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MODENA: Die letzten Tage des Lebemanns

MODENA

Die letzten Tage des Lebemanns

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    Luciano Pavarotti und seine junge Frau Nicoletta Mantovani.
    Luciano Pavarotti und seine junge Frau Nicoletta Mantovani. Foto: FOTO rtr

    Aufs Land war der schwergewichtige Sänger gezogen, um sich von seiner Bauchspeicheldrüsenkrebs-Operation im Sommer 2006 und der anschließenden Chemotherapie zu erholen. Doch die Krankheit war unbesiegbar: Am Donnerstagmorgen starb Luciano Pavarotti mit 71 Jahren. Erst Ende August war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo er wegen hohen Fiebers behandelt worden war. Er wollte auf eigenen Wunsch seine Genesung zu Hause fortsetzen. Hier wurde er auch ständig von Krebsspezialisten versorgt.

    Zwar wusste der inzwischen im Rollstuhl sitzende Pavarotti, dass er bald sterben würde, so seine Tochter. Trotzdem versuchte er, ein normales Leben zu führen, so gut es eben ging. Jeden Morgen trainierte er mit seinem Physiotherapeuten. Mittags kamen die Töchter Giuliana, Lorenza oder Cristina zum Essen. Nachmittags gab er Gesangsunterricht. Ab und zu sang er auch noch selbst. Nach dem Unterricht besuchten ihn Freunde zum Kartenspielen. Abends aß er mit seiner Frau Nicoletta und der kleinen Tochter Alice oder gab ein Dinner für Freunde.

    Lange Zeit hatte Pavarotti aus seinem endgültigen Abschied von den Bühnen der Welt ein Geheimnis gemacht. Im Oktober 2005 gab er bei seiner Abschiedstour sein letztes Deutschlandkonzert in Stuttgart. Damals ließ er sowohl den Ort als auch den konkreten Zeitpunkt seines tatsächlich letzten Auftritts offen. Dann machte ihm der Krebs einen Strich durch die Rechnung, und er musste seine Welttournee abbrechen. Und so kam es, wie es der italienische Sänger, der auf eine rund 45-jährige Karriere blickte, schon seit Jahren immer selbst angekündigt hatte: „Mit 70 ist Schluss.“

    Der am 12. Oktober 1935 in Modena geborene Sohn eines Bäckers liebte die großen Auftritte. So zog es den lebenslustigen Tenor immer stärker aus den Opernhäusern in die großen Hallen und Stadien. 1993 gab er im New Yorker Central Park ein Konzert vor 500 000 Zuhörern – es war das größte Klassikkonzert eines Solokünstlers überhaupt.

    Pavarotti studierte Pädagogik und arbeitete zwei Jahre lang als Volksschullehrer, bevor er 1956 Gesang studierte. 1961 debütierte er am Opernhaus von Reggio Emilia als Rudolfo in „La Boh?me“. In kürzester Zeit folgten Auftritte in Mailand, Wien, Hamburg, Amsterdam, London. Pavarotti sang an allen großen Bühnen der Welt.

    Ein Großereignis mit „Big P.“ wurde das während der Fußballweltmeisterschaft 1990 weltweit ausgestrahlte Konzert der Drei Tenöre mit Plácido Domingo und José Carreras in Rom. Der Live-Mitschnitt wurde zum größten Klassik-Bestseller der Plattengeschichte. Pavarotti scheute auch den Ausflug in die Popmusik nicht und sang Duette mit Elton John und Bon Jovi.

    2002 geriet der inoffizielle Abschied des Superstars von der New Yorker Met zum Desaster, weil er eine Stunde vor Aufführungsbeginn absagte. Häufig musste er Pausen einlegen, da der stark übergewichtige Sänger sich erst einer Knie- und später einer Rückenoperation unterziehen musste. Mit seinem Privatleben geriet Pavarotti 2000 in die Schlagzeilen, als er sich nach mehr als 30 Jahren Ehe von seiner Frau Adua trennte. 2003 heiratete er seine 35 Jahre jüngere Sekretärin Nicoletta, mit der er bereits seit Jahren liiert war. Diese brachte im selben Jahr Zwillinge zur Welt, von dem aber nur das Mädchen Alice überlebte. Aus seiner ersten Ehe hatte Pavarotti bereits drei erwachsene Töchter.

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