Wish You Were Here? Ja, tatsächlich! Ach was würden sich die 1700 Alt-Floydianer in der Würzburger s.Oliver Arena den echten David Gilmour, den echten Roger Waters, den echten Nick Mason herbeiwünschen, nur dieses eine Mal. Die Streithanseln Gilmour und Waters aber würden sich erstens mit sich selbst äußerst schwer tun, zweitens kaum in der maroden Halle auftreten wollen, drittens würde der echte Rick Wright davon auch nicht lebendig.
Mehr als die „Australian Pink Floyd Show“ bleibt den Fans der Psychedelic-Götter also nicht, um deren Sound von der dunklen Seite des Mondes wieder könnerhaft dargeboten zu bekommen – es ist die einzige vom Original akzeptierte Nachspielcombo, die sich vordergründig werkgetreu an die Legende heranmacht.
Vordergründig werkgetreu wohlgemerkt. Denn die Coverband von down under erlaubt sich ihre recht eigenen Späßchen, verwandelt das Floyd-Schwein in ein Riesenkänguru, lässt Filmchen von australischen Größen wie Kylie Minogue oder AC/DC laufen, gestaltet die Pyramide vom Dark-Side-Of-The-Moon-Cover in den Umriss des fünften Kontinents um. Es ist eine Show, die da stattfindet, ein Unterhaltungsprogramm auf Basis von Pink Floyd. Bloß, dass bei Gilmour und Waters kein Mensch auf die Idee kam, am Ende im Mittelgang zu tanzen, wie das diesmal der überraschende Fall ist.
Die letzte Zugabe ertönt aber auch als Knaller: „Run like Hell“ von „The Wall“ – Quintessenz dessen, wie die zehn Australier Pink Floyd interpretieren. Basslastig, übersteuert bis an die gerade noch erträgliche Grenze, knarzend, lärmig, treibend auf den Punkt gebracht. „One of these Days“ von „Meddle“ oder „Welcome to the Machine“ und „Have a Cigar“ von der komplett gespielten „Wish You Were Here“, „Young lust“ und „In the Flesh?“ und natürlich „Another Brick in the Wall Part 2“ von „The Wall“ sind ebenfalls willkommene Nummern im Beuteschema: Wie enthebe ich Pink Floyd des gepflegt-geheimnisvollen Kults und mache daraus pure Rockmusik?
Drei Damen und sieben Herrn
Dass dadurch die Angelegenheit unpersönlicher wird, stört die Anhänger nicht, weil sie sich einfach über die Wiederkehr der lange nicht live gehörten Titel freuen. Und unpersönlich professionell treten die drei Damen und sieben Herren aus Adelaide ohnehin auf, verzichten sogar auf namentliche Vorstellung.
Trotzdem dürfte ihnen nicht entgangen sein, dass es ziemlich viel Jubel während der zweieinhalb Stunden auch oder gerade für die nicht so einfach in puren Rock umzuwandelnden Stücke gibt. Für erst 14 (Parts 1 – 5) und dann noch mal 13 Minuten (Parts 6 – 9) vom feinen „Shine on you crazy Diamond“. Für die „High hopes“ aus „The Division Bell“, für das entrückte „The great Gig in the Sky“ aus der etwas zu kurzgekommenen „Dark Side Of The Moon“ oder das von Gilmour-Fans innig geliebte „Comfortably numb“: Doch, das vom Meister seinerzeit fast gestreichelte Gitarrensolo hört sich auch hier einigermaßen unwiderstehlich an.