Solch einen Garten wünschen sich viele: groß wie ein kleiner Park und mit einem 1000-Quadratmeter-See, in dem sich Hechte und an die zwei Meter lange Welse tummeln. Um den See stehen mächtige Trauerweiden und jede Menge Bronzefiguren – Ziegen und Hühner ebenso wie ein Bacchus und eine nackte Schöne mit einer ganz besonderen Geschichte. Der Garten liegt in der Ortsmitte von Schwarzach am Main (Landkreis Kitzingen) und gehört dem Maler und Bildhauer Theophil Steinbrenner.
Der Künstler, der durchaus Ähnlichkeit mit seiner Bacchus-Skulptur hat, nennt sich in Briefköpfen „Bezirkssieger Brunnenwettbewerb Unterfranken 2002“. Dafür hat er nicht irgendeinen Osterbrunnen geschmückt, sondern – was manche anfangs anstößig fanden – Schweine auf den Haßfurter Marktplatz gesetzt. Mittlerweile hat er deutschlandweit 320 Brunnen gestaltet, spielt also in Sachen Brunnen in der Bundesliga. Er hat auch einen Vorschlag für das Denkmal des toten Berliner Eisbären Knut abgeliefert. Der habe zwar gefallen, aber auch nach einer Änderung hätte er bei dem gebotenen Preis noch draufgelegt, sagt Steinbrenner. Ein anderer bekam den Auftrag.
Steinbrenner ist nicht nur selbst künstlerisch tätig. Seit Gründung der Kleinkunstbühne in seinem Turmmuseum im Weinort Sommerach vor 25 Jahren holt er, als eine Art Kulturbeschaffer, auch namhafte Künstler aufs Land. Schauspieler wie Jutta Speidel, Miroslav Nemec oder Hardy Krüger waren schon für seine Weihnachtslesungen da.
Seine Kindheit hat der heute 65-Jährige in Dörflis in den Haßbergen verbracht. Der Vater war Lehrer. Wie es sich für einen Künstler gehört, war Theo Steinbrenner schon früh schöpferisch tätig. Immer wenn ihn seine Mutter suchte, war er in einer Lehmgrube und modellierte Puppenköpfe aus Lehm. „Ich war noch nicht in der Schule, da habe ich mir schon einen Bauernhof geschnitzt“, erzählt er. Sein Vater habe ihm aber davon abgeraten, Künstler zu werden. Deshalb wurde der – wenn man seinen aus dem Griechischen stammenden Vornamen wörtlich nimmt – Gottgeliebte ebenfalls Lehrer und unterrichtete Kunsterziehung. Als gläubiger Mensch sieht Steinbrenner sich mit seinem Talent auch von Gott geliebt. 1982 hängte er aber den Beamtendienst an einen von ihm entworfenen Nagel und wurde voll und ganz Künstler. „Seitdem bin ich der glücklichste Mensch.“
1986 richtete er in einem alten Wehrturm in Sommerach sein eigenes Museum ein. Von jeder Skulptur lässt Steinbrenner zwölf Exemplare gießen, elf davon verkauft er, Nummer zwölf wandert in sein Museum oder seinen Skulpturengarten.
Weil aber das Museum nicht zu einem „Friedhof der Kunst“ werden sollte, gründete er die Kleinkunstbühne und zugleich Theo Steinbrenners Freundes- und Kulturkreis, der heute etwa 500 Mitglieder zählt. Steinbrenner hat nun alle Hände voll zu tun. „Ich kann wie ein Besessener arbeiten“, sagt er. Weil er aber gesellig ist, lässt er sich von Freunden auch gerne herausreißen aus der Arbeit. Allein im vorigen Jahr habe er hundert Bilder gemalt, hinzu kommen Skulpturen, gemeinsam mit Dichtern gestaltete Bücher und eine monatliche Kulturveranstaltung. Seine Frau, die in Schwarzach eine Apotheke führt, unterstützt ihn, organisiert etwa den Kartenvorverkauf.
Theophil Steinbrenner lebt leidenschaftlich gerne auf dem Land, wo es Natur und Ruhe gibt, wo die Leute sich grüßen und Zeit zum Plaudern haben, wo er seine Hühner, Tauben und Wachteln sowie die Jagdhündin Nelly und die schottische Urterrier-Dame Susi halten kann. Ruhe findet er vor allem auf seinem Bauernhof, der abgelegenen Alten Fallmeisterei bei Kirchschönbach, die im Sommer auch als Bühne für Künstler dient. Als Genussmensch weiß er einen Schoppen zu schätzen, auch beim Malen: „Da wird man lockerer.“
Die große Leidenschaft des Unterfranken ist das Segeln. Im letzten Jahr schipperte er um die Seychellen, dieses Jahr ist Griechenland an der Reihe. Gerne ginge er auf die Jagd, aber es nervt ihn, dass man heute nicht mehr selektieren könne, sondern „alles totgeschossen werden muss“, und dass Bauern unmäßige Forderungen stellten. Antilopenschädel an der Wand im Heim des Künstlers zeugen von einem Besuch auf der afrikanischen Farm eines Bekannten.
Die nackte Schönheit, die sich auf dem Steg an seinem See reckt und streckt, ist ihm eines schönen Morgens an einem Fjord in Norwegen vors Papier gehüpft, als er gerade Wasserfälle zeichnete, sagt er. Unbemerkt machte er damals, vor rund 15 Jahren, schnell eine Skizze. Ein Kunde, der die Dame – gemeint ist natürlich die Skulptur – kaufte, wollte aber, dass sie das Gesicht und die Brüste seiner eigenen Frau habe. Für einen anderen musste Steinbrenner sogar noch mehr umgestalten.
Informationen zum Programm der Steinbrenner'schen Kleinkunstbühne unter www.theo-steinbrenner.de. Am 4. August wird deren 25-jähriges Bestehen in der Fallmeisterei in Kirchschönbach gefeiert.