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Exklusiv-Interview: Warum Katharina Thalbach zum Mann wird

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Exklusiv-Interview: Warum Katharina Thalbach zum Mann wird

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    Katharina Thalbach: „Ich bin eine Schauspielerin, die singt.“
    Katharina Thalbach: „Ich bin eine Schauspielerin, die singt.“ Foto: Fotos: dpa, Edith Held

    Katharina Thalbach ist im Fernsehen ebenso präsent wie im Film und auf der Theaterbühne. In „Zwei auf einer Bank“ (23. Januar im Schweinfurter Theater) spielt sie einen Mann – nicht zum ersten Mal. Zum 300. Geburtstag von Friedrich II. war sie voriges Jahr für die ARD in die Rolle des „alten Fritz“geschlüpft.

    Frage: In „Zwei auf einer Bank“ spielen Sie mal wieder einen Mann. Wie verändert das eine Männerfigur, wenn sie von einer Frau gespielt wird?

    Katharina Thalbach: Das kann ich so gar nicht sagen. Mir geht es um die Charaktere. Die müssen mir nahestehen. Wenn ich denke, eine Rolle ist gut, dann spiel' ich die auch. Und es ist mir egal, welches Geschlecht die hat. Bei „Zwei auf einer Bank“ hatte das auch viel mit meiner Spielpartnerin Andreja Schneider zu tun. Rein von den Stimmen wussten wir von Anfang an, welche Rolle zu wem passt. Meine Stimme ist nun mal etwas tiefer. Also bin ich auf die männliche Seite gewechselt.

    Sie versuchen aber nicht, auf der Bühne die Illusion zu erwecken, da spiele wirklich ein Mann?

    Thalbach: Das kann ich ja gar nicht. Es geht nicht um eine naturalistische Verwandlung in einen Mann. Es ist eher wie bei Jack Lemmon in dem Film „Manche mögen's heiß“.

    Der Geschlechtertausch gibt also einen zusätzlichen komödiantischen Effekt?

    Thalbach: Ja, sicher. Aber wir haben über diese Sache gar nicht nachgedacht. Wir haben über die Beziehung unseres Pärchens nachgedacht.

    Diese Männerrolle wurde ja speziell für eine Frau geschrieben.

    Thalbach: Wir haben das Stück selbst für uns geschrieben. Und für mich war's dann eben der Joachim.

    Das ist dann also anders als die anderen Männerrollen, die Sie gespielt haben: den Hauptmann von Köpenick, den Theaterdirektor Striese in „Der Raub der Sabinerinnen“, Friedrich den Großen . . .

    Thalbach: Das ist schon was anderes. Wir machen ja jetzt nicht die große Literatur, im Gegensatz zu „Hauptmann“ oder „Raub der Sabinerinnen“. Zu den Rollen des Hauptmann von Köpenick und des Striese bin ich zufällig gekommen, weil meine Hauptdarsteller krank geworden sind.

    In Friedrich dem Großen steckte ja eine andere Ernsthaftigkeit drin als in den Komödien. Was sagt uns das über den König, wenn er von einer Frau gespielt wird?

    Thalbach: Das war ja nicht meine Idee, es war die Idee des Senders. Dem ging's, glaub' ich, darum, dass man eine neue Aufmerksamkeit auf die Figur lenkt. Ich glaube, es ist meiner Tochter Anna – die den jungen König gespielt hat – und mir gelungen, dass es ab einem bestimmten Punkt einfach egal war, ob wir Frauen sind. Es ging nicht darum, die weibliche Seite des Königs zeigen.

    Dass ausgerechnet ein König, der viele Kriege geführt hat, von Frauen dargestellt wird, könnte aber schon eine Bedeutung haben.

    Thalbach: Nun ja. Frauen, die an der Macht sind, führen, leider Gottes, ja auch Kriege. Wie wir das von Margaret Thatcher wissen. Ob Frauen wirklich die besseren Herrscher sind? Ob sie friedlicher sind? Da wär' ich vorsichtig . . .

    Dass Frauen grundsätzlich friedlicher sind, ist vielleicht auch nur ein Klischee.

    Thalbach: Ich kann's nicht sagen. Noch sind zu wenige Frauen an der Macht. Wäre natürlich schön, wenn das Klischee stimmen würde.

    Wenn Sie Männerrollen spielen, geht es Ihnen also nicht drum, Rollenklischees aufzubrechen?

    Thalbach: Ich hab' da nicht so eine Konzeption dafür, sag' ich Ihnen ganz ehrlich.

    Wie nähern Sie sich denn einer Männerrolle?

    Thalbach: Ich arbeite mit der Stimme. Das ist sicher ein Hauptmittel von mir.

    Und Bewegungen? Männer bewegen sich doch anders.

    Thalbach: Auch Männer bewegen sich unterschiedlich. Das sagt auch viel über ihren Charakter.

    Können Sie sich hinter einer Männerrolle besser verstecken – und müssen dadurch vielleicht auf der Bühne weniger von sich selbst preisgeben?

    Thalbach: Ich denk' darüber nicht so viel nach. Ich spiele.

    Der „Bild“-Zeitung haben Sie in einem Interview gesagt, sie könnten „überhaupt nicht“ singen. „Zwei auf einer Bank“ ist als Musical-Comedy angekündigt. Da wird gesungen. Wie geht das denn?

    Thalbach: Na ja, ich hab' jetzt nicht das, was man eine brillante Stimme nennt. Ich hab' keine ausgebildete Musicalstimme. Aber ich glaube, ich bin sehr musikalisch. Ich bin eine Schauspielerin, die singt.

    Apropos musikalisch: Sie inszenieren auch Opern.

    Thalbach: Ja, ja. Reichlich. Seit 1997.

    Was fasziniert Sie daran?

    Thalbach: Das ist einfach eine fantastische Welt, die ganz große Form. Und es ist eine ganz andere Art der Regieführung als beim Theater, weil man ja eigentlich schon alles vorfindet durch die Musik. Ich bin sehr glücklich, dass das noch zu meiner Schauspielregie-Arbeit dazugekommen ist.

    Katharina Thalbach und ihr Auftritt in Schweinfurt

    Geboren am 19. Januar 1954 in Berlin, stand Katharina Thalbach schon mit fünf Jahren auf der Bühne. Nach dem Tod ihrer Mutter kümmerte sich unter anderem Helene Weigel, die Witwe von Bert Brecht, um ihre schauspielerische Ausbildung.

    Im Dezember 1976 siedelte Katharina Thalbach in der Folge ihres Protests gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann von Ost- nach West-Berlin um. Die in Film, beim Fernsehen und am Theater aktive Schauspielerin wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Bayerischen Filmpreis und dem Deutschen Schauspielerpreis. Sie ist die Mutter der Schauspielerin Anna Thalbach.

    In der Musical-Comedy „Zwei auf einer Bank“ trifft der am Leben und an der Liebe verzweifelnde Joachim (Thalbach) auf die fröhliche, optimistische Loreley (Andreja Schneider). Die beiden kommen sich näher, was auch durch Operettenmelodien, Schlager und romantische Lieder transportiert wird.

    Im Schweinfurter Theater steht das Stück am 23. Januar um 19.30 Uhr auf dem Spielplan. Kartenvorverkauf: Tel. (0 97 21) 51 49 55. Text: hele

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