Würzburg Bernd Kohlhepp war im Bockshorn. Er ist preisgekrönter Hörspielmacher, schreibt Lieder für "Die Sendung mit der Maus", hat eine profunde Schauspielausbildung und steht seit 20 Jahren auf der Bühne, seit 1999 mit seinem Programm "Hämmerle allein zu Haus".
Dem Hämmerle ist die Gattin davongelaufen. Ihm geht's schlecht. "Wir brauchen nicht zusammenzuleben", bettelt er, "es reicht, wenn Du mir den Haushalt machst". Der Mann erlebt, dass der Haushalt "brutal gefährlich" ist und dass Haushaltsgeräte unbeherrschbare Höllenmaschinen sind.
Kohlhepp entwirft einen schwäbischen Mikrokosmos aus mehreren Typen. Da ist Hämmerle, mit Hut und Bademantel, sehr wendig für seine Erscheinung, körperlich wie geistig. Die anderen lernen wir nicht mit Namen kennen: Etwa die mörderische alte Dame, die aus ihrem Gatten was Nützliches macht (Fischfutter). Die Figuren, auch der längst in Funk und Fernsehen berühmt gewordene Hämmerle, sind recht eindimensional. Wir gewinnen zwar ein ungefähres Bild von Hämmerles Heimat Bempflingen, aber man bekommt einfach keine Vorstellung davon, was die Personen machen, wenn wir sie nicht gerade sehen. Die Figuren entwickeln keine Eigendynamik für Leute, die nicht schon von anderen Gelegenheiten mit ihnen bekannt sind.
Erstaunlich, dass das nichts macht. Kohlhepp ist ein erstklassiger Schauspieler. Mimik, Gestik, Sprechweise und Körpersprache ändert er von Typ zu Typ grundlegend; Hämmerle und Co. sind zwar platt, aber authentisch: Leute, aufgehoben in Schwaben, ohne Träume, die nach draußen führen, mit der Kehrwoch' (Hausordnung) als regelmäßigen Höhepunkt im Leben. Selbst die zum Teil schon angeschimmelten Gags schaden dem Abend nicht, Kohlhepp haut sie so souverän hinaus, dass sie doch wieder witzig ist. Höhepunkte im Programm sind seine Lieder: Einfach gut.