Das altgediente Genre des Bibelfilms erlebt in Hollywood eine erstaunliche Renaissance. Im Frühjahr schickte US-Regisseur Darren Aronofsky höchst erfolgreich Russell Crowe in „Noah“ auf die Arche. Jetzt legt sein britischer Kollege Ridley Scott („Gladiator“, „Prometheus“) nach und erzählt in seinem Epos „Exodus: Götter und Könige“ die Geschichte von Moses und der Befreiung des Volkes Israel aus der vierhundertjährigen Sklaverei in Ägypten. Das Budget für Scotts monumentalen 3D-Sandalenfilm lag bei geschätzten 140 Millionen Dollar. Die sagenumwobene Pracht des alten Ägypten wird in computergenerierter Opulenz zum Strahlen gebracht, die Plagen vom blutigen Nil bis zu den getöteten Erstgeborenen kommen eindrucksvoll daher. Wenn sich schließlich das Rote Meer teilt, kann man minutenlang eine heranrollende Riesenwelle bewundern, die schließlich das Heer des Pharaonen verschlingt.
Das ist hochtouriges Unterhaltungskino mit biblischem Hintergrund. Oscarpreisträger Christian Bale gibt einen sehr wandelbaren Moses von beträchtlichem Format, dem man am Ende seine 120 Jahre deutlich ansieht. Anfangs ist er ein junger, ägyptischer Prinz, kampferprobter Feldherr und brüderlicher Freund des Pharaosohns Ramses (Joel Edgerton). Als dessen Vater Seti (John Turturro) stirbt, erfährt Moses vom hebräischen Gelehrten Nun (Ben Kingsley), dass er auserwählt ist, das Volk Israel ins Gelobte Land zu führen.
Gott ist ein Junge
Der Luxus-Prinz verwandelt sich in einen Rebellen und Guerilla-Kämpfer. Dann gründet er im Exil eine Familie und wird zum Propheten, der seinem Volk die zehn Gebote beschert. Der gefürchtete alttestamentarische Gott ist bei Scott ein Junge, mit dem Moses nicht immer einer Meinung ist. Das dürfte theologisch der interessanteste Aspekt des actionbetonten Dramas sein. Scotts Epos erweist sich als eine von Schlachten durchzogene Männersache, in der Frauen nur hübsche Staffage sind. Ramses' Mutter Tuya (Sigourney Weaver) taucht weitgehend stumm in nur wenigen Szenen auf, Moses' bildhübsche Frau Zipporah (Maria Valverde) trifft das gleiche Schicksal. Im Grunde kann man den Film als biblisches Superhelden-Drama sehen, in dem der Moses 150 Minuten lang gegen seinen blutrünstigen Rivalen Ramses kämpft.
Den treffen die gottgesandten Plagen. Der Nil färbt sich rot, wenn die Krokodile zubeißen. Dann kommen Frösche, Stechmücken und Heuschrecken. Dafür hat sich Scott angeblich von Sir David Attenboroughs Naturfilmen inspirieren lassen. Den Rest erledigten die Computerspezialisten, die aus 400 lebendigen Fröschen eine unübersehbare Streitmacht zauberten Ansonsten dominiert Bale den weitgehend humorfreien Film. Zu Beginn spielt ab und an ein Lächeln um seine Lippen, die Augen blitzen spöttisch. Laut Presseheft hat Bale sich zur Vorbereitung auch Monty Pythons Bibel-Jux „Das Leben des Brian“ angesehen. Später, als Prophet, ist Schluss mit lustig. Ein uralter Mann mit schlohweißem Haar ritzt die zehn Gebote in tonnenschwere Steintafeln. Gegen das erste Hollywood-Gebot („Du sollst nicht langweilen“) verstößt Scotts Film nicht: • • • ο ο ο
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