Die Riege der US-amerikanischen Top-Autoren feiert in diesem Jahr ein schmerzvolles Jubiläum. 20 Jahre ist es her, dass mit der Vergabe an Toni Morrison (82) zum letzten Mal ein Literaturnobelpreis nach Nordamerika ging. Seitdem warten viele prominente Schreiber jedes Jahr vergeblich auf einen Anruf aus Stockholm. Glaubt man den Auguren, geht der Nobelpreis auch dieses Jahr in eine geografisch andere Richtung.
Geheimniskrämerei gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Schwedischen Akademie, die sogar den Termin der Bekanntgabe des Preisträgers ganz spontan veröffentlicht. Es könnte schon an diesem Donnerstag (3.10.) so weit sein, Beobachter rechnen eher mit einer Verkündung eine Woche später (10.10.).
Verdächtig hoher Wetteinsatz
Die Wettlisten bei Anbietern wie Ladbrokes oder Unibet führt der japanische Romancier Haruki Murakami (64) wie im vorigen Jahr mit einigem Vorsprung an. Besonders spannend sind Namen, die relativ neu auf Listen auftauchen. 2012 Jahr war das auch bei dem späteren Nobelpreisgewinner Mo Yan (58) so. Mit ihm ehrte die Akademie zum ersten Mal in der langen Geschichte des Literaturpreises einen in China lebenden chinesischen Autor. Mo Yan war aber eine umstrittene Wahl.
Gute Chancen hat die weißrussische Autorin und diesjährige Gewinnerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Swetlana Alexijewitsch (65). Aufregung gab es vor einigen Wochen um einen angeblich verdächtig hohen Wetteinsatz bei Ladbrokes auf den kenianischen Autor Ngugi wa Thiong'o (75). Das Pikante: Der Tipp soll aus Schweden gekommen sein.
Auch der Ungar Peter Nádas (70), der syrische Dichter Adonis (83) und US-Autor Philip Roth (80) werden als Favoriten gehandelt. Gleich hinter Roth stehen US-Kollegen wie Thomas Pynchon (76), Cormac McCarthy (80), Margaret Atwood (73), Joyce Carol Oates (75) oder Don DeLillo (76) Schlange.