Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Symbol des Rock 'n' Roll

Kultur

Symbol des Rock 'n' Roll

    • |
    • |
    Symbol des Rock 'n' Roll
    Symbol des Rock 'n' Roll

    Kaum ein Instrument hat die Welt so nachhaltig verändert wie die elektrische Gitarre. Ihr Klang hatte die Wucht einer Kulturrevolution. Kaum zu glauben, dass bereits zu Urgroßvaters Zeiten akustische Gitarren erstmals mit elektrischer Verstärkung gespielt wurden. Neun Jahrzehnte später umgibt die E-Gitarre noch immer eine mystische Aura. Niemand weiß so recht, wie dieses verführerische Saitenspiel der Gefühle zustande kommt, dem so viele Menschen verfallen sind. Wir reagieren euphorisch auf die lautstarke und undurchschaubare Hightech-Erfindung. Sie wirkt magisch und aufpeitschend, vor allem auf unsere unteren Körperregionen.

    Mitte des 19. Jahrhunderts suchten Instrumentenbauer nach Möglichkeiten, der zarten und leisen Akustikgitarre lautere und vielseitigere Klänge zu entlocken. 1840 gestaltete Christian Friedrich Martin den hölzernen Korpus so um, dass man ihn mit Metallsaiten bespielen konnte. Dadurch erreichten die Instrumente des in die USA ausgewanderten Gitarrenbauers aus Markneukirchen im Erzgebirge eine viel höhere Lautstärke. Eine noch geräuschvollere Akustikgitarre – mit gewölbter Decke und nach hinten gewinkeltem Hals – konstruierte der Amerikaner Orville Gibson im Jahr 1902. Er orientierte sich dabei an den Geigen von Stradivari.

    Die Bratpfanne

    1923 präsentierte Gibsons leitender Ingenieur Lloyd Loar Versuche mit den ersten elektromagnetischen Tonabnehmern. Ein von ihm entwickelter Sensor, der die Deckenschwingungen eines Saiteninstrumentes mit Massivholzkorpus aufnehmen und in ein elektrisches Signal transformieren konnte, ließ sich auf dem Markt nicht durchsetzen.

    Erst 1933 brachte Loar mit der Firma Vivi-Tone solche Tonabnehmer serienmäßig auf den Markt. Auch der Texaner George D. Beauchamp war besessen von der Vorstellung einer elektrisch verstärkten Gitarre. Da der passiven Vergrößerung des Klangvolumens natürliche Grenzen gesetzt sind, kam er 1924 schließlich auf die Idee, die Schwingungen der Saiten seiner Gitarre direkt am Entstehungsort abzugreifen. Dazu befestigte er den elektromagnetischen Tonabnehmer eines Plattenspielers an seinem Instrument. Um seine Innovation zu vermarkten, brauchte der Nachwuchstüftler kompetente Unterstützung. Fortan feilte er gemeinsam mit dem Schweizer Emigranten Adolph Rickenbacker an einem Serienmodell. Der urige Holzklotz fing sich aufgrund seines kleinen kreisrunden Korpus‘ und der sechs Stahlsaiten den Namen „Bratpfanne“ (englisch Frying Pan) ein.

    1931 entwickelte das Duo einen Tonabnehmer, der sich die Saitenschwingung von Stahlsaiten direkt zunutze machte. Damit war die erste serienmäßige elektrische Gitarre erfunden. Nach dem Vorbild der Rickenbacker Electro A-22 funktionieren auch heute noch fast alle Stromgitarren. Da Adolph Rickenbacker gute Beziehungen zur US-Unterhaltungsindustrie hatte, erklang seine „Volksgitarre“ alsbald auf zahlreichen Hits von Bing Crosby bis Sol Hoopii, dem wohl populärsten hawaiianischen Steel-Gitarristen überhaupt.

    Rundungen einer Traumfrau

    Nicht nur deshalb sah die Konkurrenzfirma Gibson sich gezwungen, mit einem eigenen, konventionell geformten Modell nachzuziehen. Der farbige Musiker Charlie Christian wurde in der zweiten Hälfte der 1930er zum ersten Star eines völlig neuen Instruments, dessen wohlgeformter Körper den Rundungen einer Traumfrau nachempfunden schien.

