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Gelebt und geliebt und gelitten

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Gelebt und geliebt und gelitten

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    Gelebt und geliebt und gelitten
    Gelebt und geliebt und gelitten Foto: FOTO THOMAS OBERMEIER

    Autorin Pam Gems setzt mit dem im Jahr 1978 entstandenen Schauspiel mit Musik den wild wogenden Lebenssequenzen der französischen Chansonsängerin ein beeindruckendes Denkmal.

    Die Piaf ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Der "Spatz von Paris", als Edith Gassion hineingeboren in die Gosse, schlägt sich in jungen Jahren als Straßenmädchen und -sängerin durch. Ihre auf den Bühnenhintergrund reflektierte, überdimensional vergrößerte Arbeitserlaubnis von 1933 weist auf Zeit und Ort ihres Starts in ein kurzes, exzessives Künstlerleben.

    Das Pflaster, auf dem die Piaf entdeckt wird und auf der die Schöller die meisten der Chansons intensiv und überzeugend gestaltete, zieht sich quer über die von Bernd Franke gestaltete Bühne. Mit wenigen Versatzstücken angedeutet und von geschickter Lichtregie hervorgehoben, bleibt rechts, links, vorn, hinten Raum für Örtlichkeiten, an denen die Piaf immer wieder anderen Menschen begegnet ist. Diese werden dargestellt von acht Schauspielern in 30 Rollen, unter denen sich Johanna Schubert als Piafs Freundin Toine und Christian Manuel Oliveira als Marlene Dietrich und als Angelo hervortun können.

    Höhen und Tiefen

    Die Piaf hat gelebt, geliebt, gelitten! Da gibt es zunächst das armselige Bett, das sie mit Toine, später mit vielen Männern teilt. Da ist die Bar, in der sie dank ihrem ersten Gönner Leplée eine beispiellose Karriere startet, eine Karriere, die sie von der Absteige in den politischen Untergrund und später zum Luxuszimmer ins Ritz spült, in unglaubliche Höhen katapultiert und in tiefste Tiefen abstürzen lässt.

    Die einzelnen Lebensphasen der genialen Künstlerin hat Regisseur Hanfried Schüttler wie eine Nummern-Show aneinander gereiht und - besonders im zweiten Akt - in unnötige drei Stunden gezogen. Doch da ist diese Barbara Schöller, die mit ungebrochener Bühnenpräsenz über Regielängen hinwegträgt! Die nach dem ersten verdienten Geld von Cocktailhappen und Klopapier träumt. Die Soldaten vermisst, egal welcher Couleur, und Männer überhaupt. Die eine Dame sein will und immer wieder in ihren Straßenjargon verfällt. Die kämpft und keucht, die fleht, friert, feiert. Vor Sehnsucht bebt und vor Einsamkeit fast stirbt. Und alles in ihren Liedern erzählt, was sie bewegt, und sich dabei die Seele aus dem Leib singt. Gequält, gedemütigt, immer wieder mit neuem Mut, neuer Hoffnung. Die schauspielerische Palette der Schöller scheint ebenso unbegrenzt wie ihre stimmliche in diesem Genre. Sie singt, begleitet von einem hervorragend disponierten Instrumental-Ensemble, die Piaf-Lieder ganz nahe am Original, gibt aber einen persönlichen Unterton dazu. "Non, je ne regrette rien" steht am Ende eines prallen Lebens.

    Dass es nach Riesenapplaus mit "Padam Padam" eine Zugabe gibt, die an den aus Würzburg stammenden Norbert Glanzberg erinnert, ist eine noble Hommage an den in der Nazizeit vertriebenen und inzwischen verstorbenen Komponisten, der der Piaf so manches Lied auf den kleinen Leib geschrieben hat.

    Nächste Vorstellungen 7., 9., 15., und 22. Oktober. Theaterkasse: Tel. (09 31) 39 08 104

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