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Würzburg: Mozarts Requiem mit Präzision statt Ekstase

Würzburg

Mozarts Requiem mit Präzision statt Ekstase

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    Matthias Querbach, Leiter des Bachchor Würzburg
    Matthias Querbach, Leiter des Bachchor Würzburg Foto: Bachchor

    Als Robert Levin anlässlich eines Vortrags bei der Stuttgarter Bachakademie am Klavier seine Rekonstruktion der Amen-Fuge zum „Lacrimosa” im Mozart-Requiem vorspielte, war Helmuth Rilling so überzeugt, dass Levin einen Kompositionsauftrag für eine Neufassung des Mozart-Requiems erhielt. Diese Fassung erweckte beim Würzburger Publikum bei der Aufführung in der sehr gut besuchten Johanniskirche große Begeisterung.

    Diese war natürlich auch der in weiten Teilen stimmigen, ergreifenden Wiedergabe durch Bachchor und Bachorchester Würzburg unter der Leitung von Matthias Querbach geschuldet. Dieser Dirigent weiß, womit er mit seinem Chor punkten kann. Große Ekstase verlangt er nicht, dafür aber Präzision und Beweglichkeit. Immer dann, wenn er in Klangschönheit zaubern kann, etwa bei der hinreißenden Gestaltung des „Salva me” durch die Soprane, wo er sich viel Zeit lässt, oder bei der suggestiven Zartheit des jähen Pianos im „Confutatis” erreicht er mit dem Chor die tiefsten Eindrücke. Das bedeutet nicht, dass etwa die große „Christe eleison”-Fuge oder die Steigerung des „Quam olim Abrahae” oder auch das Levin-Amen nicht genügend Ausdruck gefunden hätten. Allerdings könnte man sich dabei mehr Männerstimmen vorstellen.

    Dialog zwischen Seele und Jesus

    Das Solistenquartett wurde von der Sopranistin Friederike Mauss mit ihrer leuchtkräftigen, mit schnellem Tremolo ausgestatteten Stimme dominiert, sodass man oft von dem warmen Alt der Vera Maria Bitter zu wenig hören konnte. Tenor Stefan Schneider, der für Johannes Strauß eingesprungen war, gefiel mit einer schönen Höhe, wurde aber in der Tiefe etwas schwach, und Florian Rosskopp meisterte seine nicht so unwürdigen Bass-Aufgaben, zum Beispiel das „Tuba mirum” mit der schönen Posaune, souverän.

    Dem Requiem vorangestellt war Johann Sebastian Bachs Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis” BWV 21. Auch hier hatten die Zuhörer keine Bekümmernis. Man konnte sich an den präzisen Koloraturen des Tenors und seiner guten Aussprache freuen. Im Dialog zwischen Seele und Jesus (Sopran und Bass) zeigte sich wieder ein wenig die Sopran-Dominanz. Umso mehr gefiel die einleitende Sinfonia, die der Mittelsatz eines Oboenkonzerts sein könnte, mit dem exzellenten Solisten Jochen Müller-Brincken (im Programm war er nicht erwähnt) und der mächtige Schlusschor „Würdig ist das Lamm”, bei dem sich die Solisten in den Chor stellten. Nach der Kantate und noch mehr nach dem Requiem gab es langen ergriffenen Beifall.

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