M adonna und Heidi Klum sind Leitfiguren der Mode. Auch der Haarmode. Als sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit beide öffentlich im Locken-Look zeigten, fragten sich Beobachter, ob der Dauerwelle der Sprung auf den Retro-Zug geglückt sei. Ganz junge Frauen, die nur die Kurzhaarfrisuren unserer Tage kennen, mussten sich erst bei ihren Müttern oder bei ihren Friseuren erkundigen, wie das eigentlich geht, aus glattem Haar eine Lockenpracht zu zaubern. Deren Erinnerungen waren gemischt, aber noch frisch. Bis Anfang der 1990er Jahre war die Dauerwelle besonders von deutschen Friseuren zur allein selig machenden Haarbehandlung erhoben worden. Ein Diktat für die weibliche Hälfte der Menschheit, ganz gleich, ob deren Haar zu fein, zu fett, zu strähnig, zu störrisch oder nur partienweise naturgewellt war. Ein halbes Jahr lang, so die treuherzige Versicherung der Haarbändiger, sei die Kundin dank einer solchen Dauerwelle alle Probleme los. Ein Blick in den Spiegel nach wenigen Wochen und der Anblick ausgewachsener, ausgefranster Dauerwellen sorgten regelmäßig für nachhaltige Verstimmung bei der Klientel. Ein Dilemma, denn die Friseure machen ihre eigentlichen Umsätze immer noch mit der Dauerwelle: Die Frisur gilt als Standbein eines ganzen Handwerks.
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