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KITZINGEN: Hüpfende Flöhe: Ukulelen aus Kitzingen

KITZINGEN

Hüpfende Flöhe: Ukulelen aus Kitzingen

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    Mit Gespür für Holz: Hubert Pfeiffer bei der Arbeit.
    Mit Gespür für Holz: Hubert Pfeiffer bei der Arbeit. Foto: Fotos: Ralph Heringlehner / dpa / ddp

    Ohne Marilyn Monroe kann man keine Geschichte über die Ukulele schreiben. „Ja“, sagt Hubert Pfeiffer, „die hatte in ,Manche mögen's heiß‘ eine Ukulele. Aber Jüngere können mit dem Film nichts mehr anfangen. Die kennen als Ukulele-Spieler eher Stefan Raab.“ Das Instrument des TV-Entertainers stammt aus der Kitzinger Manufaktur von Hubert Pfeiffer. Auch Götz Alsmann (der mit der Tolle) zupft eine Brüko.

    Brüko steht für „Brüder Kollitz“. Franz und Josef Kollitz fertigten in der vom Vater 1890 gegründeten Geigenbauwerkstatt ab den 1930er Jahren Ukulelen. Später zog der Betrieb aus dem Sudetenland nach Erlangen. Seit 1990 kommen die Instrumente aus Kitzingen. An die 1000 Stück pro Jahr baut Pfeiffer, unterstützt von seiner Frau Friederike – geborene Kollitz – und zwei Mitarbeitern. „Alles wird hier gemacht, vom Zuschnitt über das Biegen bis zum Lackieren“, sagt Pfeiffer. Früher hatte Brüko hauptsächlich mit den Serienmodellen Großhändler beliefert. Jetzt läuft das meiste über den Online-Shop – „wir liefern in alle Welt“ –, und da werden häufig Sonderanfertigungen geordert.

    Pfeiffer hat sich über die Jahrzehnte ein besonderes Gespür für Holz angeeignet. „Ein wunderbarer Werkstoff“, schwärmt der gelernte Werkzeugbauer, der das Handwerk des Instrumentenbauers 15 Jahre lang bei Schwiegervater Herbert Kollitz gelernt hat. Wenn er heimischen Ahorn schlägt, tut er das nur bei Neumond. Andernfalls habe der Baum zu viel Saft. Verbaut wird ausschließlich – bis zu 20 Jahre – abgelagertes Holz. Korpus und Hals der Instrumente sind normalerweise aus unterschiedlichen Hölzern.

    Verarbeitet werden für die verschiedenen Teile der Ukulele unter anderem Ahorn, Birne, Nussbaum, Kirsche, Mahagoni, Mooreiche, Riegelahorn (besonders hochwertig), und auch Ovangkol, Palisander, Zebrano . . . Dem Laien schwirrt der Kopf. Selbst Meister Pfeiffer sagt, er wisse nicht wirklich, wie viele Holzarten er auf Lager hat. Holz in unterschiedlichen Stadien der Verarbeitung stapelt sich in der Werkstatt in Wäschekörben und in Regalen, Ukulele-Einzelteile sind in eine Presse gezwängt, andere locker gestapelt. Vor den Werkstattfenstern erhebt sich eine Lagerhalle – voll Holz.

    Des Gitarristen Verwirrung

    Jedes Holz gibt dem Instrument ein anderes Gesicht. Es gibt ihm aber vor allem einen anderen Ton. „Mahagoni sorgt für einen runden Klang“, erklärt Hubert Pfeiffer. „Ahorn klingt giftiger.“ Doch weil Holz ein lebendes Material ist und kein Baum wie der andere, erkennen Feinhörige selbst innerhalb derselben Holzart Unterschiede: „Wenn ich fünf Mahagoni-Ukulelen spiele, klingt jede anders“, sagt Pfeiffer. Immer mal experimentiert er mit neuen Hölzern, um deren Klang zu testen – und hat da auch schon Enttäuschungen erlebt.

    Es gibt Brükos mit flachem und mit gewölbtem Boden – auch das hat Einfluss auf den Klang. Als seien das nicht schon genug Varianten, baut der 59-Jährige auch Ukulelen mit unterschiedlich hohen Zargen (den Seiten des Instruments), es gibt Sopran-, Konzert-, Tenor- und Bariton-Ukulelen, die sich durch Größe und Tonhöhe unterscheiden. An manches Instrument passt Hubert Pfeiffer einen längeren Hals an. Der sogenannte Longneck hat 15 statt zwölf Bünde und vergrößert den Tonumfang.

    Der durchschnittlich begabte Gitarrist kann jedenfalls nicht auf Anhieb Ukulele spielen. Die vier Kunststoffsaiten auf Karbonbasis sind anders gestimmt (G-C-E-A oder auch A-D-Fis-H). Verwirrend auch: Unter dem Daumen liegt nicht die tiefste Saite wie bei der Gitarre, sondern die höchste. Die Bariton-Ukulele macht's leichter: Deren Saiten sind gestimmt wie die vier oberen Gitarrensaiten (D-G-H-E). Zudem hat die Bariton-Ukulele beinahe die von der Gitarre gewohnte Größe, während die übliche Sopran-Ukulele schon arg klein in den Händen liegt. Genau das scheint aber den Ukulele-Spaß auszumachen.

    Der Ukulele-Spaß aus dem Kitzinger Gewerbegebiet kostet zwischen 130 und 500 Euro. Im Internet werden Instrumente anderer, meist fernöstlicher, Hersteller schon für weniger als 20 Euro angeboten. Der Preisunterschied schlägt sich laut Pfeiffer aber auch in der Qualität nieder . . .

    Das hawaiianische Wort Ukulele bedeutet angeblich „hüpfender Floh“, so die Website alles-uke.de. Das, so heißt es weiter, „sei der erste Eindruck gewesen, den die Hawaiianer beim Anblick der über das Griffbrett huschenden Finger hatten, als ein portugiesischer Einwanderer namens Joao Fernandes am Nachmittag des 23. August 1879 nach viermonatiger Seereise vor Freude zu jenem kleinen Zupfinstrument griff, das in Madeira, seiner Heimat, Braguinha genannt wurde“.

    Das ist zwar bloß eine Legende. Trotzdem kann man ohne Floh keine Ukulele-Geschichte erzählen. Das verbindet ihn mit Marilyn Monroe.

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