Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

LOS ANGELES: Oscar-Gala mit First Lady

LOS ANGELES

Oscar-Gala mit First Lady

    • |
    • |
    Ein Höhepunkt der Oscar-Nacht: First Lady Michelle Obama (auf der Leinwand) verkündet den Gewinner in der Königskategorie „Bester Film“.
    Ein Höhepunkt der Oscar-Nacht: First Lady Michelle Obama (auf der Leinwand) verkündet den Gewinner in der Königskategorie „Bester Film“. Foto: Fotos: dpa/AFP

    Michelle Obama, die First Lady der USA, sorgte bei der diesjährigen Oscarverleihung für eine der größten Überraschungen. Live wurde die Präsidentengattin aus dem Weißen Haus zur feierlichen Gala in Hollywood zugeschaltet, um den Gewinnerfilm zu verkünden: Ben Afflecks Politthriller „Argo“, der von einer wahren Geiselentführung 1980 im Iran erzählt, wurde zum besten Film des Jahres gekürt. Möglicherweise war Obamas Auftritt schlicht als glamouröse Geste gedacht, doch der Iran wittert darin bereits einen politischen Affront.

    „Argo“, im November in den deutschen Kinos angelaufen, handelt von der spektakulären Befreiung von US-Geiseln im Iran. Affleck erzählt die historische Geschichte um Solidarität und Zusammenhalt in schwierigsten Zeiten packend und spannend. Dem Iran gefallen jedoch weder das Werk noch der Haupt-Oscar dafür. Es stelle sich die Frage, warum Michelle Obama ausgerechnet dann zugeschaltet werde, „wenn ein anti-iranischer Film ausgezeichnet wird“, kritisierten iranische Nachrichtenagenturen.

    Bei der Preisverleihung selbst hatten wohl nur wenige mit diesen Reaktionen gerechnet. Da überwog der Jubel, vor allem der von Ben Affleck. Nach seinem fulminanten Oscar-Gewinn 1998 für das Drehbuch zu „Good Will Hunting“ war er jahrelang etwas in der Versenkung verschwunden (lesen Sie dazu auch den Beitrag unten).

    „Ich habe nie gedacht, dass ich mal wieder hier oben stehen würde“, gestand Affleck mit dem wichtigsten Kinopreis der Welt in der Hand. „Es ist egal, wenn du im Leben mal unten bist. Es ist nur wichtig, dass du wieder hochkommst.“ Besondere Genugtuung dürfte er gegenüber der amerikanischen Filmakademie empfunden haben. Die hatte ihn für die beste Regie gar nicht nominiert, was für viel Kritik gesorgt hatte. Der 40-Jährige ist damit einer der wenigen Filmemacher, der die Auszeichnung für das beste Werk gewonnen hat, ohne für seine Regieleistung auch nur in die engere Oscar-Wahl gekommen zu sein.

    Es gab noch mehr Gewinner bei der 85. Oscar-Verleihung. Ang Lee war darunter mit „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“. Seine bildgewaltige 3-D-Literaturverfilmung holte mit vier Trophäen die meisten Preise, unter anderem den für die beste Regie. Es war aber nicht nur eine Nacht der Sieger, sondern auch der Verlierer – wie Emmanuelle Riva, eine der Hauptfiguren aus Michael Hanekes „Liebe“. Ihre wohl letzte Chance auf einen Oscar musste sie ausgerechnet an ihrem 86. Geburtstag aufgeben. Stattdessen schnappte Jennifer Lawrence („Silver Linings“) der Filmveteranin den Oscar als beste Hauptdarstellerin weg. Die 22-Jährige war anschließend redselig. Sie habe schon einen Drink genommen, grinste sie im Interviewraum. Deshalb rede sie ein wenig durcheinander. In ihrer schulterfreien Dior-Robe riskierte Lawrence eine freche Klappe. „Das Wort, das man nicht sagen darf, es fängt mit F an“, hätte sie beim Gang auf die Bühne am liebsten laut gerufen. Gleich nach ihrer Kür war der „Silver Linings“-Star auf einer Treppenstufe – vor einem Millionenpublikum in aller Welt – über seinen Kleidersaum gestolpert.

    Auch das opulent inszenierte Historiendrama „Lincoln“ von Steven Spielberg muss man zu den Verlierern zählen. Das Werk war mit zwölf Nominierungen ins Rennen um den wichtigsten Filmpreis der Welt gegangen, musste sich dann aber mit zwei Goldjungen begnügen. Einer der beiden war allerdings der für den besten Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis gewann seinen dritten Oscar in dieser Kategorie – Rekord, denn das hat noch kein Schauspieler vor ihm geschafft.

    Viel Jubel gab es auch auf österreichischer Seite. Der 70-jährige Michael Haneke gewann mit „Liebe“ den ersten Oscar seiner Karriere. Sein Drama um ein älteres Ehepaar wurde zuletzt mit Preisen geradezu überhäuft und sicherte sich nun den Goldjungen für den besten nicht-englischsprachigen Film. Auf Englisch, aber mit starkem österreichischem Einschlag, dankte Haneke seiner Ehefrau: „Du bist der Mittelpunkt meines Lebens.“

    Sichtlich gerührt und um Fassung ringend nahm Christoph Waltz die Trophäe als bester Nebendarsteller für seine Leistung in Quentin Tarantinos „Django Unchained“ entgegen (siehe Text unten). „Mein grenzenloser Dank geht an (. . .) Quentin Tarantino“, sagte Waltz. „Quentin schreibt Poesie, und ich liebe Poesie.“ Text: dpa

    Oscar-Gewinner

    Die Sieger der 85. Oscar-Gala in den wichtigsten Kategorien: Bester Film: „Argo“ (Regie: Ben Affleck, Produzent: Grant Heslov, Ben Affleck, George Clooney) Regie: Ang Lee („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis („Lincoln“) Hauptdarstellerin: Jennifer Lawrence („Silver Linings“) Nebendarstellerin: Anne Hathaway („Les Misérables“) Nebendarsteller: Christoph Waltz („Django Unchained“) Nicht-englischsprachiger Film: „Liebe“ (Österreich, Regie: Michael Haneke) Kamera: Claudio Miranda („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) Original-Drehbuch: Quentin Tarantino („Django Unchained“) Adaptiertes Drehbuch: Chris Terrio („Argo“) Schnitt: William Goldenberg („Argo“) Filmmusik: Mychael Danna („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) Filmsong: Adele Adkins und Paul Epworth („James Bond 007 – Skyfall“) Tonschnitt: Paul N.J. Ottosson („Zero Dark Thirty“) und Per Hallberg, Karen M. Baker („James Bond 007 – Skyfall“) Tonmischung: Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes („Les Misérables“) Spezialeffekte: Bill Westenhofer, Guillaume Rocheron, Erik De Boer und Donald Elliott („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) Animationsfilm: „Merida – Legende der Highlands“ (Regie: Mark Andrews und Brenda Chapman) Dokumentarfilm: „Searching for Sugar Man“ (Regie: Malik Bendjelloul) Kurzfilm: „Curfew“ (Regie: Shawn Christensen) Quelle: dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden