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WERTHEIM: Haindling serviert Neun-Gänge-Menü

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Haindling serviert Neun-Gänge-Menü

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    Bunter Abend: Haindling (am Saxofon Bandchef Hans-Jürgen Buchner) im Hof der Burg Wertheim.
    Bunter Abend: Haindling (am Saxofon Bandchef Hans-Jürgen Buchner) im Hof der Burg Wertheim. Foto: Foto: chris weiss

    Auch im 69. Lebensjahr hat Hans-Jürgen Buchner nichts von der Lust im Umgang mit seinem Publikum verloren. „Wir sind zusammen alt geworden, und deshalb haben wir Euch heute Stühle und Bänke hingestellt“, witzelt er bei einem seinem vielen Monologe im ausverkauften Hof der mächtigen Ruinenburg hoch über Wertheim.

    Dass er die Leute zwischen acht und achtzig dann trotzdem aufstehen lässt, gehört zum Ritual, das der musikalische Kopf der Gruppe Haindling mit ihren fabelhaften multiinstrumentalen Musikern seit über 30 Jahren pflegt. Er bringt sie wie immer dazu, dass sie pfeifen (wie eine Amsel, deren Melodie er sogar von der Tuba intonieren lässt), klatschen, tanzen, schunkeln oder einfach mitbrüllen. Diesmal hat er aber nicht irgendwelche Gongs aus fremden Ländern mitgebracht: Er hält sich an den unverwechselbaren Klang seiner Musik, die jeder kennt aus TV-Serien wie „Irgendwie und Sowieso“ oder „Zur Freiheit“.

    Zugleich sind seine Texte zum Teil ein bisschen unkonventioneller geworden. Er fragt, wie Fische unter Wasser küssen, malt sich aus, wie es ist, wenn er ein gekochter Zander wäre und sie eine Zitrone, und lässt schon mal ein „Ich lieg’ im Garten in der Sonn’ . . . und scheiß aufs Telefon“ heraus.

    Viele seiner alten Lieder aus den 80ern und 90ern präsentiert der Niederbayer mit neuen Einleitungen. „Du Depp“ wird mit dem „Haindlinger Müllsack-Orchester“ inszeniert, mit dem Plastikelend in den Weltmeeren verglichen und den Giften in den eingeschweißten Kuchenstücken im Flugzeug. „Schickt’s Eich“ wird unterstrichen durch den Hinweis, der Mensch sei inzwischen so unter Druck, dass er ein Neun-Gänge-Menü „zusammenpüriert und mit dem Löffel auf einmal frisst“.

    Einem 18-minütigen, knallig-rockigen Potpourri von Hits wie „Mei, bist Du gemein“, „Schwarzer Mann“ oder „Spinn i“ folgt „zur Entspannung“ 17 Minuten Lautmalerei aus der Filmmusik zu Josef Vilsmaiers Bayern-Dokumentation „Bavaria“ von 2012.

    Mit dem Lied „König-Horst-Donau-Abschnitt“ nach der Melodie „What a wonderful World“ nimmt Buchner für sich Anspruch, dass er damit Bayerns Ministerpräsident Seehofer so beeindruckt habe, dass der den Ausbau des letzten frei fließenden Donau-Abschnittes vor Passau gestoppt habe. Als nach „Bayern, des samma mir“, „Rote Haar“ und dem unvermeidlichen Maultrommel-Solo zum Abschluss (!) „I hob Di lang scho nimmer g'sehn“ erklingt, ist es nach 140 Minuten ohne Pause genau 22.22 Uhr.

    Die nächsten Auftritte von Haindling in der Region: 23. Juli im Rahmen der Röttinger Frankenfestspiele (das Konzert ist ausverkauft), 25. Oktober im Würzburger Congress Centrum.

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