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PARIS: Neue Biografie: Die düsteren Seiten der Coco Chanel

PARIS

Neue Biografie: Die düsteren Seiten der Coco Chanel

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    Eigenwillig und zielstrebig: Audrey Tautou in der biografischen Verfilmung „Coco Chanel: Der Beginn einer Leidenschaft“.
    Eigenwillig und zielstrebig: Audrey Tautou in der biografischen Verfilmung „Coco Chanel: Der Beginn einer Leidenschaft“. Foto: Foto: Warner Bros./dpa

    Eine Frau mit einer solchen Lebensgeschichte muss einfach außergewöhnlich sein, sehr talentiert und ziemlich diszipliniert. Wahrscheinlich auch eigenwillig und zielstrebig, so wie sie die französische Schauspielerin Audrey Tautou in der biografischen Verfilmung „Coco Chanel: Der Beginn einer Leidenschaft“ darstellt. Muss sie auch tugendhaft sein?

    Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, stieg die junge Gabrielle Bonheur Chanel, wie ihr eigentlicher Name lautete, mithilfe von großzügigen Förderern und ihrer eigenen Gerissenheit auf von der kleinen Näherin und mittelmäßig begabten Nachtclubsängerin in eine mondäne Gesellschaft, die sie mit ihren originellen Hut- und Modekreationen eroberte, bis ihr der Durchbruch gelang als eine der einflussreichsten Modeschöpferinnen überhaupt. Indem sie die Frauen in Kostüme von radikal schlichter Eleganz kleidete, losgelöst von Korsett und pompösem Plunder, galt Coco Chanel als deren modische Befreierin – und führte auch selbst wohl ein freizügigeres Leben als bisher bekannt. So unkonventionell und visionär ihre Entwürfe daherkamen, so unangepasst, ja provozierend anders war auch sie selbst.

    Entsprechende Enthüllungen einer neuen Chanel-Biografie der englischen Autorin Lisa Chaney sorgen bereits vor deren Erscheinen im November für Aufsehen. „Coco Chanel: An Intimate Life“ („Coco Chanel: Ein intimes Leben“) will mit neuen Details über die legendäre, aber diskrete Rebellin Chanel locken. Unter anderem wertete Chaney bislang unbekannte Liebesbriefe aus. Demnach soll die Grande Dame der Mode abhängig von Drogen, speziell von Opium, gewesen sein, lesbische Liebesbeziehungen gehabt und den spanischen Maler Salvador Dalí zum Ehebruch getrieben haben. Außerdem war ihr deutscher Liebhaber Hans Günther von Duncklage angeblich ein Spion der Nazis.

    „Wir wissen nicht, ob Chanel davon wusste, aber nach dem Krieg lebte sie eine Weile in der neutralen Schweiz, um jedes Verfahren gegen sie zu verhindern“, heißt es in einer Information des Verlages Viking. Er verspricht, das fast 400 Seiten zählende Werk lasse die düsteren Seiten der Mode-Ikone nicht aus, werde aber auch ihren großen Einfluss auf die Mode und die moderne Kunst würdigen.

    Völlig überraschend kommen die sensationell vorgetragenen Geheimnisse allerdings nicht. Immer wieder war über Chanels bisexuelle Neigungen, ihr leidenschaftliches Liebesleben, auch über ihre mögliche Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime spekuliert worden. Auch ein Mann wie Dalí galt nie als die Moral in Person. Französische Medien deuten die neuen Entdeckungen und Chanels Selbstbestimmtheit vielmehr als Zeichen ihrer „fabelhaften Modernität“ und ihres Mutes, auch Risiken einzugehen: Schließlich waren Tausenden französischer Frauen, die sich mit den deutschen Belagerern eingelassen hatten, nach dem Krieg die Köpfe geschoren worden, eine Art moderner Pranger, den Chanel mit ihrer gefährlichen Liebschaft riskiert haben soll.

    In jedem Fall zeigt Coco Chanels Werk und Erbe, dass sie Nonkonformistin war. Das ist nicht zuletzt überliefert durch die vielen aufschlussreichen Zitate aus dem Mund der 1971 im Pariser Luxus-Hotel „Ritz“ gestorbenen Modeschöpferin. So wie dieses: „Um unersetzbar zu sein, muss man immer anders sein.“ Sie hat sich daran gehalten.

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