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WÜRZBURG: Robert Alan: Würzburgs neue Kabarett-Hoffnung

WÜRZBURG

Robert Alan: Würzburgs neue Kabarett-Hoffnung

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    Musik auf dem Ohr, Künstler und Denker im Blick: Robert Alan, dekorierter Bühnenprofi, beim Treffen im Würzburger Unicafé.THOMAS OBERMEIER
    Musik auf dem Ohr, Künstler und Denker im Blick: Robert Alan, dekorierter Bühnenprofi, beim Treffen im Würzburger Unicafé.THOMAS OBERMEIER Foto: Foto:

    Das Beil steht jetzt im Schlafzimmer. Griffbereit quasi. An einem durchaus angemessenen Ort für solch einen Preis, findet Robert Alan. Gut nur, dass er von Passau aus mit dem Zug heim nach Würzburg fahren konnte. Seine neben den 1000 Euro Preisgeld errungene Auszeichnung hätte er bei keiner Fluggesellschaft ins Handgepäck gekriegt: mannshoch, handgeschmiedet, die Klinge scharf geschliffen.

    Die Jury des Scharfrichterpreises bei den Passauer Kabaretttagen soll sich am 2. Dezember so schwer nicht getan haben und war sich mit dem Publikum einig: Robert Alan, der 29-jährige Musikkabarettist aus Würzburg, ist würdiger Träger der großen scharfen Trophäe, die schon (als Erster) Hape Kerkeling, Luise Kinseher und Günter Grünwald bekommen haben. Mit lässigen Liedern hatte sich Alan mal eben locker vom Klavierhocker an seiner Generation abgearbeitet. „Derart nonchalant, dass man ihm die Selbstironie jederzeit abnimmt“, schieb der mitveranstaltende Bayerische Rundfunk. Ihm im renommierten Nachwuchskabarettistenwettstreit den ersten Platz zuzusprechen – „es“, so der BR, „war die einzig richtige Entscheidung“.

    Ein paar Wochen später sitzt Robert Alan zum Interview in Würzburg bei Karamalz im Café und sagt zu seinem Staubfänger in der Schlafzimmerecke: „Der Preis hilft bei Auftritten.“ Vor allem in der starken, exklusiven Münchner Kleinkunstszene hat man aufgemerkt, der Würzburger wird inzwischen dort auch gebucht für den ein oder anderen Termin.

    Auf die Bitte, selbst zu beschreiben, was er wie auf der Bühne so macht, sagt der große blonde Schlaks: „Ich geh hoch, fühl mich da wohl, weiß, was ich mache. Ich alber' rum, mach' Quatsch, so was halt.“ Nur ein Keyboard, ein Klavier braucht er zwingend dazu. Das weiße Show-Hemd an, schwarze Lederkappe auf, Kunstfilzhase auf den Arm – und los geht „Die Robert Alan Show“.

    Der junge Würzburger würde sich selbst eher als Musiker denn als Kabarettist oder Comedian bezeichnen. Musiker – das habe er immer schon werden wollen, sagt Alan. Er hat am gleichen Tag wie Bob Dylan Geburtstag, bekam von diesem seinen Namen entlehnt, verließ in zartestem Alter mit seinen Eltern die DDR, wuchs in Bayreuth mit viel englischsprachiger Musik und einem Gitarristen als Vater auf und begann zu rappen. Mit 17 Jahren brachte er sich das Klavierspiel bei, begann Songs zu schreiben und wollte immer noch Musiker werden.

    Nach Stationen in Hamburg und Berlin wurde er Filmvorführer im Großkino am Würzburger Alten Hafen, wartete auf einen Studienplatz an der FH und studierte dann Kommunikationsdesign. In Hamburg, inspiriert von der dortigen Liedermacher-szene, hatte er irgendwann angefangen, seine Songs nicht mehr auf Englisch zu schreiben – „und gemerkt, dass die Leute darüber lachen“. Wenn er in Bars spielte, hieß es: „Robert, Du kannst echt nicht singen, aber Deine Texte sind lustig.“ Sein acht Jahre altes Liebeslied an die immer verspätete, liebesbedürftige, unterzuckerte, kaltfüßige Freundin mit den süßen Hamsterbacken hat er heute noch im Programm. „Einfacher Text, funktioniert auch heute noch“, sagt Alan und schenkt sich lächelnd noch einen Schluck ein.

    Früher schrieb er seine Songs in einem Rutsch. Heute hat er viele Sätze und Texthappen im Laptop und schreibt und bastelt und dichtet mal hier, mal da weiter. Das Studium hat er hinter sich, den Job beim Aldi noch nicht. Kann man von Musikkabarett leben? Als Antwort gibt es Spitzbubenlächeln: „Die guten, ja“, sagt Alan, der im Gespräch voller freundlicher Zurückhaltung ist und auf der Bühne saucool und rotzfrech.

    Im vorigen Jahr war er drei Mal für Kreuzfahrten gebucht. Kurzauftritte auf der Aida – „gute harte Schule“. Da sitze man mitten im Kommen und Gehen der an Ablenkung reichen Touristen am Piano, schwitze schön und erspiele und erwitzle sich, wenn es gut läuft, 45 Minuten Aufmerksamkeit. Zwei Auftritte am Tag, drei Mal, der Rest sei Urlaub.

    In der Fernsehtalentschmiede „Quatsch Comedy Club“, im RTL2 „Fun Club“ oder beim NDR „Comedy Contest“ war Alan zu sehen, auch im „Vereinsheim Schwabing“. Fernsehen sei gute Werbung. „Die Miete verdient man auf der Bühne.“ Im vorigen Jahr holte Bockshorn-Chef Mathias Repiscus, stets um Nachwuchsförderung bemüht, den Würzburger zum „New Star Festival“. Repiscus, der schon viele hoffnungsvolle Kabarettisten und Comedians hat kommen und mindestens so viele hat verschwinden sehen, sagt über Alan: „Man spürt, aus dem wird was Großes.“ Der 29-Jährige sei „ein echter Bühnentyp“, dem man einfach gerne zuschaue. Spitzbübischer Witz, ebensolcher Charme – „da kommen dann halt ein paar lustige Sachen raus“.

    Wenn dann einer zum Talent noch an sich arbeite . . . Im Café beim Gespräch schaut Alan auf die Uhr, gleich hat er Stepptanzstunde. Am 5. Februar kommt der Beil-Besitzer mit seiner Solo-Show ins Bockshorn, da will er was Neues probieren. Er plant eine CD, für die – „die Songs sind da“ – nur noch das Geld fehlt. Wo er in fünf Jahren ist? „Auf der Bühne, auf jeden Fall. Und hoffentlich nicht mehr beim Aldi.“

    Am 5. Februar gastiert Robert Alan im Würzburger Bockshorn. Karten Tel. (09 31) 460 60 66

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