Würzburg Die Trompete hat viele Gesichter, von denen sie im zweiten Konzert von "Rhapsody in Brass" in der Würzburger Neubaukirche einige zeigte. Zur Eröffnung spielte das Fürstbischöfliche Bläserconsortium zu Würzburg mit Händels "Arrival of the Queen of Sheba" ein Beispiel für die feierliche Funktion von Blechbläserensembles im Barock. Raymond Burkhart greift in seinem 1986 komponierten "Fanfare Processional" für drei Trompeten und Orgel auf diese Tradition zurück: Auch im 20. Jahrhundert kann kein anderes Instrument so effektvoll die Aufmerksamkeit wecken.
Am populärsten ist wohl die virtuose Barocktrompete. Richard Steuart demonstrierte ihre Möglichkeiten in Vivaldis Concerto in g-Moll, wobei man dem Allegro nicht anhörte, dass das Werk ursprünglich für Blockflöte komponiert war. Im ersten Satz der Sonate op. 1,12 von William Corbett für Renaissance-Trompete, Barockvioline und Orgel konnte Steuart sich im Wechselspiel von Trompete und Geige ganz dem feinen Ton von Weltklasse-Geiger Vladimir Shulyakovsky anpassen. Ein Höhepunkt war das allein von Violine und Orgel (Iva Slancowa) bestrittene Largo, von Shulyakowsky geschmackvoll schlicht und gefühlvoll gestaltet.
In Johann Sebastian Bachs "O Jesu Christ, meines Lebens nicht" trat im Bläserconsortium jede Stimme mit Kraft hervor. Das Ensemble ist hervorragend besetzt, Steuarts Leitung aber undifferenziert, so dass der Choral breiig und immer laut klang, ein Aufbau nicht zu erkennen war. Ähnliches galt auch für Valery Strukows Brass Suite Nr. 1 und "Phenix" von Normand DesChênes, wobei die russische Virtuosität und der von Amerika inspirierte rhythmische Einfallsreichtum von Strukows Werk sich dennoch vermittelte - in "Amok" klangen die Einwürfe der Trompeten so schnell und hart wie Schüsse.
Überzeugen konnten auch die modernen Kompositionen, die Allan Cox mitgebracht hatte. Große Intervallschritte in einem quasi gesungenen Legato steckten in Eino Rautavaaras "Hymnus für Trompete und Orgel" weite Räume ab, die die hervorragende Organistin Hildegard Cox mit hellen, fließenden Klängen füllte. Interessant die Beiträge von Edward Tarr, der etwa das Typische der romantischen Trompete in einem Adagio von Verdi vorführte. Etwas heiser und müde sang die Trompete im Stil einer Moritat. Die traurige Melodie, begleitet von der wie ein Leierkasten klingenden Orgel (Lucy Hallmann Russell), passte weniger in die Oper als auf einen Jahrmarkt - oder für einen Film von Fellini.