Rotweinflecken auf einem Manuskript von Paul Celan (1920 bis 1970), Friedrich Schillers (1759 bis 1805) Römerglas, seine recht lange Rechnung aus dem Gasthaus „Goldener Ochse“ oder ein Brief, in dem sich Max Frisch (1911 bis 1991) als „sehr alkoholisiert“ outet: Die Nähe vieler Schriftsteller zum edlen Tropfen, vorzugsweise zum Wein, lässt sich kaum leugnen. Vor allem im 19. Jahrhundert, aber auch heute: „Fast in jedem Nachlass finden wir was zu diesem Thema“, berichtet Professorin Heike Gfrereis im Deutschen Literaturarchiv in der Schillerstadt Marbach am Neckar bei Stuttgart. So schrieb Ernst Jünger (1895 bis 1998) einst „In vino error“ (im Wein liegt der Irrtum) neben eine Überkritzelung in seinem Manuskript und führte seine gestrichenen Gedanken so auf eventuell übermäßigen Weingenuss beim Schreiben zurück. Im Schiller-Nationalmuseum auf der Marbacher Höhe finden sich diverse Weinrömer und Tabakdosen, die Schiller zugeschrieben werden, ebenso wie ein rotes Stirnband gegen Kopfschmerzen. Wobei nicht überliefert ist, wie oft diese auf Weingenuss oder das Tabakschnupfen zurückgingen. Ein Rezept seines Arztes für Brechmittel ist ebenso erhalten wie lange Rechnungen aus dem Gasthaus „Goldener Ochse“.
MARBACH AM NECKAR