Bei diesen Titeln werden Erinnerungen wach: "I'll be there", "Stop! In the Name of Love", "Please Mr. Postman" oder "When a Man Loves a Woman" Hinter diesen und vielen anderen amerikanischen Welthits der 60er und 70er Jahre stand der Afroamerikaner Berry Gordy, ein ehemaliger Boxer und Fließbandarbeiter. In seiner Freizeit schrieb er Popsongs, 1959 gründete der 30-Jährige mit 800 geliehenen US-Dollar in Detroit ein Plattenlabel, das zu einem der erfolgreichsten der Welt werden sollte: Motown Records. In seinen besten zehn Jahren veröffentlichte Motown 537 Singles, also ungefähr eine pro Woche.
Diesen wahrgewordenen American Dream erzählt das Musical "Motown - Die Legende" zurzeit im Schweinfurter Theater. Zehn Sängerinnen, Sänger und Musiker präsentieren in der Produktion des Euro-Studio Landgraf mit hohem Können und ansteckender Spielfreude mehr als 40 Songs aus Gordys Schlagerschmiede - Welthits und weniger Bekanntes - und verzaubern damit das Publikum. Das Rezept des musikbesessenen Firmenchefs geht auch hier auf: "Kein Song länger als drei Minuten, ein Happy Sound, ein Happy Beat mit einem schönen starken Bass darunter."
Meist geht es um Liebe, Tanzen und sich Wohlfühlen
Gegenwart und Vergangenheit begegnen sich in der Handlung: In einer abrissreifen Fabrikhalle bereiten fünf von Motown begeisterte Sängerinnen und Sänger eine Galashow zu Ehren des Labels vor. Sie üben die Songs mit einer Band, erzählen von den Motown-Anfängen, von der Entstehung der Hits, von Komponisten und Interpreten. Der Opener "Will It Go Round In Circles" ist ein fetziger Funk-Soul-Titel und Millionen-Seller. Danach die Otis-Redding-Ballade "Mr. Pitiful".
Meist geht es in den Texten um Liebe, Tanzen und sich Wohlfühlen - immer verpackt in den unvergleichlichen Motown-Sound. Er wird vor allem geprägt von Songschreiber und Arrangeur Smokey Robinson und seiner Rhythm-and-Blues-Band "The Miracles": Über den pulsierenden Bass legt Robinson mehrstimmigen Harmoniegesang, das Schlagzeug treibt den Song voran. Als Beispiele erklingen "Shop Around" und "The Tears Of a Clown".
Im Finale mischen sich die Ovationen mit "Never Can Say Goodbye"
Wie in "Heatwaves" (Martha and the Vandellas) fließt diese Hochspannung in Wellen von der Bühne zum Publikum, das schnell begeistert ist. Das liegt natürlich auch an den großartigen Interpreten, den beiden Sängerinnen Siggy Davis und Meimouna Coffi, den Sängern Wilson Michaels, David-Michael Johnson und Trevor Jackson und der Band.
Der zweite Teil des Abends spielt auf einer glitzernden Showbühne. Nach und nach werden mit den Songs auch die großen Motown-Ikonen vorgestellt: The Temptations mit "My Girl" und "Papa Was a Rolling Stone", The Jackson Five mit "ABC" und "I'll be there" und der Songschreiber Marvin Gaye mit "I Heard It Through the Grapevine" und "Ain't No Mountain High Enough". Und das Feuer des Soul und der Leidenschaft lodert auch im Diana Ross & The Supremes-Medley: "Baby Love", "Where Did Our Love Go" und "Reflections".
Doch wurden viele dieser Songs auch zu Megasellern und Evergreens, mag ihr Wiedererkennungswert noch so beglückend sein - die Erfolgsgaranten dieses großartigen Feuerwerks aber sind die exzellenten Sänger und Tänzer, die das Publikum immer wieder mit der Intensität ihrer Interpretation packen und zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Im Finale mischen sich die Ovationen mit "Never Can Say Goodbye".
Musical "Motown - die Legende": Noch täglich bis 29. November, 19.30 Uhr, im Theater der Stadt Schweinfurt. Karten: Tel. (09721) 514955