Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Exklusiv-Interview mit Sophie Moser: Geige und Großstadtrevier

WÜRZBURG

Exklusiv-Interview mit Sophie Moser: Geige und Großstadtrevier

    • |
    • |
    Sophie Moser: „Musik ist eine Sprache, die mehr ausdrücken kann, als Worte es können.“
    Sophie Moser: „Musik ist eine Sprache, die mehr ausdrücken kann, als Worte es können.“ Foto: Fotos: Mozartfest, dpa

    Als Kind war Sophie Moser, bei „Jugend musiziert“ mit Klavier und Geige erfolgreich, bevor sie sich auf die Violine konzentrierte. Dann begann sie mit der Schauspielerei. Unter anderem war sie von 2007 bis 2012 in der ARD-Serie „Großstadtrevier“ dabei.

    Frage: Sehen Sie sich als Schauspielerin, die auch Geige spielt, oder als Geigerin, die auch schauspielert?

    Sophie Moser: Ich bin definitiv beides. Für mich sind die beiden Bereiche miteinander verknüpft. Aber man kann schon irgendwo sagen, dass die Musik ein Stück weit im Vordergrund steht. Weil sie eine Sprache ist, die universell ist und mehr ausdrücken kann als Worte. Ich fühle mich als Musikerin auf der Bühne so wohl, dass es meine ganz persönliche Welt ist, die ich auf keinen Fall aufgeben könnte. Die Schauspielerei ist etwas später dazugekommen, hat aber mittlerweile den gleichen Stellenwert in meinem Leben.

    Kam es für Sie nie infrage, eines von beiden aufzugeben?

    Moser: Es gab eine Zeit, wo ich darüber nachgedacht habe, weil ich gemerkt habe, dass es sehr kompliziert war. Aber: Kompliziert wurde es durch Außenstehende gemacht, weil ich nicht ins gängige Bild passte. Diesen Doppelberuf können viele nicht verstehen. Mir wurde häufig gesagt, dass ich mich doch für eines entscheiden sollte. Schauspielerin und Geigensolistin – beides zusammen könne man nicht seriös betreiben. Aber das ist gar nicht so. Das Projekt beim Mozartfest ist das beste Beispiel, dass man wunderbar Brücken bauen kann zwischen künstlerischen Bereichen wie Literatur und Musik.

    Sie waren fünf Jahre beim „Großstadtrevier“ dabei, einer populären Vorabendserie. Da kommt vielleicht manch einer deshalb ins Konzert, weil er Sie aus dem Fernsehen kennt.

    Moser: Ich hab's schon erlebt, dass Leute nach dem Konzert gekommen sind und gesagt haben: Wir sehen Sie sonst im „Großstadtrevier“ in Polizeiuniform, jetzt wollten wir Sie mal als Geigerin erleben. Es freut mich natürlich, wenn sich Leute, die mich aus dem Fernsehen kennen, auch für meine Konzerte interessieren.

    Weil Sie dadurch anderes, vielleicht sogar junges Publikum für klassische Musik begeistern können?

    Moser: Eine gewisse Medienpräsenz, ein gewisser Bekanntheitsgrad ist natürlich von Vorteil. Ich versuche den schon für meine Projekte zu nutzen. Aber die müssen auch interessant für das Publikum sein. Es ist auch ein Thema unseres Duos – also der Pianistin Katja Huhn und mir –, dass wir Grenzbereiche und Neues ausprobieren. Wir beschäftigen uns viel mit der Frage, wie man ein klassisches Konzert in eine Richtung bringen kann, die mehr dem Zeitgeist entspricht und mit der man neue und junge Zuhörer erreicht.

    Zum Beispiel, indem man Musik und Text verbindet?

    Moser: Eine Verbindung zwischen Literatur und Musik zu schaffen, war schon länger unsere Vision. Vor anderthalb Jahren haben wir erstmalig für den SWR eine musikalische Sendung moderiert. Da haben wir festgestellt, dass wir auch als Moderatoren-Team sehr gut funktionieren und dass wir Musik und Text stärker verbinden können. Wir machen zum Beispiel Programmeinführungen, wir erzählen auch hin und wieder in den Konzerten etwas zu den Werken. Für das Publikum ist es oft erfreulich, wenn es neben der Musik auch noch sprachlichen Input gibt. Viele hören dann ganz anders zu.

    Das Projekt beim Mozartfest passt da ja ins Konzept.

