Cordhut und rot-weiß kariertes Hemd sind seit 1993 sein Markenzeichen. Frank-Markus Barwasser, Jahrgang 1960, ist vor allem durch seine kabarettistische Kunstfigur Erwin Pelzig bekannt. Als Pelzig hat er seitdem Erfolg auf der Bühne und im Fernsehen, wo er neben Urban Priol in der Satiresendung „Neues aus der Anstalt“ zu sehen war. Jetzt wird er Chef der Spurensicherung im Franken-„Tatort“.
Frage: Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot kam, im „Tatort“ mitzuspielen?
Frank-Markus Barwasser: Zunächst war ich schon skeptisch. Es war ja im Vorfeld auch ein Politikum. Jeder Bürgermeister hat sich zu Wort gemeldet, und man war sich nicht sicher, ob das eine Veranstaltung des Tourismusverbandes werden soll oder eine Sache des Bayerischen Fernsehens. Aber dann habe ich gemerkt, dass die Planungen auf einem guten Weg sind und ich keine Sorge haben musste, es könnte zu bratwurstig werden. Da musste ich dann nicht mehr lange überlegen, zumal es um eine Nebenrolle geht, die ich zeitlich unterbringen kann. Mehr Drehtage hätte ich nicht geschafft. Außerdem reizen mich grad solche Nebenrollen. Aus denen kann man was Besonderes machen.
Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs, die Darsteller der Hauptkommissare, sind aus Berlin beziehungsweise Hamburg. Sind Sie so etwas wie der Quotenfranke?
Barwasser: Nein. Ich denke, die haben die Bambergerin Eli Wasserscheid – die eine Kommissarin spielt – und mich an Bord geholt, weil wir zumindest Dialekt anbieten könnten. Ob wir den dann wirklich sprechen werden und in welchem Ausmaß, in welcher Intensität und in welcher Farbe, das wird sich herausstellen. Noch steht ja, außer den Figuren, nichts fest.
In einem Münchner „Tatort“ – „Der Prügelknabe“ – wurde mal ein fränkischer Kommissar als nervender Dödel dargestellt. Wenn das der Blick aus München auf die Franken ist . . .
Barwasser: Das wird sicher nicht so sein. Ich könnte mir vorstellen, dass das Fränkischsein gar nicht thematisiert wird. Es spielt halt in Franken. Da passieren Dinge, die überall passieren können. Es wird bestimmt nicht dieses Klischee des depperten Franken im Feinripp-Unterhemd geben. Umgekehrt wird aber auch nicht dieser fränkische Stolz auf uns selbst, auf unsere Region und den Wein bedient werden – zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Das Interessante ist, dass ich zu einem Zeitpunkt einsteige, wo noch nichts fixiert und also noch alles möglich ist.
Dem „Spiegel“ haben Sie gesagt, dass Sie Ihre Kabarettfigur Erwin Pelzig aus dem „Tatort“ raushalten wollen. Das bringt neue schauspielerische Herausforderungen.
Barwasser: Ich habe gelegentlich auch schon ohne Pelzig was gemacht. Zum Beispiel habe ich einen Kurzfilm produziert. Aber es ist richtig: Nach 20 Jahren mal aus der Figur ganz rauszugehen, ist ungewohnt. Genau da liegt aber der Reiz.
Der Pelzig ist Ihre eigene Schöpfung. Im „Tatort“ müssen Sie in eine Figur schlüpfen, die ein anderer erfindet. Das ist schon ein Unterschied . . .
Barwasser: Stimmt, das wird eine neue Erfahrung. Ich gebe mich sozusagen den Autoren in die Hände. Ein Problem habe ich damit nicht. Ich gehe auch davon aus, dass Interesse an einer gemeinsamen Entwicklung der Figur besteht. Aber natürlich – ich bin nicht der Autor. Ich bin sehr gespannt auf mich, sozusagen.
Ist das womöglich ein erster Schritt zum Abschied von Pelzig?
Barwasser: Es geht einfach darum, mal wieder was anderes zu machen. Ein Abschied von Pelzig ist es sicher nicht.
Vor zehn Jahren haben Sie in einem Interview durchaus darüber nachgedacht, Pelzig in Rente zu schicken . . .
