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WÜRZBURG: Georg Koeniger arbeitet immer – oder nie

WÜRZBURG

Georg Koeniger arbeitet immer – oder nie

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    Georg Koeniger
    Georg Koeniger Foto: Foto: Va

    Vor dem Café steht ein grün angestrichenes Rad, dem man ansieht, dass es viele Kilometer auf dem Buckel hat. „Mein Stadtrad“, kommentiert Georg Koeniger. In Würzburg ist der aus Münster stammende Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und leidenschaftliche Fahrradfahrer – trotz Mangels an Radwegen – hängen geblieben. Auf der Bühne bringt er die Leute seit 25 Jahren zum Lachen. Für alle, denen das nicht reicht, hat er vor Kurzem sein zweites Buch herausgebracht: die „Radbiografie“ „Bis dass die Autotür uns scheidet“. Anhand von zwölf Drahteseln erzählt Koeniger darin aus seinem Leben: vom jugendlichen Revoluzzer über den talentlosen Schlosser bis zum Kabarettisten mit Sinn für Teamarbeit.

    Wenn Georg Koenigers Leben ein Radweg wäre, dann hätte er viele Kurven. 1957 im westfälischen Münster geboren, wird er schon als Schüler von der Studentenbewegung erfasst. Nach dem Abitur folgt eine Schlosserlehre, denn Koeniger fühlt sich dem Proletariat verpflichtet: „Ich dachte, ich muss zur Arbeiterklasse gehören.“ Dann setzt er doch noch ein Maschinenbaustudium drauf, ein Redaktionsvolontariat bei einer Fachzeitschrift führt ihn nach Würzburg, wo er auch Kontakte zur Musik- und Theaterszene knüpft.

    Langsam wird ihm klar, dass in ihm mehr Künstler als Techniker steckt. Mit einem Mitbewohner entwickelt er ein Kabarettprogramm, absolviert erste Bühnenauftritte. 1988 ruft „TBC“ bei ihm an: Das „Totale Bamberger Cabaret“ sucht Ersatz für seinen dritten Mann. Für Koeniger wird es ernst. Die Vorgabe ist, das mit dem Kabarett professionell zu machen – und den Job aufzugeben. Koeniger fackelt nicht lange und kündigt beim Verlag: „Ich dachte, wenn ich das jetzt nicht mache, ärgere ich mich für den Rest meines Lebens.“

    Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. „Wir sind voll durchgestartet“, erinnert sich Koeniger. Schon in den 90ern spielt das Trio in den großen Sälen. Ein Bund fürs Leben, wie es scheint: Auch nach 25 Jahren tritt Koeniger noch mit TBC auf. Ein Grund für den Erfolg der Truppe: Sie waren damals die ersten, die es wagten, fränkisches Kabarett zu machen. „Wir haben die fränkische Fahne hochgehalten“, sagt Georg Koeniger, der nur ein Jahr in Würzburg bleiben wollte. Jetzt ist er seit 27 Jahren hier. Ob er mit der fränkischen Mentalität nie ein Problem gehabt habe? Koeniger winkt ab. Vom Westfalen sei der Franke nicht weit weg, dem Klischee nach sind beide stur, maulfaul und „fremdeln“. Und für das Kabarett böten die Franken natürlich eine große Angriffsfläche, meint er augenzwinkernd.

    Ein zweijähriger USA-Aufenthalt bringt neue Erfahrungen. Koeniger ist immer noch auf der Suche, macht Schauspiel- und Tanzkurse und geht mit einem selbst geschriebenen Stück auf Tour. Mit mehr Selbstbewusstsein im Gepäck kehrt er zurück nach Deutschland und wagt sich nun an erste Soloprogramme.

    Über die Jahre ergibt sich Neues: Koeniger schreibt Stücke, führt Regie, ist Schauspieler. Zum Beispiel für das Sommertheater am Schützenhof, wo er zusammen mit seinen Kollegen Heike Mix, Birgit Süß und Florian Hoffmann seit mehreren Sommern Musiktheaterstücke produziert. Ob TBC oder Schützenhof: Teamarbeit ist offenbar Koenigers Ding. „Es gibt Momente, die finde ich magisch“, schwärmt er über den kreativen Prozess in der Gruppe. „Da entstehen plötzlich großartige Ideen, und man denkt, wo kam das denn jetzt her?“

    Auf Kriegsfuß

    Als er ein Programm über sein Hobby, das Klettern, schreibt, schlägt der Münchner Piper Verlag ihm vor, ein Buch daraus zu machen. Das schlägt nicht nur bei Alpinisten ein, sodass ein zweites übers Radfahren folgt. Klettern, Berge, Radlreisen – wenn er einen Schritt zurücktritt, sieht er das Komische der Dinge. Deshalb sind seine Hobbys alle irgendwie auch Arbeit im positiven Sinn. „Ich arbeite immer oder nie, irgendwas dazwischen.“ Die kulturelle Atmosphäre in seiner Wahlheimatstadt empfindet Koeniger als bereichernd.

    Als Kulturstadt sei Würzburg beeindruckend und in dieser Hinsicht dem größeren Münster überlegen: „In der freien Theaterszene findet man immer wieder Perlen.“ Warum das so ist, ist ihm selbst ein Rätsel. Es gebe halt viele kreative Köpfe in Würzburg. Die Kulturpolitik der Stadt, findet er, könne jedenfalls wenig dafür. Auch in puncto Verkehr steht Koeniger mit Würzburgs Oberen auf Kriegsfuß: „Hier mit der Attitüde eines Münsteraners Fahrrad zu fahren, ist lebensgefährlich.“

    Ob er denn heute noch politisch sei? Koeniger wirkt nachdenklich bei dieser Frage. Er gehe noch auf die eine oder andere Demo oder schreibe mal eine politische Nummer, aber das war's dann auch schon. So richtig am Herzen lägen ihm nur Verkehrs- und Energiepolitik.

    „Drachengold - In den Niederungen der Nibelungen“ mit Georg Koeniger und seinen Kollegen steht vom 10. Juli bis zum 17. August auf dem Spielplan des Sommertheaters am Schützenhof. Vorverkauf: Tel. (09 31) 37 23 98

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