Für das Kinopublikum der Nachkriegsjahre und Wirtschaftswunderzeit war Ruth Leuwerik der Inbegriff der „idealen Frau“: Selbstbewusst, eigenständig und voller Herzenswärme waren die Charaktere, mit denen sie auf der Leinwand zu sehen war. „Die Trapp-Familie“ mit ihr als angehender Nonne, die sich um die Kinder eines adeligen Witwers kümmert und mit Gesang fasziniert, war ein Riesenerfolg, aber auch Filme wie „Königliche Hoheit“ oder „Königin Luise“ ernteten Lob.
Mit starken Frauenrollen wurde die Film- und Theaterschauspielerin in den 50er Jahren zum Vorbild einer Generation. Am Dienstag ist Leuwerik, die in München lebte, im Alter von 91 Jahren gestorben. „Die ideale Frau“ lautete der Titel eines Filmes von 1959, in dem Leuwerik als Bürgermeisterin auftrat – für damalige Verhältnisse ziemlich ungewöhnlich. In ihren zahlreichen Rollen als beruflich erfolgreiche Frau war sie weniger die leidenschaftliche Geliebte als vielmehr eine treue Kameradin, die ihre Filmmänner unterstützte, ohne sie herauszufordern.
Geboren wurde Leuwerik am 23. April 1924 in Essen, als Tochter eines Kaufmanns. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Stenotypistin. Schon damals reizte sie das Schauspiel. Sie nahm Privatunterricht und erhielt 1947 ihr erstes Engagement. Über Bremen und Lübeck kam sie 1949 an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg.
1950 startete Leuwerik ihre Filmkarriere – bei „13 unter einem Hut“. Danach kamen erst mal keine weiteren Angebote, sehr zur Verwunderung der Schauspielerin. Nach einiger Zeit habe sie jedoch mitbekommen, was in der Filmbranche über sie geredet wurde: „Die Kleine ist zwar begabt, aber sie ist absolut unfotogen.“ Thomas Mann aber war von ihrer Schauspielkunst ebenso angetan wie von ihrem Aussehen und lobte sie als „Frau von beträchtlicher Ansehnlichkeit“. Auch den Verantwortlichen in der Filmbranche dämmerte bald, dass Leuwerik doch einiges zu bieten hatte. 1953 gelang der Endzwanzigerin der Durchbruch, wirkte sie doch gleich an vier Produktionen mit, darunter „Königliche Hoheit“ nach einem Thomas-Mann-Roman. Mit Dieter Borsche bildete sie das Filmtraumpaar jener Tage. Für ihre Rolle als Ärztin in „Taiga“ wurde sie bei den Filmfestspielen in San Francisco als beste Schauspielerin geehrt.
In den 60er Jahren zog sich Ruth Leuwerik mehr und mehr zurück. Sie spielte einige Fernsehrollen, darunter 1979 die Konsulin in der Serie „Die Buddenbrooks“ nach Thomas Mann.
Drei Mal war Leuwerik verheiratet: mit dem Schauspieler Herbert Fleischmann, dem Sänger Dietrich Fischer-Dieskau und mit einem Arzt.