(dpa) Hollywood lässt seine Kinder nie los. „Donald Sutherland und Julie Christie hatten richtigen Sex vor der Kamera“, titelte die Regenbogenpresse vor einigen Wochen. 1973 soll es für „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ mehr als in Hollywood üblich zur Sache gegangen sein, enthüllte ein angeblicher Insider. Doch während ihr Filmpartner die Gerüchte umgehend dementierte, blieb Julie Christie stumm – wie immer, wenn die Gerüchteküche brodelt. Am Donnerstag (14. April) feiert die Schauspielerin, die sich dem Starrummel schon vor Jahrzehnten entzogen hat, ihren 70. Geburtstag.
Für viele ist Julie Christie eines der schönsten, wenn nicht das schönste Gesicht des Kinos der 1960er Jahre. Mit ihren tiefblauen Augen und ihrer wilden blonden Mähne symbolisierte sie in ihren Rollen ein neues Frauenbild: selbstbewusst, unabhängig, unglaublich erotisch und doch gefühlvoll. Ein Bild, das auch Christie charakterisieren könnte. Stets eigenwillig entscheidend, eine politisch engagierte Stilikone, unabhängig von Männern und Starruhm, doch immer voller Selbstzweifel.
Rasanter Aufstieg in Hollywood
Nach ersten Erfolgen am Theater und im Fernsehen Anfang der 1960er Jahre war Christies Hollywood-Aufstieg rasant. 1966 erhielt sie den Oscar für ihre Rolle als karrierehungriges und ungezügeltes Fotomodell Diana in John Schlesingers „Darling“. Zur gleichen Zeit war Christie als Krankenschwester Lara in „Doktor Schiwago“ zu sehen, eine Rolle, die bis heute unvergessen ist und die ihr endgültig den Platz in der ersten Riege der Hollywood-Stars sicherte.
Fünfzehn Jahre lang gehörte Christie zum Hollywood-Establishment, war lange mit Schauspieler Warren Beatty liiert. Doch sie behielt ihren eigenen Kopf, schlug gute Rollenangebote immer wieder aus und sagte trotz Spott ihrer Kollegen immer wieder ihre Meinung: Gegen Atomwaffen und Tierversuche und für mehr Umweltschutz. Zu Hause fühlte sich Christie in der Glitzerwelt nie. Ende der 1970er Jahre flüchtete sie schließlich. „Ich dachte, ich werde dort verrückt“, sagte sie später. Außerdem gebe es unendlich viele Dinge, die sie lieber mache als schauspielern. Filme machte sie nur noch, „um ein bisschen Geld zu verdienen, weil ich nichts anderes kann“.
Was bei anderen Schauspielern nach Koketterie klingt, wirkt bei der stets von Unsicherheiten geplagten Christie authentisch. Geboren als Tochter eines Teeplantagen-Betreibers in der englischen Kolonie Indien, kam sie mit sechs Jahren nach England, wurde von Internat zu Internat geschickt und von strengen Lehrern gepiesackt. „Julie Christie, mach keine Grimassen, du bist hässlich genug“ – der Satz einer Nonne prägte sich ihr tief ein, erzählte sie später.
Golden Globe und Kritikerpreis
In den vergangenen Jahren war Christie vor allem in kleineren Nebenrollen zu sehen. Dass sie immer noch eine brillante Schauspielerin ist, bewies sie zuletzt 2008. Im Ehedrama „An ihrer Seite“ übernahm sie auf Bitten der jungen Regisseurin Sarah Polley, mit der sie befreundet ist, die Hauptrolle. Für ihre Darstellung einer Alzheimer-Kranken wurde Christie mit einem Golden Globe und dem amerikanischen Filmkritikerpreis ausgezeichnet und für den Oscar nominiert.
Viele Jahre lebte Christie abwechselnd auf einem Bauernhof in Wales und in einer Londoner Wohnung. Sie kündigte aber zuletzt an, Wales wegen zu viel Regens zu verlassen. Vor wenigen Jahren heiratete Christie nach mehr als 30 Jahren Beziehung ihren Freund, einen Londoner Journalisten. Die von ihr verhasste Regenbogenpresse berichtete von einer heimlichen Trauung. „Dabei war es überhaupt nicht heimlich, weil es jeder wusste“, ärgerte sich Christie später. „Ich habe nur nicht bei den Zeitungen angerufen.“ Ähnlich wird sie es wohl auch mit ihrem 70. Geburtstag halten.