    Moser: Keine Frage. Es ist ein Glücksfall für uns, dass wir dieses wunderbare Projekt auf dem diesjährigen Mozartfest aufführen werden. Wir haben die spannenden Texte von dem Würzburger Winfried Böhm. Und wir haben den Schauspieler Till Dem- tr?der, dabei, der ebenfalls wie ich im „Großstadtrevier“ war. Er hat in der Serie über 18 Jahre einen Polizeiermittler gespielt, hat also all die Jahre mit Krimi-Themen zu tun. Und genau darum geht es in unserer Aufführung. Wir beleuchten verschiedene Mord-Themen aus der Musikwelt und schaffen direkte musikalische Verbindungen. Es wird wie aus einem Guss sein. In dieser Form ist das nicht so oft zu erleben!

    Die Rituale, die im Konzertbetrieb herrschen, ein bisschen aufzubrechen, ist eine gute Idee.

    Moser: Man sollte offen gegenüber Veränderungen sein. Klassische Musik an sich ist nicht veraltet oder verstaubt. Es ist eher die Konzertform, die eine Hemmschwelle erzeugen kann. Manch einer fühlt sich im Konzert nicht wohl, weil er sich einfach nicht zugehörig und fremd darin fühlt. Vielleicht, weil er glaubt, man müsse sich mit der Musik, mit der ganzen Materie wahnsinnig gut auskennen. Dabei ist das nicht wirklich notwendig. Ich kann jungen Menschen nur empfehlen, ohne einengende Erwartungshaltungen Konzerte zu besuchen und sich auf das Erlebnis und den Prozess dabei einzulassen.

    Drehen Sie aktuell für Film oder Fernsehen?

    Moser: Zurzeit nicht. Aber hoffentlich bald, ich hätte große Lust auf eine spannende neue Rolle. Ich habe mir die Auszeit nach dem „Großstadtrevier“ bewusst gegönnt, um wieder mehr für die Musik und das Duo zu tun. Wir planen eine neue CD. Für unsere beiden bisherigen Einspielungen mit Werken von Furtwängler und Beethoven haben wir von der Presse und vom Fachpublikum viel Aufmerksamkeit bekommen. Doch sie sind auch ziemlich auf fachkundige Hörer ausgerichtet. Die neue CD soll anders werden und auch neue Zuhörer erreichen. Sie wird stilübergreifend, sehr vielseitig und romantisch-virtuos. Außerdem haben wir noch unsere Auftritte als Solistinnen mit Orchester, zum Beispiel im September mit den Berliner Symphonikern.

    Mit Katja Huhn arbeiten Sie schon lange zusammen?

    Moser: Ja, wir sind seit 2006 ein festes Duo. Wir sind zwei verschiedene Charaktere, starke Temperamente, die sich aber wunderbar ergänzen. Wir kennen uns schon lange und sind eng befreundet. Ich denke, die Verbundenheit drückt sich auch in unserem Zusammenspiel aus. Gemeinsam auf der Bühne erleben wir eine Art magische Momente als musikalische Einheit. Mit Till Demtr?der haben wir für das Mozartfest einen starken Partner für den Bereich Text, mit dem wir uns hervorragend verstehen. Es ist ein spannendes Projekt und wir freuen uns darauf, mit dem Publikum ungeahnte neue Blickwinkel auf berühmte Meisterwerke der Klassik aufzudecken und da wie an einen Krimi ranzugehen.

    Mögen Sie Krimis?

    Moser: Ich guck sehr gerne Krimis im Fernsehen. Mich interessiert die detektivische Arbeit. Ich bin „Tatort“-Fan. Als Kölnerin mag ich natürlich den Kölner „Tatort“, aber ich sehe auch die anderen gern. Ich schau' auch gerne Reportagen, bei denen es um die Klärung von Mordfällen geht. Wenn so was spätabends im Fernsehen läuft, bleib ich sitzen und guck's mir an – auch wenn ich besser schon schlafen sollte (lacht). Ich finde diese Art von analytischer Arbeit hochspannend. In gewisser Weise gibt es da ja auch Parallelen zu der Musik. Die Erarbeitung von neuen Werken hat viel mit Analysieren und Entdecken zu tun.

    Sophie Moser

    Geboren am 29. Mai 1984 im Troisdorfer Stadtteil Sieglar. Ab dem fünften Lebensjahr erhält sie Geigenunterricht. Mit elf Jahren besteht sie die Aufnahmeprüfung zur Jungstudentin in eine Violin-Meisterklasse an der Musikhochschule Lübeck. Später studiert sie in Köln und lässt sich auch zur Schauspielerin ausbilden.

    Beim Würzburger Mozartfest tritt sie mit der Pianistin Katja Huhn und dem Schauspieler Till Demtr?der in dem Programm „Morde mit Musik“ im Juliusspital-Pavillon auf (13. und 14. Juni, Texte von Winfried Böhm). Beide Abende sind ausverkauft. Text: hele

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden