Immer wieder sind es eruptive Linien und kräftige Farben, mit denen Helmut Booz die Wirklichkeit und die Fantasie auf Leinwand und Papier bannt. Und trotz aller Entwicklungen ist der Veitshöchheimer durch all die Jahre seiner persönlichen Bildsprache treu geblieben. Diese Entdeckung ist nur eine von zahlreichen Einsichten, die Booz‘ umfassende Werkschau im Würzburger Spitäle ermöglicht.
Unter dem schlichten Titel „Ein Lebenslauf in Bildern“ gibt der 80-Jährige in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) einen Querschnitt seines reichen Schaffens. Aus sechs Jahrzehnten stammen die Arbeiten, die bei aller Fülle an Stoffen und Themen durchgehend einen virtuos-spielerischen Bild-Duktus zeigen.
„Irgendwann“, meint Booz lächelnd, „muss man ja mal so eine Retrospektive machen.“ Im Zentrum seines Schaffens steht das menschliche Individuum im Spannungsfeld zwischen kultureller Prägung und persönlichem Lebensentwurf. Seine alemannische Herkunft mit ihren Fastnachtsbräuchen samt Masken und Magie spiegelt sich in Booz‘ Werk genauso wider wie die Begeisterung fürs Theater. Die früheste Arbeit in der Ausstellung ist ein Gemälde, das Booz 1959 kurz nach dem Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste in München schuf. Es zeigt eine Baustelle, die der Künstler als eine Komposition voll quirliger Lebendigkeit malte.
Booz' jüngste Arbeiten sind Materialmontagen, auf denen er raffiniert und mit Witz die großen Menschheitsthemen gestaltet. Den Zeitgeist nimmt er dabei gerne auf die Schippe. So etwa in dem Objekt „Die Rache der Medusa“. Das ist ein rechteckiges, zum Teil durchsichtiges Objekt mit Masken und allerlei anderem Surrealen, durch das von hinten die schöne bunte Medienwelt eines TV-Bildschirms hindurchflimmert. In den antiken Sagen durfte man die Medusa nicht anschauen, sonst versteinerte man. „Und wenn man zu viel Fernsehen schaut, versteinert man am Ende vielleicht auch noch“, sagt Booz lächelnd. Denn auch wo er den moralischen Zeigefinger hebt, nimmt er sich selbst von der Kultur- und Gesellschaftskritik nicht aus.
Eine Zeit, die Booz offenbar besonders geprägt hat, war – nach seiner Kunsterziehertätigkeit in Oberfranken – die Zeit in Paris. In der Seine-Metropole war er als Kunsterzieher an der Deutschen Schule tätig, spielte kurzzeitig mit dem Gedanken, als freischaffender Künstler zu arbeiten. Er entschied sich, im Staatsdienst zu bleiben, kam ans Würzburger Wirsberg-Gymnasium und die Uni Würzburg. Seit knapp zwei Jahrzehnten lebt er nun als Freischaffender in Veitshöchheim.
Vernissage: 15. März, 16 Uhr mit Jürgen Lenssen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag, Sonntag 11-18, Freitag 11-20 Uhr. Bis 6. April.