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WÜRZBURG: Tiepolo ist viel mehr als nur Deckengemälde

WÜRZBURG

Tiepolo ist viel mehr als nur Deckengemälde

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    Eines der Glanzstücke: „Corolian vor den Mauern Roms“ ist Teil einer Tiepolo-Ausstellung im Martin-von-Wagner-Museum.
    Eines der Glanzstücke: „Corolian vor den Mauern Roms“ ist Teil einer Tiepolo-Ausstellung im Martin-von-Wagner-Museum. Foto: FOTO MVW

    Jahr für Jahr besuchen 350 000 Menschen aus allen Teilen der Erde die Würzburger Residenz. Beim Betreten des Bauwerks aus dem 18. Jahrhundert wandern die Blicke der Besucher zunächst immer in eine Richtung – himmelwärts. Denn die Hauptattraktion des Weltkulturerbes ist über ihnen: Das Deckenfresko von Giovanni Battista Tiepolo, weltweit das größte seiner Art. Im Rahmen eines Seminars bereiteten zehn Würzburger Studenten der Kunstgeschichte unter der Leitung von Universitätsdozent Dr. Meinolf Siemer eine Ausstellung im Martin-von-Wagner-Museum im Südflügel der Würzburger Residenz über das Schaffen des venezianischen Malers in Würzburg vor. Eine Herkulesaufgabe, wie die angehenden Kunsthistoriker bei ihrer Arbeit erfahren.

    Ein echter Höhepunkt

    Drei Jahre – zwischen 1750 und 1753 – hielt sich Tiepolo in der Domstadt auf. In der Zeit entstanden nicht nur die berühmten Fresken in der Residenz. „Im Winter, wenn es zu kalt für Arbeiten mit Putz war, entstanden auch Gemälde“, erklärt Anna Logemann, die in der Studentengruppe für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Zwei davon habe er im Auftrag von Residenz-Baumeister Balthasar Neumann gemalt und die befinden sich heute im Besitz des Martin von Wagner Museums. Diese stehen im Fokus der Ausstellung.

    Doch bevor die ersten Besucher kommen können – die Schau ist ab diesem Samstag zugänglich – , gab es für die Studenten viel zu tun. „Wir haben schon im Oktober angefangen“, erzählt Logemann. Die Kosten mussten kalkuliert, Sponsoren gefunden werden. In Zusammenarbeit mit der Grafikerin Valeska Landspersky wurden Flyer, Plakate und Einladungen gestaltet.

    Ein echter Höhepunkt waren laut Logemann die wissenschaftlichen Untersuchungen der beiden Gemälde. Restauratoren haben sie entrahmt, so dass die Nachwuchswissenschaftler sie genauer unter die Lupe nehmen konnten. „Dabei haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass der Rahmen nicht original ist, sich wahrscheinlich aber noch im Martin-von-Wagner-Museum befinden muss. So ein Einblick in die Museumspraxis ist für uns als angehende Kunsthistoriker unbezahlbar“, sagt sie. Schließlich musste auch der eigentliche wissenschaftliche Teil, die Erstellung eines Ausstellungskatalogs, erledigt werden, für den jeder der Studenten einen eigenen Beitrag verfasst hat. Nebenbei haben sie das Ausstellungskonzept und das Programm, darunter einen Familienworkshop und thematische Führungen, geplant. Und weil die beiden Gemälde Tiepolos zwar im Fokus, aber nicht alleine in der Ausstellung stehen sollten, mussten weitere passende Werke – teils aus dem Besitz des Martin von Wagner Museums, teils Leihgaben anderer Museen – organisiert werden, insgesamt 17.

    Die zwei Tiepolo-Gemälde behandeln Szenen aus der altrömischen Geschichte. „Sie zeigen Beispiele der Tugenden römischer Feldherren“, so Logemann. Um diese beiden Bilder im Zentrum sind Grafiken und Gemälde zu sehen, die mit der Entstehung der beiden Werke sowie mit dem Leben Tiepolos in Würzburg in Verbindung stehen und zeigen, wie der Venezianer auf fränkische Künstler der Zeit gewirkt hat – und das tat er zweifelsohne.

    Einfluss auf fränkische Künstler

    Das zeigt zum Beispiel die Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Ipthausen bei Bad Königshofen. „Dort gibt es ein Deckengemälde des fränkischen Künstlers Georg Anton Urlaub, in dem zahlreiche Motive aus dem Deckenfresko der Residenz übernommen wurden“, erklärt Logemann. So seien nicht nur – wie in der Residenz – die vier Erdteile dargestellt: „Wie Tiepolo, hat sich auch Urlaub selbst als Künstler auf seinem Fresko verewigt“, sagt sie.

    Logemann will später einmal in der Kunstpädagogik arbeiten. „Ich möchte Kunst vermitteln und das ist auch ein Ziel des Projekts.“ Dabei ist die Organisation der Ausstellung nicht nur für sie, sondern auch für ihre Kollegen, die später Kuratoren werden oder für Verlage arbeiten wollen, eine gute praktische Übung – wenn auch eine zeitintensive: „Jeder von uns arbeitet mehrere Stunden täglich, um die Ausstellung auf die Beine zu stellen“, sagt Logemann.

    „Unsere Zielgruppe sind vor allem Würzburger“, betont Logemann. Fast jeder in der Stadt könne mit dem Namen Tiepolo etwas anfangen. Die meisten brächten ihn aber nur mit seinen Fresken in Verbindung. „Dabei“, so Logemann, „ist Tiepolo mehr als Deckengemälde.“

    Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10–13.30 Uhr, Sonntag 10–13.30 Uhr (alle 14 Tage ab 10.7.). Bis 2. Oktober.

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