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Hans-Jürgen Buchner wird 70: Die kreative Faulheit des Haindling-Chefs

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Hans-Jürgen Buchner wird 70: Die kreative Faulheit des Haindling-Chefs

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    Hans-Jürgen Buchner
    Hans-Jürgen Buchner Foto: Foto: dpa

    Hans-Jürgen Buchner macht seit über 30 Jahren erfolgreich Musik, die Elemente von Pop mit Jazz und Bayerischem mischt. Heute, Samstag, 27. Dezember, wird er 70 Jahre alt. Im Interview erzählt der Chef der Gruppe Haindling auch, was für ihn Nichtstun bedeutet und warum er so viele zahlreiche Instrumente spielt.

    Frage: Sie sagen in der kürzlich erschienenen Filmbiografie: „Für mich gibt es nichts Schöneres als nichts zu tun – ich kann wunderbar faul sein“. Wie faul sind Sie denn inzwischen?

    Hans-Jürgen Buchner: Inzwischen bin ich so weit, dass ich mir aussuchen kann, was ich mache. Früher habe ich wahnsinnig viel Filmmusik komponiert. So hätte ich zum Beispiel kürzlich was zu einem Film über Hexenverfolgung in Bamberg machen sollen. Mir ist schon was Interessantes dazu eingefallen, aber die Bilder waren so furchtbar, und ich wollte mir einen Monat lang das Geschrei in meinem Studio nicht antun.

    Frage: Wie verbringen Sie Ihre Zeit denn sonst?

    Buchner: Mit Nichtstun. Das heißt für mich, morgens nichts vorzuhaben. Ich mache dann schon meist Musik. Aber nicht mit dem Hintergrund, jetzt unbedingt ein Lied daraus machen zu müssen mit drei Minuten Länge und mit Refrain und allem. Ich nehme schon auch auf, aber nur Skizzen.

    Frage: Planen Sie denn ein neues Album?

    Buchner: Aber klar. Ich habe ja so viel Material – über vier Stunden und lauter Blöcke mit Text voll. Aber das muss ich erst mal sortieren, und das schiebe ich immer raus. Das ist die Faulheit.

    Frage: Na, andere nennen diese Zeit einen kreativen Prozess.

    Buchner: Dann ist es halt die kreative Faulheit.

    Frage: Sie haben seit über 30 Jahren einen unverwechselbaren Sound. Wie kann man sich den so lange bewahren, ohne immer das Gleiche zu machen?

    Buchner: Ich lasse mich schon inspirieren und höre andere Musik. Auf Konzerte gehe ich allerdings kaum.

    Frage: Warum denn nicht?

    Buchner: Na, da müsste ich immer bis nach München fahren, und das ist mir zu weit. Ich höre mir lieber Radiosender an, die Musik bringen, die man noch nicht kennt. Und wenn da was dabei ist, das mich inspiriert, dann gehe ich sofort in mein Studio und mach mit anderen Trommeln und anderen Instrumenten erst etwas Ähnliches, und meist kommt dann doch was ganz anderes dabei raus.

    Frage: Sie spielen unglaublich viele Instrumente – wann haben Sie das gelernt?

    Buchner: Ich hatte ab dem 4. Lebensjahr bis ich zwölf war Klavierunterricht. Danach hab' ich mit Jazz weiter gemacht und nie mehr nach Noten gespielt. Ich kann Noten auch schon lange nicht mehr lesen. Die Blasinstrumente kann ich deswegen, weil mein Vater mir als Belohnung für eine gute Französischnote eine Trompete geschenkt hat. Die Griffe hat mir ein Abiturient gezeigt, und ich hab' schon nach drei Tagen so gespielt, dass dem nur noch die Kinnlade runtergefallen ist. Vieles probiere ich einfach aus.

    Frage: Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, auf was sind Sie da besonders stolz?

    Buchner: Dass ich immer meinem Glück nachgegangen bin. Ich habe mich nie bewusst für einen Karriereweg entschieden, sondern es ist alles so gekommen. Ich bin nie jemandem hinterhergerannt und hab gesagt, Mensch, ich würde gerne Filmmusik für dich machen – und doch ist es so gekommen. Und ich wollte früher auch nie Schallplatten rausbringen, und doch ist es so gekommen.

    Frage: Sie werden sie 70 Jahre alt. Wird das groß gefeiert?

    Buchner: Nein. Ich komme mir seit Jahren wie 28 vor, aber langsam merke ich, dass der Dreißiger kommt. Ich feiere Geburtstage nicht gerne, und diesmal seil' ich mich ab. Nicht, dass am Ende noch der Bürgermeister und der Landrat vorbeikommen.

    Hans-Jürgen Buchner

    Hans-Jürgen Buchner wurde am 27. Dezember 1944 in Bernau bei Berlin geboren. Seine Jugend verbrachte er in Niederbayern, mit 21 Jahren machtte er seinen Meister in Töpferei und eröffnete eine Werkstatt in Straubing. 1982 veröffentlichte er mit großem Erfolg die Platte „Haindling 1“ und machte sein Hobby – die Musik – zum Beruf. Die von ihm gegründete Gruppe Haindling ist nach dem gleichnamigen Ortsteil in Geiselhöring benannt. Der Musiker lebt dort seit mehr als 30 Jahren. 2013 wurde er für seine Verdienste um die bayerische Kultur mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber geehrt.

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