Da hat der Autor aber kräftig untertrieben: „Heute abend: Lola Blau“ weist Georg Kreisler lediglich als „Musical für eine Schauspielerin“ aus. Doch verbirgt sich dahinter weit mehr als eingängige Melodien und oberflächliche Texte.
Im „Theater im Pferdestall“ in Schloss Maßbach erlebt das dicht gedrängt sitzende Premierenpublikum eine Musical-Inszenierung für zwei: Eine singende Schauspielerin und ein schauspielernder Pianist finden zu einer beeindruckenden und mitreißenden künstlerischen Symbiose.
Silvia Steger durchlebt als „Lola Blau“ die wechselvolle Karriere einer jüdischen Schauspielerin von 1938 bis in die 50er-Jahre. Die Euphorie des ersten Engagements sprüht aus dem Song „Im Theater ist was los“. Selbstsicher und blauäugig belächelt sie das braune Polit-Gespenst: „Der Hitler kann vertragsbrüchig werden, Lola Blau nicht!“
Doch es wird nichts mit dem Auftritt in Linz. Deprimiert und voll stiller Wut drückt sie ihre Ohnmacht mit zarter Singstimme aus: „Was man sagen könnte . . .“ Silvia Steger überzeugt mit Pfiff („Sie ist ein herrliches, prächtiges Weib“) und Weltschmerz („Heute werd' ich mich besaufen“) und läuft zu Hochform auf, wenn sie einem Theaterdirektor wahlweise mit französischer Koketterie, Wiener Schmäh oder ungarischer Schärfe um den Bart streicht. Am Ende steht die bittere Erkenntnis, dass sie bleibt „a jiddischer Flichtling, a Ungewollte“.
In das Schlussduett „Seh'n Sie, so ist das Leben“ bindet sich Jürgen Heimüller ein, der den Abend auf der Bühne begleitet und sich am Klavier musikalisch einfühlsam und mit sicherem Klanggespür zeigt. Regisseur Christoph Thein ist mit seinem Team ein beeindruckender Musicalabend gelungen, den eine bezaubernde Silvia Steger mit ihrer gesanglichen wie schauspielerischen Leistung entscheidend prägt.
Die nächsten Aufführungen im Maßbacher „Theater im Pferdestall“: 25. 11., 22. und 23. 12, jeweils 19 Uhr. Karten und Infos: Tel. (0 97 35) 235.