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BAYREUTH/WÜRZBURG: Gudrun Wagners Tod und die Folgen

BAYREUTH/WÜRZBURG

Gudrun Wagners Tod und die Folgen

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    Gudrun Wagner vor wenigen Wochen bei einer Pressekonferenz mit ihrem Mann Wolfgang.
    Gudrun Wagner vor wenigen Wochen bei einer Pressekonferenz mit ihrem Mann Wolfgang. Foto: FOTO DPA

    Laut Festspielsprecher Peter Emmerich hatte sich Gudrun Wagner am Montag im Bayreuther Krankenhaus einer länger geplanten Operation unterzogen, die sie gut überstanden habe. „Am Dienstag ging es ihr bestens“, so Emmerich. Völlig überraschend sei sie dann am Mittwochmorgen gestorben. Die genaue Todesursache stehe noch nicht fest.

    „Die Konsequenzen sind jetzt gar nicht absehbar,“ sagt Müller, als Kuratoriumsmitglied der Bayreuther Festspiele Kennerin der Verhältnisse.

    Die Welt rund um den „Grünen Hügel“ ist seit einiger Zeit ohnehin aus den Fugen. Die Diskussion um die Nachfolge des 88-jährigen Festspielchefs Wolfgang Wagner schwelt. Und Gudrun Wagner war mehr als nur die Ehefrau des Enkels von Richard Wagner. Sie war eine wichtige Figur im Spiel um die Macht. Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin sei „sehr involviert“ gewesen in die Organisation, weiß Margot Müller. „Sie hat oft von früh bis spät gearbeitet.“

    Immer wieder hieß es, dass eigentlich Gudrun Wagner die Leiterin der Bayreuther Festspiele sei – Bayerns Kunstminister Thomas Goppel nannte sie „die Steuerfrau“ –, dass Wolfgang Wagner mit zunehmendem Alter immer mehr Verantwortung an seine zweite Gattin übertragen habe. Sie selbst betonte immer: „Im Zweifelsfall entscheidet er.“ Im Jahr 2000 wollte Wolfgang Wagner sie offiziell zur Festspiel-Chefin machen. Der Stiftungsrat, das entscheidende Gremium, lehnte die Bewerbung ab. Seit Jahren favorisiert Wolfgang Wagner Tochter Katharina als Nachfolgerin. Der Stiftungsrat hat auch das bisher blockiert. Möglicherweise, so wurde spekuliert, um zu vermeiden, dass letztlich dann doch wieder Gudrun Wagner – die Mutter von Katharina – das Sagen habe.

    Ist nach dem Tod der angeblich dominanten Mutter der Weg frei für Katharina? Bayreuth-Kennerin Müller meint: „Katharina muss jetzt an den Schreibtisch. Am besten gleich morgen.“ Derzeit steht man in Bayreuth mitten in den Vorbereitungen auf die nächste Saison. Oder ist Wolfgang Wagner, der auf Lebenszeit gewählte Festspielleiter, nach dem Tod der Frau zu müde, um zu kämpfen, und der Weg frei für Eva Wagner-Pasquier, die Tochter aus erster Ehe, die vom Stiftungsrat bevorzugt wird?

    Gudrun Wagners unerwarteter Tod lässt vieles möglich erscheinen, was noch vorgestern nicht denkbar war. Vielleicht sogar eine Kooperation zwischen Katharina Wagner, Eva Wagner-Pasquier und der dritten Bewerberin, Nike Wagner, der Nichte von Wolfgang Wagner? Der Druck, der auf der Familie Wagner lastet und der so Margot Müller „zu spüren war“, wird so schnell nicht weichen. Wie wird ihm der greise Festspielleiter standhalten, wie wird er den Schicksalsschlag verkraften? Gudrun stand ihm jahrzehntelang zur Seite. Die gebürtige Ostpreußin hatte 1965 im Pressebüro der Bayreuther Festspiele angefangen. Später wechselte sie als Leiterin in Wolfgang Wagners Büro. 1976 wurde geheiratet, nachdem beide sich von ihren Ehepartnern hatten scheiden lassen.

    In der Öffentlichkeit wurden Gudrun Wagners Verdienste um die Festspiele nur selten gewürdigt. Bei offiziellen Anlässen hielt sie sich meist im Hintergrund.

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