Dieser Mann hat’s nicht leicht: Ist er rauch- und alkoholfrei und auch sonst abstinent, wird er als willfähriger Ehe-Waschlappen ausgemustert. Schwillt ihm aber als Haremsgockel der Kamm, trifft ihn der Bannstrahl kleinkarierter Moral. Wer aus diesen Turbulenzen weitgehend unbeschadet hervorgeht und am Ende fröhlich besungen wird, muss „Der Mustergatte“ sein!
Bei der Premiere der gleichnamigen Komödie von Avery Hopwood auf der Freilichtbühne des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach (Regie: Rolf Heermann) bekommen die Besucher ein höchst amüsantes Theaterspektakel serviert: keine Minute ohne knallige Pointe, jeder Gag trifft den schnell strapazierten Lachnerv. Die oft umwerfenden Kapriolen sind professionell durchgearbeitet. Die gymnastische Beweglichkeit nötigt vollen Respekt ab. Nicht nur auf dem Laufband werden die konditionellen Herausforderungen locker bewältigt.
Hausdienerin macht Aerobic
Da lässt sich auch Heidi Krause, die erfahrene Hausdienerin vieler Herren, bei ihrer Aerobic-Einlage nicht lumpen. Angela Koschel-de la Croix ist in dieser Rolle auch mit dem Mundwerk flott unterwegs und rückt den Herrschaften schlagkräftig den Kopf zurecht. Das gefällt der verwöhnten First Lady des Hauses, Karin von Maybach, nicht immer, tut ihr aber gut! Ein wenig abgehoben trifft Jacqueline Binder genau den Typ der in keiner Beziehung ausgelasteten Bankiersgattin, die sich auf alten Liebespfaden etwas Abwechslung verspricht.
Jens Eulenberger mimt den blasierten Weiberhelden Max Bernstein, den es zu aushäusigen Nachtaktivitäten in zwielichtige Logen und Bäder treibt, die nicht nur der Reinlichkeit dienen. Bevor sein Lügengebäude ins Wanken gerät, bläst er sich als Frauenkenner auf und will seinen Freund Peter von Maybach, den lahmen Sack, auf Zack bringen.
Denn der ist mit seiner Bank verbandelt, liebt gute Bilanzen und hat ein enges Verhältnis zum Börsenteil seiner Zeitung. Eike Domroes ruht in diesem Dämmerzustand des „Wie du meinst, Liebling!“-Rituals, ist jovial und vor allem müde. Doch als reichlich Schampus und ein Cocktail-Inferno in ihm den Tiger wecken, ist er nicht mehr zu bremsen, springt über Stuhl und Sofa und landet auf der Suche nach einer „zweideutigen Stellung“ auf Eva Bernstein, die von ehelichem Betrug bedroht ist. Iris Faber geht mit Eike Domroes eine umwerfende Verbindung ein, die höchsten komödiantischen Ansprüchen genügt. Ein unfreiwilliges Traumpaar, das in diesem geistreichen Verwirrspiel die Eifersuchtsspirale in ungeahnte Höhen treibt. Absolut sehenswert!
Auf dem Spielplan bis zum 28. Juli, die nächsten Termine: 28. und 29. Juni jeweils 20 Uhr, 30. Juni, 15 Uhr. Karten unter Tel. (0 97 35) 235.