Ein Wintermärchen mitten im Sommer – geht das? Nach der Premiere von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf der Freilichtbühne des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach lautet die Antwort: Hervorragend – wenn sich das Kinderstück in einer derart gelungenen Inszenierung präsentiert!
Man kennt den gleichnamigen tschechisch-deutschen Film als festen Bestandteil vorweihnachtlicher Kinderunterhaltung. Unter der Regie von Thomas Klischke machen fünf Schauspieler in mehr als zehn Rollen daraus ein Bühnenspektakel, an dem knapp 200 Grundschüler bei der Premiere ihre helle Freude hatten. Auch Erwachsene dürften an den spritzigen Dialogen Gefallen finden. Die vielen gelungenen Gags, gemischt mit urkomischen Tanz- und Raufeinlagen, sorgen für unbeschwerte Heiterkeit. Der sprechende Schneemann, ein Riesenbär mit Schal, der Wassernapf für den Fuchs: Die Summe der Kleinigkeiten hinterlässt Eindruck. Konzept und Ausführung des Bühnenbildes (Heike Mondschein/Martina Berens) überzeugen durch Fantasie und Funktionalität.
Die Aschenputtel-Geschichte wird in dieser Version um drei Zaubernüsse bereichert, mit deren Hilfe Aschenbrödel ihr übles Schicksal zum Guten wenden kann. Miriam Fernández Molina zeigt sich in der Titelrolle burschikos, ausgelassen und schlagfertig. Die melancholischen Momente unterschlägt sie nicht. Ihr Auftritt im prächtigen Brautkleid (Kostüme: Daniela Zepper) löst vielstimmige Bewunderung aus. Ihren braven Prinzen (Philipp Locher) stellt sie vor manches Rätsel. Der gerät bei dem flotten Treiben ganz schön ins Schwitzen und kann nicht nur lieb sein, sondern geradezu revolutionär. Den milden König und schusseligen Oberschlosshausmeister gibt Marc Marchand ebenso überzeugend wie Silvia Steger ihre Figuren. Als Aschenbrödels naive Stiefschwester Dorchen, liebliche Königin und umtriebiger Oberschlosskoch zieht sie alle Register in diesem Verwirr- und Versteckspiel.
Beeindruckende Bühnendominanz zeigt Carsten Stier in der Rolle der Oberschlossverwalterin. Mit unnachsichtiger Schärfe, voll strenger Arroganz und beißender Ironie vereinigt sie die unsympathischen Attribute auf sich. Köstlich, wie sie die willfährige Dienerschaft nach ihrer Pfeife tanzen lässt und wie sie als Aschenbrödels Stiefmutter Bosheit personifiziert.
Ihren Abstieg in der Schlosshierarchie beklatscht das junge Publikum, das sich immer wieder voller Enthusiasmus ins Bühnengeschehen einmischt. Dies unterstreicht die altersgerechte Aufbereitung dieses Theaterstücks, das auch in der warmen Jahreszeit sehenswert ist.
Die nächsten Vorstellungen: Di., 3. Juli, um 9 Uhr, Mi., 4. Juli, und Fr., 6. Juli, jeweils um 9 und um 10.45 Uhr (auf dem Spielplan bis 31. Juli). Karten unter Tel. (0 97 35) 2 35.