(dpa) Zum Geburtstag zieht es Frieder Burda in die Fremde. Der Nil ruft. Eher untypisch für den Kunstsammler und Mäzen. Denn zu Hause ist er am Schwarzwald-Flüsschen Oos. „Heimat ist für mich Baden“, sagt er. Dort ist er aufgewachsen. Und dort hat er mit seinem Kunstmuseum seinen Lebenstraum verwirklicht. Am Freitag (29. April) wird Frieder Burda 75 Jahre. „Ich bin zufrieden und sehr glücklich,“ sagt er.
Das war nicht immer so. Nach der Schulzeit im badischen Offenburg, in Triberg im Schwarzwald und der Schweiz wurde der Sohn des erfolgreichen Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda im Konzern des Vaters ausgebildet. Zum Vater hatte er lange ein schwieriges Verhältnis. Erst nach dessen Tod im Jahr 1986 schwamm sich der mittlere von drei Söhnen frei und verließ das Unternehmen.
Während sein jüngerer Bruder Hubert den Druck- und Verlagsbereich übernahm, erbte Frieder mit seinem älteren Bruder Franz verschiedene Firmenbeteiligungen. Nach einigen Flops wandte sich Frieder Burda ganz der Kunst zu – und fand seine Bestimmung. „Er wusste inzwischen, dass seine Zukunft nicht aus Finanzen und Verwaltung bestehen sollte und dass er sich nicht jahrelang mit seinem jüngeren Bruder herumstreiten wollte“, schreibt der Autor Stefan Koldehoff, dessen Biografie über Frieder Burda jetzt erschienen ist.
Schließlich ist Frieder Burda ein „typischer Stier“. Nach eigenem Bekunden zuweilen leicht aufbrausend, dafür aber „sehr kompromissfähig und den schönen Dingen zugeneigt“. Und damit meint er nicht die bunte Glamour-Welt seines Bruders Hubert oder ein mondänes Leben an der Côte d'Azur. Frieder Burda hat vor vielen Jahren Feuer für die Kunst gefangen. Mehr als sein halbes Leben sammelt der Baden-Badener – mit einem fast schon unheimlichen Gespür, wie ihm selbst Kritiker bescheinigen. Von Gerhard Richter und Sigmar Polke über die abstrakten amerikanischen Expressionisten um Jackson Pollock bis zum späten Pablo Picasso: Eine persönliche Auswahl seiner inzwischen auf rund 1000 Bilder und Skulpturen angewachsenen international beachteten Sammlung zeigt er derzeit in seinem Baden-Badener Museum.
„Wenn ich durch die Ausstellung gehe, zieht mein ganzes Leben an mir vorbei.“ Vor allem, wenn er vor der knallroten geschlitzten Leinwand von Lucio Fontana steht, dem Werk, mit dem 1968 seine Sammelleidenschaft begann. An sich wollte er nur den Vater damit schocken. Doch der Senior, selbst Sammler von deutschen Expressionisten, war interessiert.
Frieder Burda kauft, was ihm gefällt oder ihm „Herzklopfen“ verursacht: „Ich will schöne Bilder zeigen und niemanden belehren.“ Und trifft dabei den Geschmack des Publikums. Sein 2004 eröffnetes Museum hat bislang rund 1,3 Millionen Besucher angezogen. „Mein Lebenswerk“, sagt der gelernte Drucker und Verlagskaufmann stolz über das vom New Yorker Star-Architekten Richard Meier erbaute Haus direkt neben der Kunsthalle und dem Kurhaus.
Um das von ihm allein finanzierte Museum nach seinem Tod zu sichern, hat der Mäzen eine Stiftung gegründet. Stiefsohn Dominic Kamp soll sich als Betriebswirt um die Stiftung kümmern. Stieftochter und Kunsthistorikerin Patricia Kamp soll als „Impulsgeberin“ dem neuen Museumsleiter Ludger Hünnekens zur Seite stehen. Und Frieder Burda? Er lässt es etwas ruhiger angehen, betont aber: „Ich gebe weiter die Richtung vor. Der Bilderankauf bleibt meine Entscheidung.“ Der frankophile Sammler bleibt auch in der Ankaufkommission des Pariser Centre George Pompidou – und sammelt natürlich weiter: „Es ist eine Leidenschaft tief im Innern.“
Glücklich ist Frieder Burda, wenn er im Museum sieht, dass seine Bilder den Menschen Freude machen. Und wenn er mit seiner Frau – er ist seit acht Jahren in dritter Ehe mit der 20 Jahre jüngeren Elke verheiratet – zusammen ist: „Das gibt mir sehr viel Kraft.“ Zum Geburtstag wünscht sich der Mäzen, der zugleich auch einer der Stifter des benachbarten Festspielhauses ist, vor allem Gesundheit. Dafür tut er viel: „Ich schwimme jeden Morgen eine Stunde und laufe sehr viel.“ Zu seinem Fitnessprogramm gehören zudem ausgedehnte Spaziergänge im Schwarzwald.