Barwasser: Sagen wir so: Ich habe tatsächlich immer wieder über das Ende nachgedacht. Ich denke auch jetzt darüber nach, wann der Zeitpunkt gekommen ist. Im Augenblick aber ist immer noch eine Entwicklung der Figur möglich. Meine eigene Sendung, „Pelzig hält sich“ im ZDF, macht mir Spaß – auch die hat noch Entwicklungspotenzial. Aber: Ich habe auch immer gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit 80 noch als Pelzig auf der Bühne zu stehen.
Sie werden sehr stark mit dieser Figur identifiziert. Ich könnte mir vorstellen, dass Zuschauer Sie im „Tatort“ sehen und sagen: „Das ist doch der Pelzig.“ Das macht's Ihnen nicht leichter.
Barwasser: Das sind Bedenken, die man besser ausblendet. Die halten dich nur auf und blockieren dich. Wie gesagt: Es wird was völlig anderes sein als der Pelzig. Ich gehe davon aus, dass mancher sagt: „Pelzig find' ich schöner.“ Das ist dann halt so. Ich kann doch nicht auf etwas verzichten, nur weil ich Angst habe, dass es jemandem nicht gefallen könnte.
Schauen Sie sich „Tatort“ im Fernsehen an?
Barwasser: Ich habe Freunde, die sich sonntags treffen und via Facebook und Twitter kommunizieren, während der „Tatort“ läuft. So einer bin ich nicht. Ich komm' generell selten zum Fernsehen. Manche „Tatorte“ schalte ich aber schon mal gezielt ein. Den aus Münster etwa oder den aus Dortmund.
Münster ist was Besonderes. Das sind zum Teil fast Krimi-Persiflagen.
Barwasser: Und das wird sehr unterschiedlich beurteilt. Die einen sprechen von Klamauk, die anderen schätzen genau diese humorvolle Note. Zu denen gehöre ich. Mir geht es eher auf den Wecker, wenn es zu grau wird und überall so eine Grunddepression spürbar ist. Ich mag's, wenn eine ironische Brechung drin ist.
Es gibt in der „Tatort“-Reihe so viele Kommissare und Schauplätze wie nie. Das kann auch für den Franken-„Tatort“ ein Problem werden: Schwer, da ein Profil zu finden.
Barwasser: Man wird sehen.
Und wann geht's los?
Barwasser: Da steht noch nichts fest. Es ist davon auszugehen, dass in der ersten Jahreshälfte 2014 gedreht wird.
Der Franken-„Tatort“
In ganz Franken soll laut Mitteilung des verantwortlichen Bayerischen Fernsehens im neuen „Tatort“ ermittelt werden. Bei der „Mordkommission Franken“ landen Fälle aus Unter-, Mittel- und Oberfranken. Sie hat ihren Sitz in Nürnberg und kooperiert mit Rechtsmedizinern in Erlangen und Würzburg.
Chefs der Mordkommission sind die Hauptkommissare Konrad Wagner, gespielt von Fabian Hinrichs, und Paula Wiesner, gespielt von Dagmar Manzel.
Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs FOTOs: dpa
Dagmar Manzel, geboren 1958 in Ostberlin, studierte an der Hochschule für Schauspiel „Ernst Busch“ in Berlin. Engagements führten sie ans Staatstheater Dresden, an das Deutsche Theater und die Komische Oper in Berlin. Im Fernsehen war sie mehrfach in „Tatort“- und „Polizeiruf 110“-Folgen zu sehen. Für ihre Rolle in dem Kinofilm „Die Unsichtbare“ wurde sie mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Auch einen Bayerischen und einen Deutschen Filmpreis listet ihr Lebenslauf auf.
Fabian Hinrichs wurde 1974 in Hamburg geboren. Der Sohn eines Polizisten studierte zunächst Jura, dann Schauspiel. Danach spielte er an der Berliner Volksbühne. Auch Hinrichs hat schon mehrfach Nebenrollen in „Tatort“-Folgen übernommen. Ende 2012 spielte er im Münchner „Tatort – Der tiefe Schlaf“ den Assistenten Gisbert Engelhardt. Sein Filmtod erregte die TV-Nation. In sozialen Netzwerken wurden Rufe nach seiner „Auferstehung“ laut.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen und Bilder unter www.mainpost.de