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Gerhard Haderer: Star der komischen Kunst

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Gerhard Haderer: Star der komischen Kunst

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    Große Kunst: „Besuch der lieben Verwandten“ (oben), „Tierfreunde, aufgepasst: Die wirkliche Rekordhitze kommt erst noch!“ (unten Mitte), „Goldene Regel für Lottogewinner: Möglichst unauffällig weiterleben“ (unten rechts) sowie der Künstler, der diese Karikaturen erschaffen hat, Georg Haderer (unten links) .
    Große Kunst: „Besuch der lieben Verwandten“ (oben), „Tierfreunde, aufgepasst: Die wirkliche Rekordhitze kommt erst noch!“ (unten Mitte), „Goldene Regel für Lottogewinner: Möglichst unauffällig weiterleben“ (unten rechts) sowie der Künstler, der diese Karikaturen erschaffen hat, Georg Haderer (unten links) . Foto: Fotos: Gerhard Haderer/Caricatura Museum Frankfurt

    Ein halbnackter Diktator posiert auf dem Fell seines geliebten Schäferhundes. Brust und Achselhaare sind zu kleinen Quadraten in Form rasiert, und aus den knappen Shorts blitzt ein einsamer Hoden hervor. „Only one Ball“ heißt die bitterböse Karikatur von Gerhard Haderer. Im Zentrum der Ausstellung „Haderer!“ stehen die Arbeiten, die der in Linz lebende Künstler seit 1991 für das Hamburger Magazin „Stern“ gefertigt hat. Von den mehr als 1100 Blättern sind in dem Haus am Frankfurter Weckmarkt 194 Originale und 64 Skizzen zu sehen. Die Schau ist Teil der Reihe „Haderer – Bis der Arzt kommt“, die die Städte Linz, Krems, Villach, Wien und Frankfurt zum 60. Geburtstag des Karikaturisten (29. Mai) organisiert haben.

    „Bei Haderer fällt seine raffinierte, detailgenaue zeichnerische Ästhetik auf, die in ihrer Brillanz ihresgleichen sucht“, lobt Museumsleiter Achim Frenz. Er sei ein „Caravaggio der Jetztzeit“. In der Tat beherrscht der in Leonding geborene Künstler die Techniken der Alten Meister: den „Hyperrealismus“, wie er es nennt, den exakten Bildaufbau und die Optimierung der Farbeffekte durch Einsatz von Kalt-Warm-Kontrasten. Mit seiner Perfektion erzielt er eine Bildwirkung, die den Betrachter erst auf den zweiten Blick das Bissige entdecken lässt. „Der erste Blick ist Sonnenschein, der zweite nicht mehr ganz so heiter“, hat er einmal formuliert.

    Ein Chronist des alltäglichen Wahnsinns

    Die in Frankfurt zu sehenden Cartoons zeigen die gesamte Bandbreite von Haderers Schaffen. Ganz egal, ob es um Politik, Wirtschaft, Religion, Tourismus, Sport oder Familie geht – „der Chronist des alltäglichen Wahnsinns, der Superstar der komischen Kunst, lässt einfach kein Thema aus“, freut sich Frenz. Seine Neugier am Menschen und seinen Macken scheint unstillbar, seine Beobachtungsgabe phänomenal. Kaum einer schaut wie er seinen Pappenheimern aufs Maul und auf die Goschn.

    So zeigt er etwa den großen Staatsmann „Spaßguido“ als Pinocchio, Angela Merkel als „Fotomodell“ und „Salto-Klose“, das traute Rockpaar 40 Jahre nach Woodstock, einen mit Goldkettchen behängten, sonnenbebrillten Lottogewinner mit Zahnlücke und immer wieder das „Bodenpersonal“ der katholischen Kirche: einen tattrigen Papst und pädophile Priester. Dabei stellt Haderer klar, dass das Thema Kirche für ihn, den „Agnostiker“, keinen besonderen Stellenwert hat, sondern nur eines ist von vielen. „Als beseelter Demokrat muss ich nur hin und wieder meine Stacheln aufstellen. Außerdem sind die Brüder dieses Vereins großartige Models“.

    Trotz Überspitzung und Verzerrung ist Haderer nur selten denunzierend. Vielfach zeigt er sogar Verständnis für seine Opfer. Nur selten sind seine Arbeiten aber so provozierend wie seine eingangs erwähnte Hitler-Karikatur. Und noch seltener bekommt er richtigen Ärger. So wie 2002 mit seinem Cartoonband „Das Leben des Jesus“. Weil er Jesus darin als Kiffer darstellt, wurde er in Griechenland strafrechtlich verfolgt und 2005 wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft sogar zu sechs Monaten Haft verurteilt. Das Verfahren wurde jedoch weniger Monate später eingestellt.

    Die Haderer-Ausstellung im caricatura museum frankfurt ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Internet: www.caricatura-museum.de

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