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SCHWEINFURT: Neuer Sams-Band von Paul Maar ist eine Liebesgeschichte

SCHWEINFURT

Neuer Sams-Band von Paul Maar ist eine Liebesgeschichte

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    ARCHIV - Das rüsselnasige Sams, dargestellt von der Schauspielerin Christine Urspruch, winkt in dem Spielfilm "Das Sams" von 2001 hinter einem Flugzeugfenster (Szenenfoto). Jetzt hat Paul Maar den sechsten Band mit Sams-Abenteuern fertig. In «Onkel Alwin und das Sams» bekommt Familie Taschenbier Besuch.
    ARCHIV - Das rüsselnasige Sams, dargestellt von der Schauspielerin Christine Urspruch, winkt in dem Spielfilm "Das Sams" von 2001 hinter einem Flugzeugfenster (Szenenfoto). Jetzt hat Paul Maar den sechsten Band mit Sams-Abenteuern fertig. In «Onkel Alwin und das Sams» bekommt Familie Taschenbier Besuch. Foto: dpa Kinowelt

    Paul Maar ist einer der bekanntesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Nun gibt es ein neues Werk des Schweinfurters – eine Ergänzung zu den bisherigen Sams-Büchern.

    Frage: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Sams zu erfinden?
    Paul Maar: Ich wollte etwas über einen schüchternen, zurückhaltenden und ängstlichen Mann namens Taschenbier schreiben und ihm im Laufe der Geschichte zu mehr Lebensfreude verhelfen. Daher habe ich Taschenbier das Gegenteil von ihm an die Seite gestellt: ein freches, mutiges und lustiges kleines Wesen, das ständig quasselt und reimt.

    Besonders an Sams ist ja, dass es Wünsche in Erfüllung gehen lassen kann. Hätten Sie ein Sams, was würden Sie sich wünschen?
    Maar: Dass es mir und meiner Familie weiterhin gut geht, dass ich gesund bleibe und dass ich mehr Zeit hätte. Bei mir ist nämlich ziemlich viel los. Unter anderem schreibe ich gerade an einem neuen Buch – und gleichzeitig bekomme ich viele Anfragen für Lesungen. Langeweile kenne ich nicht.

    Paul Maar: Auch im Theater sind die Stücke des Kinder- und Jugendbuchautors seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
    Paul Maar: Auch im Theater sind die Stücke des Kinder- und Jugendbuchautors seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Foto: Foto: Jörg Schwalfenberg

    Normalerweise gehen Verkaufszahlen bei Büchern nach dem ersten Jahr zurück. Bei „Eine Woche voller Samstage“, ihrem ersten Sams-Buch, stieg die Nachfrage jedoch von Jahr zu Jahr.
    Maar: Ja. Erstaunlicherweise. Aber das lag an der Mundpropaganda der Kinder, denn mein Verlag hat wenig Werbung gemacht. Die Leser waren begeistert. Es kamen viele Briefe von Kindern, die mich dazu aufgefordert haben, einen zweiten Teil zu verfassen. In der Fortsetzung, so der Leserwunsch, solle das Sams dann wiederkommen und für immer bei seinem Papa Taschenbier bleiben. Also habe ich einen zweiten Band geschrieben – und etliche weitere.

    Nach dem siebten Sams-Buch, „Sams im Glück“, haben Sie gesagt, dass es keine Fortsetzung mehr geben wird.
    Maar: Ja, das ist richtig. „Ein Sams zu viel“ ist auch keine Fortsetzung, sondern eine Ergänzung, die eigentlich schon zwischen dem dritten und vierten Sams-Buch hätte kommen müssen. Im vierten Sams-Buch sind Herr Mon und Frau Rotkohl verheiratet. Meine Leser haben mich immer wieder gefragt, wie die beiden zusammengekommen sind. Die Antwort findet sich in „Ein Sams zuviel“.

    Es ist also eine Liebesgeschichte?
    Maar: Ja, eine ziemlich skurrile. Wie sollte das bei diesen schrägen Typen auch anders sein! Da im Buch außerdem ein zweites, liebes Sams erscheint, ist es im übertragenen Sinn auch die Geschichte eines Einzelkinds, das verwöhnt und ein bisschen frech ist. Es bekommt ein Geschwisterchen und fühlt sich abgeschrieben. Es wird immer trauriger und gereizter. Ganz nach dem Motto: Und was ist mit mir?

    Haben Sie in Ihrer Kindheit viel gelesen?
    Maar: Ja, und das, obwohl ich aus einem nicht sehr lesefreundlichen Elternhaus komme. Nur am Sonntagnachmittag war es erlaubt, zu lesen, aber ich habe mir trotzdem ein Buch nach dem anderen aus der Stadtbücherei geholt und war wirklich ein eifriger Leser – wenn ich Lust hatte auch abends mit der Taschenlampe unter der Bettdecke.

    Welches war Ihr liebstes Kinderbuch?
    Maar: Das ist eines, das es heute gar nicht mehr gibt und das kennt auch keiner. Es heißt „Der Riese Saftig“, und darin wurde sehr viel gereimt. Das gefiel mir, und wer meine Bücher kennt weiß: Das Reimen gefällt mir bis heute.

