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WÜRZBURG: (K)ein Urenkel von Riemenschneider

WÜRZBURG

(K)ein Urenkel von Riemenschneider

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    Schwimmer: alte Formensprache, moderner Inhalt.
    Schwimmer: alte Formensprache, moderner Inhalt. Foto: Fotos: Ralph Heringlehner

    Wenn's drauf ankommt, kann er schnitzen wie Tilman Riemenschneider. 2004, bei der großen Ausstellung im Mainfränkischen Museum, kopierte Thomas Hildenbrand eine heilige Barbara des berühmten Würzburgers – die dann für 16 500 Euro verkauft wurde. „Von Riemenschneider“, sagt der Bildhauer, „kann man sauberes Handwerk lernen.“ Der 29-Jährige als Urenkel des Würzburger Meisters der Spätgotik? Ja und nein: „Das Ende aller Dinge ist Riemenschneider nicht“, sagt Hildenbrand.

    Soll heißen, die Bildhauerei hat sich weiterentwickelt seit dem frühen 16. Jahrhundert, hat sich Sehgewohnheiten und Zeitläufen angepasst. Hildenbrand, geboren in Eberbach am Neckar, ausgebildet an der Holzbildhauerschule in Oberammergau, passt seine Kunst auf ganz eigene Art der modernen Zeit an: Er spielt mit der Kunstgeschichte, mit ihren Inhalten und Symbolen, er arrangiert barocke oder klassische Formensprache neu. Die Ergebnisse, zu sehen in der Ausstellung der BBK-Galerie im Würzburger Kulturspeicher, sind verblüffend, oft amüsant und zeugen von Hildenbrands hohem handwerklichem Können.

    Die Nackte mit der Maus

    Ein Mann, der mit seinem athletischen Körper von einem alten Griechen gemeißelt sein könnte, reckt dem Besucher ein vergoldetes Kaninchen entgegen. Eine nackte Dame, barock anmutend mit ihren kräftigen Schenkeln und ausladender Hüfte, führt eine Maus an der Leine spazieren. Die Augen der Dame sind verbunden. Eine Karikatur auf Schickimicki-Gehabe? „Ich will keine konkreten Geschichten erzählen“, erklärt Hildenbrand, „aber ich will Geschichten zulassen.“ Die Geschichten sollen sich also im Kopf des Betrachters bilden.

    Die 16 500 Euro für die Riemenschneider-Kopie wanderten seinerzeit übrigens nicht in die Tasche des Künstlers. Sie kamen dem Mainfränkischen Museum zugute. Doch man wurde auf den jungen Mann aufmerksam: „Ich hab' so viele Aufträge von Besuchern bekommen, dass ich eigentlich gleich eine Werkstatt aufmachen könnte“, sagte er damals. Die Werkstatt eröffnete er dann 2005. Hildenbrand („ich komme aus der Landwirtschaft“) war als Wandergeselle nach Würzburg gekommen. Er blieb einige Jahre. Wie viele Bildhauer verdient auch Thomas Hildenbrand seinen Lebensunterhalt zu großen Teilen mit Kunsthandwerk, mit Kopien, die er etwa im Auftrag der Kirche fertigt, oder mit Rekonstruktionen. So war er an der Restaurierung der Würzburger Neumünsterkirche beteiligt.

    Am Herzen liegen dem jungen Bildhauer aber vor allem die Arbeiten, bei denen er der Fantasie ihren Lauf lassen kann. Mehr frei arbeiten zu können ist denn auch sein Wunsch für die berufliche Zukunft. „Es ist in letzter Zeit schon gar nicht schlecht gelaufen mit den freien Arbeiten“, freut er sich. Hildenbrand arbeitet mit einem Schweinfurter Kunsthändler zusammen: „Als Bildhauer hat man gar keine Zeit, seine Sachen selbst zu verkaufen“, sagt er.

    Sieben Skulpturen in unterschiedlichen Größen, meist klassisch in Lindenholz geschnitzt, und acht Holzschnitte („ein Medium das mir liegt“) sind in der „Idole“ betitelten BBK-Ausstellung zu sehen.

    Die Schau ist Teil des sogenannten Debütantenpreises, der Jahr für Jahr vom Künstler-Berufsverband BBK an junge Talente vergeben wird. Neben der Ausstellung gibt es im Normalfall auch 5000 Euro vom Freistaat, um einen Katalog aufzulegen. Doch Hildenbrand ist kürzlich aus Würzburg weggezogen. Er wohnt und arbeitet jetzt in Ilshofen-Oberaspach im Landkreis Schwäbisch Hall, ist also Bürger von Baden-Württemberg. Und für die gibt's vom Freistaat Bayern keine Förderung, mögen sie auch noch so begabt sein. „Ich bin ein bisschen zu früh weggezogen. Dumm gelaufen“, kommentiert Thomas Hildenbrand achselzuckend die verpassten 5000 Euro.

    Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag und Sonntag 11–18 Uhr, Samstag 13–20 Uhr. Bis 31. Januar.

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