Weihnachtszeit ist José-Feliciano-Zeit. Jahr für Jahr pünktlich zum Advent dudelt „Feliz Navidad“, der zweisprachige Ohrwurm des puerto-ricanischen Musikers, aus allen Radios und Einkaufszentren. „Jedes Jahr wird der Song noch größer und größer“, sagte Feliciano jüngst der „Billboard“-Webseite. „Normalerweise verschwinden Lieder nach einer Weile. Aber dieses hier ist einfach jeden Dezember wieder da.“
Mit „Feliz Navidad“ habe er „ein Monster erschaffen“. Ein Monster, das den Sänger, der am Donnerstag (10. September) 70 Jahre alt wird, reich und berühmt gemacht hat. „Es will einfach jeder auf irgendeine Art und Weise ein Stück von dem Lied haben.“
Feliciano ist derzeit auf Welttournee und egal, ob in Deutschland, Kolumbien oder Kanada – der weihnachtliche Weichspüler darf bei seinen Konzerten natürlich nicht fehlen. Aber der blinde Sänger und Gitarrist, der auf der Bühne mit Ausstrahlung, einer gewaltigen Stimme und temperamentvollen Auftritten überzeugt, hatte in seiner seit Jahrzehnten andauernden Karriere auch zahlreiche andere Hits. Legendär sind zum Beispiel seine Version des Doors-Hits „Light my Fire“ und der Italo-Schlager „Che sara“.
Geboren wurde Feliciano als zweiter von insgesamt elf Söhnen einer Bauernfamilie auf der Karibikinsel Puerto Rico. Wegen eines erblich bedingten Grünen Stars kam er blind zur Welt – aber mit einem enormen Musiktalent. Schon als Dreijähriger begleitete er seinen Onkel auf einer Blechbüchse. Die Ziehharmonika brachte er sich selbst bei, indem er kratzige Plattenaufnahmen nachahmte.
Als Feliciano fünf Jahre alt war, zog die gesamte Familie ins New Yorker Stadtviertel Harlem um. Sein Großvater schenkte ihm eine Gitarre. Später lernte er Bassgitarre, Banjo, Mandoline und verschiedene Keyboards. Als sein Vater arbeitslos wurde, verließ Feliciano mit 17 die Schule, um die vielköpfige Familie zu unterstützen. Er zog durch kleine Cafés und Clubs im legendären Greenwich Village und spielte Flamenco, Folk und Popmusik. Damals bestand seine Gage aus dem Inhalt des Huts, der herumgereicht wurde.
Das lukrativste Album
Aber auch Produzenten und Kritiker wurden auf ihn aufmerksam. Mit 23 Jahren hatte Feliciano bereits fünf Grammy-Nominierungen und zwei Trophäen für sein Album „Feliciano!“ in der Tasche. Nachdem seine ersten Alben auf Spanisch Erfolg hatten, schaffte es sein Crossover-Song „Light my Fire“ 1968 in die US-Charts.
Das lukrativste Album war 1970 dann „Feliz Navidad“. Feliciano schrieb auch Songs für Kinofilme und Fernsehserien und hatte Gastauftritte auf den Alben zahlreicher Zeitgenossen, darunter Bill Withers, John Lennon, Joni Mitchell, Natalie Cole und Gloria Estefan.
Seit 1971 ist Feliciano mit seiner Frau Susan verheiratet, die beiden haben drei Kinder. Sie leben in einem Anwesen im US-Bundesstaat Connecticut. Ganz in der Nähe, in einer kleinen Kirche, will Feliciano wie jedes Jahr auch an diesem Weihnachten mit einem Chor - natürlich– – „Feliz Navidad“ singen. „Das wichtigste an dem Lied ist, dass es den Menschen etwas bedeutet. Wenn es Freude ins Herz bringt, hat der Song das erreicht, was er erreichen soll.“