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WÜRZBURG: Tobias Oertel: Unterfranke als Möchtegern-Bond

WÜRZBURG

Tobias Oertel: Unterfranke als Möchtegern-Bond

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    Florian Blessing (Tobias Oertel, li.) und Nadja Hansen (Eva-Maria Grein von Friedl) kommen in der kleinen Druckerei an, die sich als Fälscherwerkstatt entpuppt.
    Florian Blessing (Tobias Oertel, li.) und Nadja Hansen (Eva-Maria Grein von Friedl) kommen in der kleinen Druckerei an, die sich als Fälscherwerkstatt entpuppt. Foto: RTL / Aki Pfeiffer

    Derzeit ist der in Werneck geborene und in Würzburg aufgewachsene Schauspieler in der Hauptrolle der RTL-Serie „IK1 – Touristen in Gefahr“ zu sehen (lesen Sie dazu auch die graue Infobox). Ein Gespräch mit Oertel über schöne Drehorte, das Theater sowie „Gala“ und „Bunte“ als Castingkataloge.

    Tobias Oertel: Hallo, ich soll Sie von Thomas Heinemann grüßen.

    Dankeschön. Zurück. Die alte Bande vom Theater am Neunerplatz in Würzburg funktioniert noch immer?

    Oertel: Ja, klar. Thomas Heinemann (Anmerk. d. Red.: Regisseur, Autor und Filmproduzent) und ich haben eine Produktionsfirma gegründet, die superNeun Film GmbH, superNeun in Anlehnung ans Theater am Neunerplatz, wo unsere Freundschaft entstand. Wir sind gerade an einem Kinderfilm dran, den wir dieses Jahr drehen wollen, auch im Raum Würzburg. Auf der Facebook-Seite positivesinking kann man einen ersten Eindruck bekommen. Da sind auch viele Würzburger Gesichter dabei, unter anderem Martin Maria Eschenbach, der auch am Neunerplatz zugange war.

    . . . und auch in „Vorne ist verdammt weit weg“ mitgespielt hat . . .

    Oertel: Genau. Er ist unser Hauptdarsteller. Und außerdem freue ich mich unheimlich, dass ich wieder mit Thomas Heinemann zusammenarbeite, bei dem ich vor 25 Jahren angefangen habe, Theater zu spielen, da war ich ja noch ein Kind, zwölf Jahre alt.

    Es wundert mich schon etwas, dass – so wie Sie im Geschäft sind –, die Schauspielerei nicht mehr abwirft und Sie unter die Produzenten gehen müssen.

    Oertel (er lacht herzlich): Sie wirft schon genug ab, aber das ist seit langem ein Plan von mir und ein Wunsch, selbst in die Stoffentwicklung zu gehen. Das interessiert mich eigentlich am Produzieren: Welche Stoffe kann man angehen, welche Leute bringt man zusammen und welche Projekte bringt man auf den Weg?

    Ihre Karriere begann am Theater. Sie standen aber schon lange nicht mehr auf der Bühne, oder?

    Oertel: Bühne ist lange her. Erfreulicherweise konnte ich in den letzten Jahren viel und durchgehend für TV und Film tätig sein.

    Sie haben Ihr Handwerk auf der Bühne gelernt, an einer der renommiertesten Schauspielschulen der Republik. Keine Sehnsucht nach den Brettern, die doch angeblich die Welt bedeuten sollen?

    Oertel: Ich werde definitiv irgendwann wieder Theater spielen, aber in den letzten Jahren hat mir die Dreharbeit ermöglicht, viel von der Welt kennenzulernen, zum Beispiel auch mit „IK1“. Und da waren mir die attraktiven Drehorte lieber als eine staubige, abgedunkelte Probebühne in irgendeinem Industriegebiet (er lacht).

    Die Serie wurde in Hongkong, Malaysia, Laos und Kambodscha gedreht. Was hat Sie außer den Drehorten gereizt?

    Oertel: Die Figur, die ich da spiele, mag ich sehr. Einen Kommissar, der sich für James Bond hält, es aber nicht ist.

    Ein bisschen James Bond für Arme, oder?

    Oertel: Na, das ist aber ein bisschen sehr despektierlich. Ich habe versucht, die Figur zu ironisieren. Dieser Florian Blessing weiß ja selbst, dass er nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Er spielt damit und hat eine gewisse Selbstironie. Das war mein Ansinnen. Ob mir das gelungen ist, ist Ansichtssache. Mir war wichtig, dass Blessing weder bierernst, noch ausschließlich als „charming Guy“ rüberkommt, sondern dass die Figur neben seinem Charme, den er dazu benutzt, um an seine Ziele zu kommen, auch immer eine gewisse Ironie zu sich selbst hat.

    Sie haben die Illustrierten „Gala“ und „Bunte“ einmal als „wichtige Castingkataloge“ bezeichnet. Sie hatten noch keine Homestory in den bunten Blättern . . .

    Oertel: Da werden Sie auch keine von mir finden.

    Vergeben Sie sich mit der Weigerung, sich auch dem Boulevard ein wenig zu öffnen, nicht auch was?

    Oertel: Vermutlich. Ich mache relativ wenig Öffentlichkeitsarbeit, obwohl es wahrscheinlich dazugehört, dass man sich als Schauspieler in den Medien auch als Privatperson präsentiert. So generiert man natürlich eine Öffentlichkeit, die einem helfen kann, besetzt zu werden. Das liegt mir nicht so. Wenn es um meine Arbeit geht, gebe ich ausgesuchten Leuten gerne Interviews, aber zu Privates ist tabu. Zumal ich auch gar nicht wüsste, was ich über mich erzählen soll (er lacht). Schauen wir mal, inwieweit ich in diesem Geschäft bestehen kann, auch wenn ich mich in der Öffentlichkeit zurückhaltend gebe.

    Stimmt es, dass Sie mal Altbauten saniert haben?

    Oertel: Ja, lange Zeit. Die ersten zwei Jahre in Berlin war ich ziemlich viel auf Baustellen unterwegs.

    Dann wohnen Sie heute bestimmt in einer wunderschönen Altbauwohnung mit vier Meter hoher Stuckdecke und herrlichem Parkett mit Fischgrätmuster.

    Oertel (er lacht): Die Decke ist 3,80 hoch, sie hat Stuck, und es sind ganz breite alte Holzdielen. Und das Beste: Ich habe nicht mal die Glühbirne selbst eingedreht. Es war glücklicherweise alles schon fertig.

    Was steht denn als Nächstes an?

    Oertel: Als Nächstes drehe ich mit dem wunderbaren, hochbegabten Nachwuchsregisseur Oliver Kienle, ein Würzburger im Übrigen, einen Stuttgart-„Tatort“. Oliver Kienle ist einer der talentiertesten Nachwuchsregisseure unseres Landes, er hat mit „Bis aufs Blut“ einen Debütfilm hingelegt, der seinesgleichen sucht. Ich war lange nicht mehr von einem Filmende derart berührt.

    Ist der „Tatort“ denn nach wie vor das Goldene Kalb des Fernsehens?

    Oertel: Nee, find' ich nicht. Ich seh' da genauso gute wie schlechte. Ich finde viele Geschichten gut erzählt und viele nicht gut erzählt. Der „Tatort“ darf natürlich immer mehr, weil er per se sechs Millionen Zuschauer hat, da kann man natürlich auch was ausprobieren. Das zeichnet die Reihe nach wie vor aus.



    Tobias Oertel

    Der Schauspieler, geboren am 18. Oktober 1975 in Werneck, wuchs in Münnerstadt auf und zog als Jugendlicher mit der Familie nach Würzburg. Dort spielte Oertel im Kinder- und Jugendtheater (Theater am Neunerplatz) erste Rollen. Nach seiner Schauspielausbildung spielte er anfangs ausschließlich Theater, seit 2002 war Oertel, der in Berlin lebt, in über 50 Film- und Fernsehformaten zu sehen, unter anderem in „Tatort“, „Wolffs Revier“, „SOKO 5113“, „Wilsberg“ und „Der Dicke“. Derzeit ist er in noch zwei Folgen der RTL-Serie „IK1 – Touristen in Gefahr“ auf dem Bildschirm: an den Donnerstagen, 24. und 31. Januar, jeweils um 20.15 Uhr. In der Krimiserie mit komödiantischen Elementen spielt Oertel einen Mitarbeiter der Abteilung Internationale Koordinierung (IK) des Bundeskriminalamtes – die es auch in Wirklichkeit gibt.

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