Hannes Jaenicke macht sich am heutigen Dienstag, 8. September, selbst Konkurrenz: Sat.1 zeigt um 20.15 Uhr den Familienfilm „Allein unter Schülern“, in dem Jaenicke als Lehrer eine Schar frecher Schüler bändigen muss. Zeitgleich sendet das ZDF die Dokumentation „Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären“. Mit seiner Doku über gequälte Orang-Utans in Borneo sorgte der Schauspieler voriges Jahr für Aufsehen. Wegen der großen Resonanz bekommt er jetzt eine eigene Reihe, in der er vom Aussterben bedrohte Tiere vorstellt, in weiteren Ausgaben kämpft er für Haie und Gorillas. Ein Gespräch über Umweltschutz und seine Aufgabe als Fernsehpappnase.
Frage: Ihr Film über Orang-Utans hat für Aufsehen gesorgt und viele Spendengelder eingebracht, jetzt legen Sie eine neue Tierschutzdokumentation vor. Ist diese Arbeit befriedigender für Sie als das Drehen purer Unterhaltungsfilme?
Hannes Jaenicke: Ich finde leichte Unterhaltung großartig und mache sie mit großem Vergnügen. Aber ich arbeite in einem Medium, das unglaublichen Einfluss hat, und ich fände es sträflich und schändlich, das Fernsehen nicht auch mal für etwas wirklich Sinnvolles zu nutzen. Ich bin seit meiner Jugend ein umweltbewegtes Menschenkind, und mit dem Projekt bin ich von Sender zu Sender gezogen – das hat gedauert. Das ZDF war der einzige Sender, der sich getraut hat, und ganz ehrlich: Würde da nicht der Name der Fernsehpappnase Jaenicke draufstehen, hätte kein Mensch den Film über die Orang-Utans gemacht. Dass das so ein Riesenhit wird, konnte keiner wissen. Aber die Quoten und das Medienecho waren bombig, und jetzt machen wir eine Reihe daraus.
Ihr neuer Film, in dem es um Eisbären geht, läuft sogar zur besten Sendezeit. Ist er so schockierend wie der erste?
Jaenicke: So hart wie der Film über die Orang-Utans ist er zwar nicht. Aber kaum einer weiß, dass der Eisbär noch munter gejagt, abgeknallt und als Kaminvorleger nach Deutschland importiert wird. Diese abartigen Jagden zeigen wir natürlich. Was die Eisbären aber eigentlich bedroht, ist unser CO•-Ausstoß. Wir können den Eisbär nur retten, indem wir unser Energieverhalten ändern und so die Polkappe erhalten. Wir heizen dem Eisbären sein Wohngebiet weg, mit jedem Geländewagen, jeder unnötigen Autofahrt, mit der ganzen Billigfliegerei für 19 Euro. Es gibt in dem neuen Film deshalb auch keine Spendenadresse, wo die Leute sich sagen können: Ich schicke da ein paar Euro hin und rette damit ein paar Tiere.
Über welche anderen bedrohten Tierarten wollen Sie in Zukunft berichten?
Jaenicke: Im nächsten Film geht es um Haie, er ist nach meiner Meinung der bisher beste Beitrag und läuft auch zur besten Sendezeit. Je nach Quote wird die Reihe danach auf jeden Fall in irgendeiner Form weitergehen. Wir machen etwas über Meeressäuger, außerdem bereiten wir eine Folge über Gorillas im Kongo vor, wo wegen des Abbaus eines für Handys und Laptops wichtigen Rohstoffs der letzte Regenwald abgeholzt wird und die letzten Gorillas abgeschlachtet werden.
Bereiten Ihnen der rücksichtslose Umgang mit der Natur und die Tierquälerei, die Sie erlebt haben, schlaflose Nächte?
Jaenicke: Ich weiß ja vorher, was mich erwartet. Was mich mehr aufregt, ist, welches Gefühl der Ohnmacht die Leute angesichts der ganzen Umweltkatastrophen an den Tag legen. Resignieren bringt doch nichts, und in Wahrheit kann jeder Einzelne ziemlich viel machen, ohne dass es wehtut. Es fängt damit an, dass man die Heizung runterdreht, ein sparsames Auto fährt, mehr mit dem Fahrrad unterwegs ist und bei den Standby-Geräten den Stecker zieht. Ich habe meinen Wäschetrockner abgeschafft, weil er ein Riesenstromfresser ist. Die meisten Menschen sind unglaublich schlecht informiert über diese Dinge. Es ist eine der Aufgaben des Fernsehens, daran etwas zu ändern.
Sie haben aber nicht nur Eisbären in freier Wildbahn gefilmt, sondern auch Knut im Berliner Zoo besucht . . .
Jaenicke: Ja, und als der Kameramann sein Stativ aufgebaut hat, kam Knut sofort angetapert, hat sich auf die Hinterbeine gesetzt und uns zugewinkt. Das war natürlich merkwürdig. Andererseits können wir ja nicht erwarten, dass sich so ein Tier benimmt wie seine Artgenossen in der Wildnis. Und da die Polkappe schmilzt, sind Zoos vielleicht die einzige Möglichkeit, Eisbären zu erhalten. Es wird diese Tiere in freier Wildbahn in zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr geben, genauso wie Orang-Utans, Raubkatzen oder Gorillas. Im Zoo ist zwar keine artgerechte Haltung möglich, aber es wird der einzige Ort sein, diese Tiere zu sehen, und vielleicht kapiert der Mensch dann, was er angerichtet hat und dass er mit der Natur anders umgehen muss.