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ZÜRICH: Martin Suter schickt Allmen in den Sumpf des Verbrechens

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Martin Suter schickt Allmen in den Sumpf des Verbrechens

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    Die „Dahlien“ sind wieder da, aber Maria ist weg. Wer damit nichts anfangen kann, hat Martin Suters „Allmen und die Dahlien“ nicht gelesen, einen Krimi des Schweizers vom vergangenen Jahr, der mit diesem Appetitanheizer endete. Nun liegt die Fortsetzung vor: „Allmen und die verschwundene Maria“.

    Mit Fantasie, gutem Willen und Suters (66) kleiner Rückblende könnte das Buch auch für sich stehen, was aber nicht zu empfehlen ist, denn der etwas dünne Gehalt des jüngsten Werks trägt es nicht wirklich. Erst im Zusammenspiel mit den in Buch Nr. 1 geraubten „Dahlien“, einem Bild des französischen Malers Henri Fantin-Latour, wird die Geschichte um Marias Entführung rund. Der Vorgänger-Roman lässt die beiden Helden, Johann Friedrich von Allmen und seinen guatemaltekischen Freund und Helfer Carlos, fassungslos zurück. Sie hatten gerade die Nachricht erhalten, dass Maria – Carlos' Freundin – gekidnappt wurde. Der Preis für sie: die „Dahlien“, kaum, dass Allmen sie wiederbeschafft und ihrer (un-)rechtmäßigen Besitzerin, Dalia Gutbauer, zurückgegeben hatte. Die Suche nach Maria, der Kontakt mit Gangstern, die vor Mord nicht zurückschrecken, und die Auseinandersetzung mit Gutbauer und ihrem Bediensteten-Clan bestimmen zum größten Teil den Inhalt des neuen Buches. Während Carlos wahnsinnig vor Sorge wird, ist Allmen schwer genervt.

    Anstand und Moral

    Der elegante Lebemann und Experte für Art Déco stochert im Sumpf des Verbrechens, was ihm gar nicht behagt. Obwohl selbst nicht unbedingt gesetzestreu, wahrt er doch stets den guten Stil, was in seinem Verständnis auch mit Anstand und Moral gleichzusetzen ist. Sein Spürsinn, der ihm beim Auftreiben verlorener Kunst nie im Stich gelassen hat, scheint verschüttet und alles, was er und Carlos unternehmen, um Maria zu finden, zum Scheitern verurteilt. Schlimmer noch: Die „Dahlien“, der Gegenwert für Marias Freilassung, werden schwer beschädigt.

    Die Lösung wartet hinter nicht allzu verschlungenen Wegen. Wie stets liest sich auch dieses Büchlein Suters schnell und gut. Sein eleganter Stil und seine liebenswerten Figuren täuschen allerdings nicht darüber hinweg, dass dieses Werk nach schneller Routine riecht. Es fällt dem Erfolgsautor offensichtlich nicht schwer, über Müßiggang, Wohlstandsleben oder Kunstszene zu fabulieren. Es wird ihm aber auch klar sein, dass die Beschreibung der Garderobe, des Interieurs oder eines aufwendigen Lebensstils nicht ausreichen, um die Raffinesse eines spannend konstruierten Kriminalfalls zu ersetzen. Spannend ist das vorliegende Buch kaum. Nimmt man beide Bücher, die „Dahlien“ und „Maria“, zusammen, bleibt eine nette unterhaltsame Geschichte in Erinnerung – immerhin.

    Martin Suter: Allmen und die verschwundene Maria (Diogenes, 223 Seiten, 18,90 Euro)

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