Bekannt wurde sie als Schwester Christa neben Klausjürgen Wussow in der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“. Doch Gaby Dohm kann mehr als Seifenoper, spielte auch klassische Theaterrollen. Am 19. Dezember kommt sie nach Würzburg.
Frage: Ich möchte das Interview gerne ohne Schwester Christa führen . . .
Gaby Dohm (leise lachend): Das wär' schön.
Arbeiten Sie noch am Theater?
Dohm: Die letzten zwei Jahre nicht. Vorher war ich mit „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“ auf Tournee, dann hab' ich „Duett im Zwielicht“ von Noel Coward in München gespielt. Aber es ist sehr sporadisch geworden. Auch, weil ich am Theater lieber ernste Stücke spielen möchte und nicht so gern Boulevard. Die Boulevard-Seite bediene ich ja sozusagen schon im Fernsehen.
Prinzipiell sind Sie aber mit dem, was Sie im Fernsehen machen, zufrieden?
Dohm: Ich fände es schön, wenn ich mal wieder ein paar ernsthaftere Texte sprechen könnte. Es wird ja schon viel leichte Kost gemacht. Wobei man das nicht unterschätzen darf, weil das Leichte eigentlich schwerer ist – eine Tatsache, die sich bei uns allerdings nicht gut verkaufen lässt. Insofern sind die Lesungen schön, weil ich da die Texte aussuchen kann. Bisher habe ich nur vereinzelt Lesungen gemacht. Ich hab' einiges für CDs gelesen, aus den Tagebüchern von Ana?s Nin zum Beispiel, „Jenseits von Afrika“ oder Saint Exupérys „Der Kleine Prinz“. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Weihnachtslesungen.
Da lesen Sie Märchen.
Dohm: Ja. Das passt zu dem, was die Altöttinger Kapellsingknaben und Mädchenkantorei aufführen, die bei den Lesungen dabei sind. Anfangs hatte ich modernere Weihnachtsgeschichten ausgesucht. Aber die hätten nicht zur Musik gepasst. Jetzt lese ich Märchen von den Brüdern Grimm und von Hans Christian Andersen. Ich habe von Andersen zum Beispiel „Der Tannenbaum“ ausgesucht und „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, von den Grimms zum Beispiel „Sterntaler“. Es gibt übrigens nicht so viele Weihnachtsmärchen, wie man denkt.
Es mussten Weihnachtsmärchen sein?
Dohm: Ja klar, die Lesungen sind ja um die Weihnachtszeit herum. Ich habe auch einen Bericht von Selma Lagerlöf gefunden, in dem sie schreibt, wie sie mit Märchen aufgewachsen, wie sie zu ihren Märchen gekommen ist. Sie war oft mit der Großmutter alleine. Die Großen gingen in die Kirche. Aber draußen war's kalt und der Weg zur Kirche war weit. Da durfte sie als Jüngste und die Großmutter als Älteste daheimbleiben. Wenn sie dann alleine mit ihrer Großmutter war, erzählte die ihr Geschichten. Selma Lagerlöf hat bis zum sechsten Lebensjahr nicht mit Puppen gespielt – es wurden immer Geschichten erzählt.
Sind Sie mit Märchen großgeworden?
Dohm: Ich habe sehr gerne Märchen gelesen. Vor allem mochte ich die, die im Orient spielen, etwa von Wilhelm Hauff. So etwas hätte ich gerne auch bei den Lesungen gebracht. Aber diese Märchen sind sehr lang, und ich weiß nicht, wie groß die Geduld der Zuhörer ist. Kurze Märchen gibt es vor allem von den Grimms. Denen merkt man an, dass es Volksmärchen sind. Sie sind verhältnismäßig trocken erzählt. Dadurch wirken sie manchmal sogar grausam, während Andersen sehr viel mehr Fantasie und Poesie hineinsteckt.
Die Lesungen wenden sich auch an Erwachsene?
Dohm: Ja, aber ich glaube, dass man auch als Erwachsener ganz erstaunt ist, wenn man mal wieder Märchen hört, wenn man merkt, was man alles vergessen hat. Und ich finde es auch ganz schön, sich in unserer Zeit in die Welt des Märchens zu begeben, sich mal auf ein anderes Gebiet einzulassen. Vielleicht kommt dem einen oder anderen sogar die Idee, seinen Kindern etwas zu erzählen. Man sollte Märchen auch nicht unterschätzen: Andersens „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ist eine sehr traurige und eigentlich auch eine sehr kritische Geschichte.
Wie feiern Sie Weihnachten?
Dohm: Sehr unterschiedlich, je nachdem, ob mein Sohn kommt oder ob ich zu ihm fahre. Meistens feiere ich mit Freunden.
Jedenfalls sind Sie kein Weihnachtsmuffel?
Dohm: Gar nicht. Ich liebe Weihnachten und das ganze Drumherum. Ich find's auch schön, wenn man zur Besinnlichkeit findet, dazu kommt man ja leider nur selten. Dieses Gehetze – jeder muss ein Geschenk bekommen: Das ist das, was an Weihnachten nicht so schön ist. Aber die Kinder sind jetzt groß, da müssen wir dieses Tamtam nicht mehr machen. Wir haben uns darauf geeinigt, nichts mehr zu schenken. Oder wir sagen: Maximal 20 Euro, lass dir was einfallen! Denn das ist das Wichtige: Man muss sich was einfallen lassen. Wir haben's auch schon so gemacht, dass jeder sich etwas ausdenken muss, ein Lied, ein Gedicht eine Geschichte. Wenn jemand weiß „ich muss mir etwas ausdenken“, dann ist das doch besser, als wenn man einfach nur etwas kauft.
Das ist dann ein besonderes Geschenk.
Dohm: Ja, das ist sehr viel persönlicher. Jeder liest etwas, was seinem Wesen entspricht, habe ich festgestellt. Einer holt eine ganz moderne Geschichte aus dem Internet, ein andere einer kritische oder komische, ein anderer sucht altbayerische Geschichten aus.
Zur Person
Gaby Dohm Geboren am 23. September 1943 in Salzburg als Tochter der Schauspieler Heli Finkenzeller und Will Dohm. Ursprünglich wollte Gaby Dohm Kinderbuch-Illustratorin werden, nahm dann aber Schauspielunterricht. Der Durchbruch gelang ihr am Münchner Residenztheater, wo sie von Goethes Gretchen bis zur Marie in Büchners „Woyzeck“ das klassische Repertoire spielte. Vorverkauf für die musikalische Weihnachtslesung (19. Dezember, Johanniskirche Würzburg) unter Tel. (09 31) 37 23 98.