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Würzburg: Techno-Jazz trifft auf knackige Bläsersätze

Würzburg

Techno-Jazz trifft auf knackige Bläsersätze

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    Die Band "Jazzkantine" aus Braunschweig trat am Sonntag beim Jazzfestival der Jazzinitiative Würzburg im Felix-Fechenbach-Haus auf. Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jazzmusiker zu fördern und den Künstlern ein Podium zu bieten.
    Die Band "Jazzkantine" aus Braunschweig trat am Sonntag beim Jazzfestival der Jazzinitiative Würzburg im Felix-Fechenbach-Haus auf. Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jazzmusiker zu fördern und den Künstlern ein Podium zu bieten. Foto: Daniel Peter

    Mit Grubenlampen ausgestattet betreten sechs Anzugträger in der klassischen Rock-Instrumentierung Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard und erweitert um Posaune und Saxophon im Dunkeln die Bühne. Das Licht wird heller, drei Sänger im schwarzen Gangster-Rap-Dress gesellen sich dazu – und ab geht die Post: ein groovender Bass, eine feurige Rhythmus-Gruppe, oben drauf knackige Bläsersätze und rasanter Sprechgesang – die Jungs der Jazzkantine um Gründer und Bandleader Christian Eitner bringen beim Jazz-Festival Würzburg am Sonntagabend Dynamik ins Felix-Fechenbach-Haus.

    Die Musiker erzählen in „Eine Ehre“ vom Jubiläumsalbum „Mit Pauken und Trompeten“ ihre Bandgeschichte, lassen weitere ganz neue Stücke folgen und bringen mit dem Repertoire-Ohrwurm „Respekt“ einen zeitlosen Klassiker aus dem Gründungsjahr in neuem Gewand.

    Auftritt der"Jazzkantine" beim Jazzfestival im Felix-Fechenbach-Haus.
    Auftritt der"Jazzkantine" beim Jazzfestival im Felix-Fechenbach-Haus. Foto: Daniel Peter

    "Musik kennt keine Sprache und keine Grenzen"

    Keinen Zweifel lässt die Jazzkantine an ihrer politischen Haltung: „Musik kennt keine Sprache und keine Grenzen – sie ist universal und wird von allen Menschen verstanden.“ Und dieses Credo, vorgetragen von Captain Cappu, praktizieren sie in ihrer lauten und mitreißenden Bühnenshow: Blues, Soul, Funk, Reggae, Hip-Hop, Rock und Pop verschmelzen zur äußerst tanzbaren Melange.

    „That´s Jazz“ verkündet die Band, ehe sie in der überwältigenden Neufassung von Steve Wonders „Superstition“ einen grandiosen Schlusspunkt setzt. Eine musikalische Grenzerweiterung des Jazz-Begriffes, die viele, aber längst nicht alle im Publikum mitgehen wollten. Vor allem manch Älterer war da schon auf dem Heimweg.

    Tanzen zu abwechslungsreicher Rhythmik

    Ein Phänomen, das auch am Samstag  beim Auftritt des Münchner Leo Betzl Trios zu  beobachten war. Pianist Leo Betzl und Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber spielten mit einem wie entfesselt aufspielenden Maximilian Hirning als Bass-Solisten eine Form von handgemachtem Techno-Jazz. Dessen erstaunlich perfekte und abwechslungsreiche Rhythmik animierte die Jüngeren im Publikum blitzschnell zum Tanzen,  manchem Jazz-Puristen war das allerdings deutlich zu laut und zu monoton.

    Zumal unmittelbar vorher die Nighthawks um Bassist Dal Martino und Star-Trompeter Reiner Winterschladen mit ihrem druckvollen Fusion-Jazz und starkem Rock-Einschlag dem Publikum schon gehörig eingeheizt hatten. Bereits da hatte man gehört, dass die hochgedrehten Lautstärkeregler des Öfteren dem filigranen Trompetenspiel Winterschladens nicht immer zuträglich waren.

    Eröffnung des Festivals mit einem Paukenschlag

    Eröffnet hatten das Festival die Gewinner des jüngsten Jazzpreises der Würzburger Hochschule für Musik gleich mit einem Paukenschlag. Denn wie das junge Quartett Axis die Kompositionen von Rockgitarrengott Jimi Hendrix in zeitlos schöne Jazz-Arrangements verwandelte, verband ganz wunderbar längst klassisch gewordene Rock-Hits mit der musikalischen Innovationskraft des Jazz.

    Einfach überwältigend war schon der Opener „The Wind cries Mary“, intoniert von der gefühlvoll-melancholischen Stimme Sarah Buchners, die demselben Song dann in der Wiederholung als Zugabe noch weitere Facetten entlockte.

    Magische Momente entschleunigter Ruhe und Gelassenheit

    Melancholie und die scheinbare Einfachheit von Volksliedern aus dem Osten Europas, aber auch aus Deutschland („Die Gedanken sind frei“) sind auch die Basis der in Berlin ansässigen Ethno-Jazz Formation Leléka um die ukrainisch-stämmige charismatische Frontfrau Viktoria Leléka. Das Quartett zauberte zu Beginn des Sonntags magische Momente entschleunigter Ruhe und Gelassenheit ins Felix-Fechenbach-Haus, auf die dann der musikalische Höhepunkt des Festivals folgte – zumindest für die Jazz-Kenner im Publikum.

    Lässig und konzentriert, spielfreudig und filigran, virtuos und mit jeder Menge angenehmem Understatement zelebrierte die Wolfgang Lackerschmid Connection einen mitreißenden Querschnitt durch das über 40-jährige Musik- und Kompositionsschaffen des Vibraphonisten.

    Sternstunde in der Geschichte des Würzburger Jazz-Festivals

    Hatte Lackerschmid in seinen ganz jungen Jahren noch mit dem großen Trompeter Chet Baker musiziert, so hat er seit einiger Zeit mit Ryan Carniaux einen Bläser von ähnlichem Format an seiner Seite. Wie sich die beiden im Verbund mit Stefan Rademacher am Bass und Guido May am Schlagzeug die Bälle zuspielen und im blinden Verständnis einen gleichermaßen entspannten wie großartigen Auftritt hinlegten, war in jedem Fall eine Sternstunde in der Geschichte des Würzburger Jazz-Festivals.

    Weitere Veranstaltungen im Rahmenprogramm des Festivals7. November, 19.30 Uhr: Kulturspeicher: Lou Duo – Felix Schneider und Jonas Sorgenfrei.13. November, 20 Uhr: Theater am Neunerplatz: Litera-Jam – Festivalmacher und Gäste blicken mit literarischen Texten zurück aufs Festival16. November, 20 Uhr: stahl.lehrmann architekten: Burkard Schmidl & Jochen Volpert

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