: Gina Lollobrigida in „Salomon und die Königin von Saba“ (1959). Im Text: Die Bundeslade in einer Darstellung aus dem frühen 15. Jahrhundert. Foto: Fotos: dpa/hele

    Die Königin zog „mit sehr großem Gefolge“ in Jerusalem ein: „Mit Kamelen, die Balsam, eine gewaltige Menge Gold und Edelsteine trugen“, berichtet das Alte Testament. Sie kam, um König Salomo zu testen: War der wirklich so klug, wie man erzählte? Sie fragte und fragte. Und der Herrscher wusste alles.

    Eine schöne Geschichte. Aber halt nicht wahr, oder, wie es Wissenschaftler etwas vorsichtiger ausdrücken, „historisch nicht belegbar“. Aber: Was ist wahr? Immer nur der belegbare Fakt? Oder auch das, was seit Jahrtausenden im kollektiven Gedächtnis mehrerer Kulturen verwurzelt ist? Mythen haben ihre eigene Wahrheit. Die Geschichte von Salomo und der Königin von Saba, die sich um das Jahr 1000 vor Christus zugetragen haben soll, ist in drei großen Religionen verankert: bei Christen, Juden und Muslimen. Zudem wird sie im Kebra Negast erzählt. Das ist eine Ende des 13. Jahrhunderts nach Christus entstandene Sammlung von Texten über äthiopische Herrscher. Von einer leicht bekleideten Gina Lollobrigida verkörpert, regte die Königin 1959 in „Salomon und die Königin von Saba“ auch als Hollywood-Filmfigur Männerfantasien an.

    Nach erfolgreich absolvierter Quiz-Runde beschenkt Salomo die abreisende Kollegin so reichlich, „wie es nur der König Salomo vermochte“. So steht's im Alten Testament, das die Episode zweimal, nahezu wortgleich erzählt: im Ersten Buch der Könige (Kapitel zehn) und im Zweiten Buch der Chroniken (Kapitel neun).

    Ins Bett der Königin

    Wie's weiterging, erzählt das Kebra Negast: Durch einen Trick schafft es Salomo ins Bett der Königin, die hier Makeda heißt. Sie gebiert auf der Heimreise einen Sohn, Menelik. Der besucht später den Vater in Jerusalem – und muss auf dem Nachhauseweg entdecken, dass sein Begleitzug die Bundeslade hat mitgehen lassen. Salomo will die Gesellschaft verfolgen, um das wertvolle Stück zurückzuholen – doch Menelik fliegt auf magische Weise nach Hause. So verweben Sagen und Mythen die Geschichte von der Königin von Saba mit der geheimnisvollen Bundeslade.

    Die mit Gold beschlagene Truhe enthielt, laut biblischer Darstellung, die Steintafeln mit den Zehn Geboten, die Moses vom Berg Horeb herabgeschleppt hatte. Die sehr detaillierte Bauanleitung für die Lade kam, nachzulesen im Buch Exodus (Kapitel 25), direkt von Gott. Eine geradezu magische Kraft ging von der Truhe aus: Sie half den Israeliten in Kriegen, jeder Unbefugte, der sie berührte, starb. Die Lade gewährleistete die Anwesenheit Gottes (und seiner Macht) mitten unter seinem Volk.

    Archäologisch ist das gute Stück nicht belegbar. Umso emsiger sind Esoteriker und Populärwissenschaftler am Fantasieren. Immer wieder wurde die Lade als gefunden gemeldet – ohne dass je ein Beweis vorgelegt worden wäre. So berichtete der Brite Graham Hancock vor 25 Jahren in seinem Buch „Die Wächter des Heiligen Siegels“, er habe in Aksum die Kapelle entdeckt, in der die Bundeslade aufbewahrt werde. Rein durfte der britische Laden-Sucher in die Kirche allerdings nicht. Hancock zog unverrichteter Dinge wieder ab. Gläubig zwar, doch ohne Beweis. Aksum liegt in Äthiopien. Von dort kam laut Kebra Negast auch die Königin, die Salomo besuchte. Dort könnte Saba gelegen haben, aber auch im Süden der Arabischen Halbinsel, was die gängige Meinung ist. Der folgt auch die Ausstellung „Zu Gast bei der Königin von Saba“ im Würzburger Martin-von-Wagner-Museum (siehe Kasten).

    Andererseits hatten Hamburger Archäologen 2010 in Äthiopien einen Palast aus dem 10. Jahrhundert vor Christus gefunden, den sie der Königin von Saba zuschrieben. Die Wissenschaft ist also uneins bei der Frage, in welchem belegbaren Landstrich die nicht belegbare Königin denn geherrscht haben könnte. Wenn Saba in Äthiopien gelegen und der uneheliche Sohn von Salomo und der Königin die Bundeslade in sein Heimatland entführt hätte: Dann könnte dort die Bundeslade noch heute sein und dort auch der womöglich aufsehenerregendste Fund der Geschichte auf die Archäologen warten.

    Wenn, wenn, wenn: In der Wissenschaft ist derartige Unsicherheit ein Problem. Im mythischen Denken nicht. Da werden Unsicherheiten zu Tatsachen, durch Erzähltraditionen, die über die Jahrhunderte weitergegeben werden und sich dadurch immer mehr festigen. Und vielleicht fußen sie ja auf wirklichen Ereignissen . . . Nur Indiana-Jones-Fans wissen, wo die Bundeslade ist: In einem Geheim-Depot der US-Army. Aber „Indy“ ist halt auch bloß Hollywood. Richtige Archäologen werden sich weiterhin mit der Aussage begnügen müssen, die Bundeslade sei „nicht belegbar“. Wie die Königin von Saba.

    Ausstellung in Würzburg

    Funde und Forschungsergebnisse präsentiert eine kleine Ausstellung im Martin-von-Wagner-Museum in der Würzburger Residenz.

    Unter dem Titel „Zu Gast bei der Königin von Saba“ gibt es Poster mit Infotexten und Abbildungen, digitale 3-D-Animationen, originale Fundstücke und Münzen aus Südarabien – wo das Königreich Saba wohl einst lag. Auch der im Bild links gezeigte Kopf einer Grabstele aus dem 6. bis 4. Jahrhundert vor Christus ist in der Ausstellung zu sehen.

    Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 13.30 bis 17 Uhr sowie ab 24. Mai jeden zweiten Sonntag von 10 bis 13.30 Uhr. Bis 4. Oktober.

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