    Was wollten Sie ursprünglich werden?
    Maar: Hm (lächelt). Forscher in Afrika. Zwischendurch auch mal Lokomotivführer. Das Haus meiner Großeltern war von den Eisenbahnschienen nur durch eine Straße getrennt. Da fuhren dann immer viele Dampfloks vorbei. Das fand ich toll.

    Was waren Sie für ein Schüler?
    Maar: Ein mittelmäßiger. In den naturwissenschaftlichen Fächern war ich nicht so gut. Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Kunst.

    Heute sind Sie ein Multitalent: Schriftsteller, Drehbuchautor, Zeichner, Dichter, Dramaturg, Übersetzer, Bühnenbildner und Regisseur. Was treibt Sie zu dieser Vielseitigkeit?
    Maar: Die Lust auf Abwechslung und das Bemühen, es mir nie langweilig werden zu lassen.

    Sie waren fünf Jahre lang als Kunstpädagoge an einem Gymnasium in Stuttgart tätig. Würde Sie es reizen, wieder als Erzieher zu arbeiten?
    Maar: Nein, denn ich hab' schon früh gemerkt: Ich kann nicht gleichzeitig Lehrer und Autor sein. Das geht zeitlich und organisatorisch nicht. Deshalb habe ich gekündigt und bin freier Autor geworden. Ich muss jedoch sagen: Ich bin immer noch gerne in Schulen und halte Lesungen. Aber letztlich denke ich, dass ich den besseren der beiden Berufe gewählt habe.

    Wenn Sie Lesungen halten: Welchen Eindruck erwecken bei Ihnen die Kinder?
    Maar: Sie sind mit Feuereifer dabei. Und zwar immer. Ich denke, dass die Befürchtung, Kinder und Jugendliche würden heute überhaupt nicht mehr lesen, etwas übertrieben ist. Meiner Ansicht nach lassen sich junge Menschen nach wie vor von guten Geschichten begeistern. Nur gut müssen sie halt sein.

    Im Februar ist Ihr Buch „Der Galimat und ich“ erschienen. Was ist daran besonders?
    Maar: Besonders ist, dass es darin sehr viele Bezüge zu meiner eigenen Kindheit gibt. Jim, die Hauptperson, ist ein bisschen so, wie ich es war. Ich las Nachmittage lang im Sprach-Brockhaus und prägte mir die Bilder ein. Dieses Lexikon, Jahrgang 1935, habe ich noch heute und hüte es als Hinterlassenschaft meiner sehr früh verstorbenen Mutter. Auch Jim liebt Lexika und lernt sie sogar auswendig.

    Sie sind Kinder- und Jugendbuchautor. Warum die Spezialisierung?
    Maar: Ich komme vor allem bei Kindern und Jugendlichen an. Ich denke, dieses Talent sollte ich auch nutzen. Anfangs habe ich auch für Erwachsene geschrieben. Es war aber schnell klar, dass meine besondere Begabung wohl darin liegt, für Kinder zu schreiben und Kinder zu erreichen.

    Viele sagen, Sie seien ein humorvoller Autor, mit Sinn für Situationskomik und groteske Übertreibungen. Sehen Sie sich korrekt beschrieben?
    Maar: Ja, aber das ist nicht alles (grinst).

    Passend wäre auch, Sie als Erzähler zu bezeichnen, der die Innenperspektive seiner Figuren meistens ausblendet und von außen auf sie schaut.
    Maar: Ja, das passt. Ich liebe es wirklich nicht so sehr, den Kopf meiner Figuren aufzumachen und ihnen ins Gehirn zu schauen. Ich mag es nicht zu schreiben, wie sich die Figuren fühlen. Der Leser soll sich selbst in die Figuren hineindenken. Das geht auch, denn ich beschreibe Szenen, Gesten und Äußerlichkeiten sehr präzise. Daraus kann man dann eine Menge ablesen – zum Beispiel Freude, Trauer, Glück oder Ohnmacht.

    Welche aktuellen Kinderbuchhelden gefallen Ihnen besonders?
    Maar: „Oscar, Rico und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel sowie „Der kleine Ritter Trenk“ von Kirsten Boie.

    Sie werden im Dezember 78 Jahre alt. Wann gehen Sie eigentlich in Rente?
    Maar: Ha, vielleicht mit 90 (lacht). Ich habe noch sehr viele Ideen, und mir macht meine Arbeit riesig Spaß.

    Paul Maar

    Paul Maar ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Zeichner, Dichter, Dramaturg, Übersetzer, Schauspieler, Bühnenbildner und Regisseur. Bisher hat er etwa 50 Bücher, 30 Theaterstücke und fünf Filme veröffentlicht. Außerdem gibt es schon 14 Paul-Maar-Schulen. Geboren wurde er am 13. Dezember 1937 in Schweinfurt. Er studierte nach dem Abitur und wurde Kunstlehrer. Seine schriftstellerische Laufbahn begann mit dem Aufschreiben von Geschichten für seine eigenen Kinder. Er erhielt neben rund 30 anderen Auszeichnungen den Bundesverdienstorden, den Brüder-Grimm-Preis, den Österreichischen Staatspreis, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur sowie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk. Er schreibt nicht nur, sondern illustriert auch. Seine bekanntesten Figuren sind das Sams, der Träumer Lippel und das kleine Känguruh. Paul Maar ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Bamberg.

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