Bill Murray ist schwer zu erreichen. Seine Manager und Sprecher hat er vor Jahren gefeuert. Nur ein Anwalt ist als Kontaktperson für den Schauspieler gelistet. Auf eine Antwort zur Anfrage, wie Murray am Montag (21. September) seinen 65. Geburtstag feiert, wartet man vergeblich. Drehbücher lässt sich der publicityscheue Star an sein Postfach schicken. Ein Handy habe er sich nur zugelegt, um für seine sechs Kinder erreichbar zu sein. Auf moderne Technik stehe er sonst nicht, betont Murray.
Regisseurin Sofia Coppola musste ihren berühmten Vater Francis Ford Coppola einspannen, um Murray für ihr „Lost in Translation“-Skript zu gewinnen. Die Rolle des alternden Filmstars, der in Tokio einen Whiskey-Werbespot dreht, hatte sie Murray auf den Leib geschrieben. Scarlett Johansson spielt die einsame Ehefrau eines viel beschäftigten Fotografen, die dem Altstar den Kopf verdreht. Einen Oscar hätte Murray für „Lost in Translation“ allein dafür verdient, wie er, ohne eine Miene zu verziehen, mit stoischem Narbengesicht und trockenem Humor die Zuschauer zum Lachen und zum Weinen bringt. Doch er verpasste seine bisher einzige Chance auf Gold in der Oscar-Nacht 2004, als Sean Penn mit Clint Eastwoods Drama „Mystic River“ seinen ersten Oscar gewann.
Sticker fürs Autofenster
Wie Penn ist auch Murray ein Hollywood-Außenseiter, ein Sonderling wie seine oft schrägen Film-Charaktere. Und dabei liebenswert – und umschwärmt. Scharen von Fans kleben als Liebesbeweis Bill-Murray-Sticker auf ihre Autofenster. Murray ist das prominente Aushängeschild der Webseite TheChive.com, die das markant-verlebte Gesicht des Stars als Aufkleber oder auf T-Shirts und Tassen vermarktet.
Zu Premieren taucht er nur auf, wenn es ihm passt. Im Mai war er Star-Gast bei David Lettermans letzter „Late Night“-Talkshow. Im Overall und mit Schutzbrille kletterte er aus einer riesigen Torte. Von klebrigem Zuckerguss überzogen mischte er sich unter die Zuschauer und kippte im Interview eine halbe Flasche Wodka hinunter. Murray war 33 Jahre zuvor auch Gast in Lettermans erster Sendung. Da war er schon als Komiker aus der Comedyshow „Saturday Night Live“ bekannt, die auch Dan Aykroyd, John und James Belushi sowie Eddie Murphy berühmt machte.
In seiner ersten größeren Filmrolle kämpft er als Rasenpfleger auf einem Golfplatz gegen Maulwürfe an. „Caddyshack“ (1980) über die Maroden reicher Golfspieler wurde von Harold Ramis inszeniert. Der schrieb vier Jahre später das Drehbuch für „Ghostbusters – Die Geisterjäger“, Ivan Reitman brachte den Klamauk über drei Wissenschaftler (Murray, Dan Aykroyd und Ramis), die eine Firma zur Geisterbekämpfung gründen, auf die Leinwand. 1989 schlug Murray als Geisterjäger noch einmal zu. Für „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) stand Ramis wieder hinter der Kamera, während Murray den arroganten TV-Wetterfrosch Phil mimt, der jedes Jahr über den „Groundhog Day“ aus Punxsutawney berichten muss – und es hasst.
Es dauerte eine Weile, bis Hollywood ihm Rollen gab, die nicht nur zum Lachen waren. In „Broken Flowers“ von Jim Jarmusch glänzt Murray als verblühter, wortkarger Frauenheld. Seit 1998 drehte er viermal mit Wes Anderson, darunter „Rushmore“, „Die Tiefseetaucher“ und „Grand Budapest Hotel“.
Seit über 25 Jahren hoffen Murrays Fans, dass er noch einmal zum Geisterjäger wird. Nun hat er sich von Komikerinnen wie Kristen Wiig und Melissa McCarthy überzeugen lassen. „Ich mag diese Mädels wirklich sehr“, da habe er nicht Nein sagen können, meinte er: Murray hat einen Auftritt in der „Ghostbusters“-Fortsetzung mit einem rein weiblichen Geisterjäger-Team.