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Interview: David Bennent und das Skurrile im Leben

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Interview: David Bennent und das Skurrile im Leben

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    Dass ein erwachsener Mensch noch immer mit dem identifiziert wird, was er einst als Kind geleistet hat, ist selten. Bei David Bennent ist das der Fall. Der Schauspieler, geboren am 9. September 1966 in Lausanne als Sohn des Schauspielers Heinz Bennent und der Tänzerin Diane Mansart, ist noch immer als Oskar Matzerath aus Volker Schlöndorffs „Blechtrommel“-Verfilmung im Gedächtnis. Dabei hat er längst mehr geleistet. Auf dem Theater – unter anderem war er an der Comédie Française engagiert – spielte er die Klassiker und entwickelte sich zu einem Spezialisten für schwierige Charaktere. Am morgigen Dienstag kommt der, seit seiner Kindheit wachstumsgestörte, 1,55 Meter große Mime, mit der Komödie „Der Krawattenclub“ ins Theater der Stadt Schweinfurt.

    Frage: Ihre Karriere begann beim Film. Sie haben den Schwerpunkt dann aber auf das Theater gesetzt. Woran liegt das?

    David Bennent: Beim Theater sind mehr Angebote da. Ich bin Schauspieler geworden auch der Zuschauer wegen. Die – und deren unmittelbare Reaktionen – hat man nur am Theater.

    Beim Film hatten Sie wahrscheinlich auch das Problem, dass Sie immer wieder in die Schublade „Oskar Matzerath“ gesteckt wurden . . .

    Bennent: Genau. Beim Theater kann ich mich davon eher befreien.

    Ihre Körpergröße ist aber nicht wirklich ein Problem bei Rollenangeboten?

    Bennent: Nein, überhaupt nicht.

    Warum sind Sie denn Schauspieler? Um den Menschen Wichtiges über die Welt mitzuteilen?

    Bennent: Ich liebe die Sprache, ich liebe die Geschichten, die ich in diesem Beruf erzählen kann – von Shakespeare, über Schiller bis Goethe und Kleist. Jetzt mach' ich gerade Alan Ayckbourns „Frohe Feste“ am Renaissance-Theater in Berlin, ich spiele in einer französischen Komödie . . . Ich würde einfach sagen: Es geht mir ums Geschichtenerzählen.

    Jetzt kommen Sie mit dem „Krawatten-club“ nach Schweinfurt. Was reizt Sie an diesem Stück?

    Bennent: Ich glaube, es ist diese Chuzpe, die meine Rolle hat. Und auch die Problematik, die in dem Stück steckt: Was bedeutet Freundschaft? Wie weit kann man bei einem Freund gehen, bis alle Stricke reißen? Das sowie die Schnelligkeit und den Witz der Sprache finde ich spannend.

    Sie spielen den Bernard. Der ist der eher bürgerliche, der eher biedere der beiden Freunde.

    Bennent: Ja, irgendwie schon. Aber seine Problematik ist: Wie geht er mit Menschen um, die nicht das tun, was er will, und sich anders verhalten, als er sich das vorstellt.

    Wie ist generell Ihr Verhältnis zu den Charakteren, die Sie spielen: Müssen Sie die mögen?

    Bennent: Wenn man die Rolle oder den Charakter nicht mag, ist es auch schwer, ihn zu spielen. Man muss sich in einer Rolle sehen können. Man muss Lust darauf haben, auf der Bühne das zu erleben, was dieser Mensch erlebt. Und man muss Lust darauf haben, das dann dem Publikum mitzuteilen.

    Bernard wird im Stück 40 Jahre alt. Hat der 40. Geburtstag eine spezielle Bedeutung? Sie selbst sind vor gar nicht allzu langer Zeit 40 geworden . . .

    Bennent: Ich bin vor zwei Jahren 40 geworden. Also ich nehm' das alles nicht so wichtig mit Geburtstag und Geburtstag feiern. Aber merkwürdig ist es schon, plötzlich 40 zu werden. Man weiß, dass man älter wird, ohne dass man's richtig merkt . . .

    Sie sind zum ersten Mal auf einer Theatertournee. Wie sehen Sie diese neue Erfahrung?

    Bennent: Normalerweise hat man seine Garderobe in dem Theater, wo man jeden Abend spielt. Jetzt ist es ein bisschen so „On the Road“. Nach jeder Vorstellung fahren wir zu einem anderen Ort, man spielt jeden Abend in einem anderen Theater. Es ist schon ein bisschen anstrengender als normalerweise, wenn man zu Hause ist und abends zur Vorstellung geht.

    Sich jeden Abend auf die Verhältnisse einer anderen Bühne einzustellen ist kein Problem?

    Bennent: Nein. Und das ist ja auch reizvoll.

    Bemerken Sie Unterschiede im Publikum, je nach dem Ort, in dem Sie spielen?

    Bennent: Jeder Abend ist anders. Wenn man von Stadt zu Stadt tingelt, merkt man schon, dass sich da was verändert.

    Der „Krawattenclub“ ist ein spezielles Stück: einerseits mit einem ernsten Thema, andererseits schlägt immer wieder Komik durch.

    Bennent: Es ist, wie das im Leben halt so ist. Die skurrilsten Erfahrungen sind oft auch die traurigsten und umgekehrt. Das Leben kann in Momenten, in denen es sehr dramatisch ist, auch mal sehr komisch sein. Eine Komödie nutzt solche Erfahrungen aus dem richtigen Leben natürlich aus.

    Gibt es Filmprojekte?

    Bennent: Nicht im Moment. Derzeit bin ich mit Theaterspielen ausgelastet. Gerade hatte ich Premiere mit dem Ayckbourn-Stück in Berlin. Es gibt auch noch andere Projekte, die aber noch nicht ganz sicher sind.

    Sie wirken auf Fotos ziemlich durchtrainiert. Treiben Sie viel Sport?

    Bennent: Wenn ich Zeit habe, treibe ich ein bisschen Kampfsport. Mein Körper ist ja mein Instrument, und das muss ich fit halten.

    Im Blickpunkt

    Krawattenclub in Schweinfurt
    Im Mittelpunkt stehen zwei Freunde – jedenfalls sind sie es, bis Adrien Bernard erklärt, er könne nicht zu dessen 40. Geburtstag kommen. Adrien ist Mitglied eines Clubs, der sich monatlich zum Essen trifft. Wer auch nur einmal fehlt, fliegt raus. Die Mitgliedschaft im „Krawattenclub“ scheint für Adrien wichtiger zu sein als der Geburtstag des besten Freundes. Bernard wurmt das, und ein verbaler Schlagabtausch beginnt. Die bissige Komödie des Franzosen Fabrice Roger-Lacan ist am Dienstag, 13. Januar, im Theater der Stadt Schweinfurt zu sehen. Karten: Tel. (0 97 21) 5 14 75.

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