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BAD KISSINGEN: Ein Abend mit und ohne Buchbinder

BAD KISSINGEN

Ein Abend mit und ohne Buchbinder

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    Rudolf Buchbinder
    Rudolf Buchbinder Foto: Foto: Borggreve

    Alle Achtung, das war ungewöhnlich, selbst für den Kissinger Sommer: vier Werke von Maurice Ravel in Folge nach der Pause, also eine Stunde französischer Impressionismus pur, davor das Gershwin-Klavierkonzert und ein unbekanntes Eröffnungsstück eines zu Recht unbekannten US-Komponisten – dergleichen hört der Klassikfreund nicht alle Tage.

    Noch ungewöhnlicher war es, dieses Programm als „Ein Abend mit Buchbinder“ zu titulieren: Denn beim vierfachen Ravel und dem unbekannten US-Amerikaner tauchte Rudolf Buchbinder gar nicht auf. Nur beim Gershwin-Konzert. Und das war nicht viel für einen „Abend mit Buchbinder“ und einen Mann, der kürzlich beim Würzburger Mozartfest an einem Abend ein Beethoven- und zwei Mozart-Konzerte aufgeführt hat.

    Indes waren die meisten der 700 Besucher im Regentenbau wegen des berühmten Wiener Pianisten gekommen. Der erfüllte seine ihm zugedachte Neben-Hauptrolle mit gewohnter Bravour und zeigte sich bei Gershwin, den er abseits der bevorzugten Klassiker gerne mag, in fast unorthodoxer Spiellaune. Das anfangs etwas sperrige F-Dur-Werk perlte unter seinen Händen plötzlich elegant dahin, wurde zum süffig-rassigen Vergnügen.

    Wie sehr Buchbinder den Auftritt genoss, offenbarten seine orthopädisch nicht ganz korrekte, verquere Beinhaltung sowie die dem prächtig begleitenden Orchester stimulierend zugewandte Körpersprache. Nach dem furios feinen Gershwin gab es fünf Minuten begeisterten Beifall und mächtig Fußgetrampel eines Publikums, das den unbekannten US-Amerikaner davor (Gordon Getty, Ouvertüre zur Oper „Plump Jack“) mit einzelnen Buh-Rufen bedacht hatte. Schade, ja unverständlich war allerdings, dass sich Buchbinder trotz des gewaltigen Jubels nicht zu einer klitzekleinen Zugabe aufraffen konnte. Dass der Buchbinder-Abend hernach auch ohne Buchbinder zur angenehmen Sache wurde, lag an Lawrence Foster, der das Residenz Orchestra Den Haag zu einem eleganten Ravel anstachelte. Vielleicht nicht immer feinnervig, dafür aber charmant geschmeidig: Höhepunkt war natürlich der „Bolero“ – mit Ausnahme der neben der Spur quietschenden Flöte klasse gemacht!

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