    Dank des elektrisch verstärkten Klangs seiner Gibson ES-150 war der junge Schwarze aus dem Orchester des weißen Bandleaders Benny Goodman fortan in der Lage, auf dem altgedienten Rhythmusbrett endlich auch Soli zu spielen. Er sollte nicht der einzige Innovator bleiben. Parallel entwickelte der Bluesmusiker T-Bone Walker aus Texas mit einer von Leo Fender konstruierten E-Gitarre gänzlich neue Ausdrucksformen. Fender, ein ehemaliger Rundfunktechniker aus Südkalifornien, begann nach dem Krieg, E-Gitarren mit einem massiven Korpus in Serie herzustellen. Die Fender Telecaster verursachte keine Rückkopplungen mehr und war enorm widerstandsfähig. Leo Fender hatte sein „Baby“ so weit vereinfacht, dass es praktisch von jedem Hobbymusiker mit einem Schraubenzieher und einem Lötkolben in alle Einzelteile zerlegt und wieder zusammengeschraubt werden konnte.

    Die Idee, den hohlen Korpus durch einen massiven zu ersetzen, ging ursprünglich von Les Paul aus. Der Wahl-New Yorker gehörte Ende der 40er Jahre zu den populärsten Gitarristen der USA. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass die E-Gitarre eigentlich gar keinen Hohlkörper brauchte. Der sorgte ohnehin nur für störende Rückkopplungen. Les Paul stellte sein Know-how schließlich Gibson zur Verfügung – und so kam im Jahre 1952 das berühmte Les-Paul-Modell auf den Markt. Es war von Anfang an auf Qualität ausgerichtet, mit einem edlen Korpus aus Schichten von Ahorn und Mahagoni, ausgeliefert in goldfarbener Lackierung. Fender reagierte prompt und präsentierte 1954 mit der Stratocaster eines der erfolgreichsten Modelle überhaupt.

    Der Siegeszug der Gitarre als Herz einer kulturellen Revolution war nicht mehr aufzuhalten. Die Medien schlugen Kapital aus dem Image des rebellischen Rock ’n’ Rollers mit angeklatschtem Haar, Lederjacke, Motorrad – und E-Gitarre. In ihren frühen Tagen spielten die Beatles gleich diverse Rickenbacker-Modelle. Allein John Lennon besaß vier davon. Jimi Hendrix war Mitte der 60er der Erste, der eine Fender Stratocaster so spielte, als stünde er selbst unter Strom.

    Les Paul hat sie alle überlebt. Das erst vor vier Jahren im hohen Alter von 94 gestorbene Multitalent war nicht nur ein technischer Innovator, er war auch musikalischer Begleiter von Frank Sinatra, Django Reinhardt und Bing Crosby.

    Heute gilt Les Paul als einer der frühen Virtuosen auf der E-Gitarre. „Seine“ Gibson Les Paul wird seit über einem halben Jahrhunderts von Legionen von Musik-Legenden gespielt. Doch die Traditionsmarken wie Gibson, Fender, Gretsch und Rickenbacker reproduzieren sich heute eigentlich nur noch selbst.

    Die legendäre Fender Stratocaster

    Seit der legendären Fender Stratocaster, dem neuen Symbolinstrument der aufstrebenden Jugend, hat sich auf dem Sektor der elektrischen Gitarre nichts wirklich Revolutionäres mehr ereignet.

    Die meisten Modelle sind in technischer Hinsicht lediglich Variationen des immer gleichen Themas. Digitale Innovationen wie zum Beispiel synthetische Midi-Gitarren konnten sich nie wirklich durchsetzen. Neuerungen spielen sich eher in den technischen Feinheiten der E-Gitarre ab. So hat sich die Qualität der Stimmmechanismen wesentlich verbessert.

    Und auch bei den Tonabnehmern gab es verschiedene echte Neuerungen. Ende der 70er präsentierte der US-Amerikaner Floyd Rose ein bahnbrechendes Vibratosystem. Sein „Locking Tremolo“ war eine Weiterentwicklung des Vintage-Typs der Stratocaster. Inzwischen gibt es sogar selbststimmende Gitarren mit kleinen Elektromotoren in den Mechaniken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden