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MÜNCHEN: Die Michaela von Bata Illic hört auf den Namen Olga

MÜNCHEN

Die Michaela von Bata Illic hört auf den Namen Olga

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    Bata Illic
    Bata Illic Foto: FOTO dpa

    (dpa) „Dunkel war die Nacht, ein Vogel sang, und ich ging allein am Fluss entlang. Da sah ich Dich dort am Ufer steh'n, und Du gingst mit mir, es war so schön.“ Ein Glück, dass Bata Illic eines Nachts seine „Michaela“ traf – im übertragenen Sinn. 1972 kam er mit dem Ohrwurm ganz nach oben in der deutschen Hitparade. Mit seinem welligen braunen Haar, seiner Drei-Oktaven-Stimme und dem typischen Illic-Akzent – aus dem „ch“ wurde ein „k“ – war er künftig Stammgast bei Dieter Thomas Heck und Co. „Du bist mein Sonnenschein, lass mich nie mehr allein, Michaela“, sangen Tausende mit. Am heutigen Mittwoch, 30. September, wird Illic 70 Jahre alt – seine „Michaela“ hat ihn nie wieder verlassen.

    Bis heute fällt selbst jungen Leuten zu später Stunde zumindest der Refrain wieder ein. Wer hätte nicht bei der einen oder anderen Party schon einmal leidenschaftlich mitgesungen – egal, ob man sich gerne daran erinnert oder nicht. Welche Michaela um die 40 befürchtet nicht im Stillen, in Wahrheit nach dieser einen benannt zu sein? „Michaela“ ist Kult. Und dank ihr auch Bata Illic.

    Zwar hat er weiterhin ein gutes Verhältnis zu seinem Hit. Aber in ihm steckt mehr. Von einigem wissen seine Fans, die ihm auf Stadtfesten und bei Schlager-Revivals zujubeln, nicht unbedingt etwas. Als Illic Anfang der 60er Jahre aus seiner Heimat Belgrad nach Deutschland kam, reiste die Angst mit: „Man hatte uns erzählt: Im Kapitalismus sterben die Leute auf der Straße.“ In München angekommen, erlebte er eine Überraschung. „Ich habe mich in der ersten Nacht, als ich durch die Straßen von München gelaufen bin, entschieden, dass ich bleiben will.“

    Nach Deutschland gebracht hatte ihn sein Können, vor allem aber eine Menge Glück. Schon mit 21 Jahren hatte er sein Diplom als Philologe in der Tasche und wurde Lehrer an einer Belgrader Schule. Gleichzeitig trat er in Belgrader Jazz- und Jugendclubs auf. 1962 bekam er ein Konzertangebot von der US-Botschaft. Dort war man so begeistert, dass man ihm einen Gastspielvertrag für einen US-amerikanischen Club in Deutschland verschaffte.

    Dort hatte er dann so viel Erfolg, dass er blieb. 1967 kam seine erste Single auf den Markt, eine deutsche Version des Dean-Martin-Hits „World full of Sadness“. Es folgten „Mit verbundenen Augen“ und „Schuhe, so schwer wie ein Stein“, alles Hitparade-Kandidaten. Dann kam „Michaela“, danach „Schwarze Madonna“. In den 80ern wurde es still um Illic, doch dann erhob ein junges Publikum seine Lieder plötzlich zum Kult. „Das ist keine Renaissance für mich, ich bewerte das auch nicht über“, sagt Illic. „Aber es ist schön.“ Viele haben auch noch seine Teilnahme am RTL-Dschungelcamp 2008 in Erinnerung.

    Seit 46 Jahren verheiratet

    Eine Karriere wie seine sei heute kaum noch möglich, sagt er. „Die jungen Leute haben es schwerer heute. Man hat keine große Chance, seine Produkte richtig darzustellen. Damals, als ich jung war, gab es die Hitparade. Es gab nur zwei Fernsehprogramme, und alle haben das geschaut. Wir wurden wahrgenommen. Heute gibt es einfach zu viel.“ Welchen Rat hat er für den Nachwuchs? „Mein Rat für die jungen Leute wäre: Kopiert niemanden, singt so, wie Ihr im Herzen fühlt. Dann gewinnt man auch Zuhörer.“ Vor allem an US-amerikanischen Vorbildern sollten sich junge Sänger nicht zu stark orientieren. „Ich sprach zu Beginn kein Deutsch, ich wusste nicht mal, was überhaupt ein Schlager ist. Ich habe zum Produzenten gesagt: ,Ich kenne dieses Lied nicht.' Aber er hat geantwortet: ,Singe so, wie Du fühlst.'“

    Im wahren Leben hat Illic recht konstante Gefühle. Seit 46 Jahren ist er verheiratet. Seine große Liebe heißt nicht Michaela, sondern Olga. „Ich weiß, was ich an ihr habe. Das habe ich nie im Leben vergessen. Sie war mein erstes Mädchen.“ Zum Geburtstag organisiert sie ihm jedes Jahr eine Überraschung. „Ich weiß nie, wo wir hinfahren oder was passieren wird.“ Auf der Bühne will er so lange stehen, bis es nicht mehr geht.

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